Worauf werdende Mütter achten sollten

Haare färben in der Schwangerschaft: Schadet es dem Baby?

Schwanger achten viele Frauen besonders genau auf ihre Gesundheit. Und fragen sich dann auch, ob Haare färben in der Schwangerschaft gefährlich für das Baby sein könnte. Wir haben bei zwei Experten nachgefragt. 

Eine schwangere Frau färbt sich vor dem Spiegel die Haare. © Getty Images/Aleksandar Nakic
Viele Frauen trauen sich nicht, während der Schwangerschaft ihre Haare zu färben.

Das Wichtigste vorab zusammengefasst:

Ein vorsorglicher Verzicht auf das Färben der Haare während der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist aus wissenschaftlicher Sicht zwar nicht unbedingt nötig. Wer jedoch auf Nummer sicher gehen möchte, sollte lieber verzichten, vor allem im ersten Trimester und danach auf schonende Produkte und Techniken achten, die den Kontakt mit der Kopfhaut minimieren.

Eine frische Haarfarbe gehört für viele Frauen zum regelmäßigen Friseurbesuch dazu  – sei es, um graue Strähnen zu überdecken oder weil die Naturhaarfarbe nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Doch, keine Frage, in Haarfärbemitteln steckt ordentlich Chemie ... 

Zwei Dinge befürchten Schwangere:

  1. Die mit Abstand größte Sorge: Das ungeborene Baby könnte im Mutterleib durch die Chemikalien Schaden tragen.
  2. Auch nicht zu unterschätzen: Die Haarfarbe könnte eine unerwünschte Allergie auslösen, die in der Schwangerschaft medikamentös nicht ausreichend behandelt werden kann.

Was ist dran an diesen Sorgen? Können Schwangere sich weiterhin beruhigt die Haare färben lassen? Wir haben mit zwei Experten gesprochen: Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, und  Rosanna Lucci, Hairstylistin aus Hamburg.

Kann beim Färben Chemie über die Kopfhaut in den Körper gelangen? 

Die größte Angst ist, dass gefährliche Chemikalien aus den Haarfärbemitteln über die Kopfhaut der Mutter in den Körper aufgenommen werden und so zum ungeborenen Kind gelangen könnten. Ist diese Angst begründet?

Dr. Christian Albring hält grundsätzlich fest: "Ja, die Chemikalien in Haarfärbemitteln können von der Kopfhaut aufgenommen werden und somit zum Baby im Mutterleib gelangen." Das klingt erst einmal dramatisch und dennoch gibt der Experte etwas Entwarnung: "Die in Mitteleuropa erhältlichen Färbe- und Tönungsmittel stellen nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung weder für die schwangere Anwenderin noch für schwangere Friseurinnen und ihre ungeborenen Babys eine Gefahr dar." Auf Produkte aus dem Ausland sollte Schwangere besser verzichten, da diese weniger strengen Auflagen unterliegen können.

Auch der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. nimmt besorgten Verbraucherinnen die Bedenken: "Wissenschaftlich gesehen gibt es keinen Grund, während der Schwangerschaft mit dem Colorieren oder Aufhellen aufzuhören, da die Sicherheit von Haarfärbemitteln in der Schwangerschaft bei der Produktentwicklung berücksichtigt wird."

Haare färben in der Frühschwangerschaft? 

Selbst für das Färben in der Frühschwangerschaft gibt die allgemeine Studienlage bisher keinen Grund zur Sorge. "Dennoch fühlen viele sich sicherer, wenn sie ihre Haare im ersten Schwangerschaftstrimester nicht färben lassen, weil schädliche Substanzen in dieser Zeit in die Entwicklung des Organismus eingreifen können", weiß Dr. Albring.

Haarfärbemittel können in der Schwangerschaft Allergien auslösen

Ein tatsächlich ernstzunehmendes Risiko besteht durch Allergie auslösende Substanzen in Haarfärbemitteln. In jedem Beipackzettel von Drogerieprodukten wird auf diese Gefahr hingewiesen. Die Hersteller empfehlen meist einen Allergietest durchzuführen, bevor das Haarfärbemittel verwendet wird. Dabei gibt man das hochkonzentrierte Haarfärbemittel auf eine kleine Hautstelle. Wenn die Haut nach 48 Stunden keine Reizungen zeigt, wie Jucken, Brennen oder einen Ausschlag, ist die Verwendung des Haarfärbemittels unbedenklich.

In der Frühschwangerschaft und Schwangerschaft sollte ein solcher Allergietest auf jeden Fall durchführt werden. Auch wenn das Haarfärbemittel bisher gut vertragen wurde, können durch die Hormonumstellung während der Schwangerschaft allergische Reaktionen auf das Haarfärbemittel auftreten. Unter Umständen kann diese dann auch besonders schwer zu behandeln sein, da Schwangere nicht jedes Medikament einnehmen dürfen.

Darf man den Ansatz färben in der Schwangerschaft?

Friseurin Rosanna Lucci mahnt zur Vorsicht: "Auch wenn man vorher nie Probleme mit dem Haarefärben hatte, wissen wir ja alle, was die Hormone mit dem Körper einer Schwangeren machen und was sich alles verändert." Aus diesem Grund lehne sie die Färbung auf der Kopfhaut ihrer Kunden ab. "Ich möchte das Risiko nicht eingehen, dass eventuell doch eine Allergie oder Reizung entsteht." Aber wer sich ohne Farbe auf dem Schopf total unwohl fühlt, muss nicht komplett verzichten: "Ich biete meinen Kunden als Alternative eine Strähnchentechnik an, so kommt das Produkt nicht auf die Kopfhaut und man kann die rausgewachsenen Ansätze trotzdem kaschieren, sowohl dunkel, als auch hell.“ Auch Ansatzsprays sind eine gute Lösung, um Ansätze während der Schwangerschaft zu kaschieren. Mehr dazu weiter unten im Kasten. 

Henna in der Schwangerschaft: Eine Alternative zu herkömmlichen Färbemitteln?

Wenn ihr aufgrund der Risiken lieber auf chemische Haarfärbemittel verzichten möchtet, gibt es zwar natürliche Alternativen, aber Vorsicht: Die Begriffe "Pflanzenhaarfarbe" oder "Naturhaarfarbe" sind gesetzlich nicht geschützt. Dr. Albring warnt: "Vor allem in pflanzlichen Henna-Präparaten aus dem außereuropäischen Ausland wurden Substanzen in unerlaubter Menge gefunden, die das Erbgut verändern und starke Allergien hervorrufen können." Häufig werden den natürlichen Farbstoffen chemische Zusätze zugefügt, wie beispielsweise der kritische Inhaltsstoff P-Phenylediamin (PPD). Dieser intensiviert die Haarfarbe und ist nur in sehr geringen Mengen für Kosmetikprodukte zugelassen. Abhängig vom Anbaugebiet und Herkunftsland besteht bei Henna-Produkten auch die Gefahr, dass beim Anbau der Pflanzen verwendete Pestizide in natürlichen Haarfärbemittel enthalten sein können. Deshalb solltet ihr beim Kauf von pflanzlichen Haarfärbemitteln genau auf die Inhaltsangabe und die Herkunft achten, denn Produkte aus Mitteleuropa stellen laut Dr. Albring in der Regel keine Gefahr dar.

Darf man während der Stillzeit wieder mit dem Färben der Haare beginnen?

Vom Haarefärben in der Stillzeit wird, wie auch in der Schwangerschaft, nicht gänzlich abgeraten. Wer es vorsichtig angehen möchte, vermeidet dauerhafte Colorationen und setzt auf Strähnchen oder die anderen oben genannten Alternativen. Zwar gehen beim Färben über die Kopfhaut nur sehr geringe Mengen der Haarfärbemittel in die Blutbahn über. Jedoch ist bisher nicht ausreichend erforscht, welche Auswirkungen die Stoffe auf die Muttermilch haben können.

Wer es extra-vorsichtig angehen möchte, meidet in der Stillzeit lieber aggressive Inhaltsstoffe, wie Wasserstoffperoxid und Ammoniumhydroxid. Insbesondere auf das Blondieren müsste in dieser Hinsicht allerdings verzichtet werden, da hierbei oft aromatische Amine beigemischt werden, die schädliche Auswirkungen auf den Körper und die Muttermilch haben könnten.

Fazit: Das solltest ihr beim Haare färben in der Schwangerschaft und Stillzeit beachten

Dank der zahlreichen Alternativen müssen werdende Mütter weder in der Frühschwangerschaft oder auch der späteren Schwangerschaft noch in der Stillzeit auf das Auffrischen der Haarfarbe oder Färben des Ansatzes verzichten. Dennoch entscheiden sich einige Schwangere und Mütter für den sicheren Weg und verzichten in dieser Zeit komplett auf das Färben.

Wer weiterhin chemische Haarfarbe verwenden möchte, sollte grundsätzlich Folgendes beachten:

  • Vor dem Färben auf jeden Fall einen Allergietest mit der ausgewählten Haarfarbe durchführen. So kann man auch mit chemischer Haarfarbe relativ sicher sein, dass die Farbe keine Allergie auslösen wird, die eventuell mit Medikamenten behandelt werden müsste.
  • Bei der Anwendung auf jeden Fall Handschuhe tragen, um den Kontakt der Farbe mit der Haut gering zu halten.
  • Auf eine gute Belüftung des Raumes achten.
  • Die Einwirkzeit des Haarfärbemittels so gering wie möglich halten.
  • Am besten eignen sich in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit Strähnchen, um den Hautkontakt mit der Haarfarbe zu minimieren.

Ansatzsprays in der Schwangerschaft

Gerade der rauswachsende Ansatz nervt viele Schwangere. Man kann ihn aber auch ohne Färben gut kaschieren. "Weiße oder graue Ansätze können gut mit Farbsprays bzw. Ansatzsprays abgedeckt werden. Diese Sprays gibt es in verschiedenen Tönen. Sie sind aber eher für Haartöne im dunkleren Bereich geeignet (z. B. "Retouch.Me" von Kevin Murphy)", so Friseurin Rosanna Lucci. Für dunkle Ansätze, die heller erscheinen sollen, kann man ein spezielles Haarpuder nutzen, welches man mit einem kleinen Pinsel präzise als Strähnenoptik auftragen kann, ähnlich wie ein Lidschatten, nur eben für die Haare (z. B. "Insta Recharge" von Wella)." Außerdem können Tönungsshampoos graue Ansätze kaschieren und die verblasste Haarfarbe wieder auffrischen. Sogar bestimmte Trockenshampoos speziell für blonde (z. B. "Batiste Trockenshampoo Blond") oder dunkle Haare (z. B. "Batiste Trockenshampoo für dunkles Haar") können mittlerweile den Ansatz etwas kaschieren.