Nachgefragt

Warum schreien Babys nachts plötzlich, obwohl sie keinen Albtraum haben können?

Immer wieder kommt es vor: Ein Baby wacht mitten in der Nacht unvermittelt mit schrillem Schreien auf. An einem Albtraum kann das offenbar nicht liegen, aber woran dann? Expertinnen antworten.

Schreiendes Baby.© Pexels/Anthony Shkraba
Manchmal könnte man denken, das Baby hat einen Albtraum.

Eine Frage, die wohl Eltern, Forscher und Schlafexperten gleichermaßen beschäftigt: Können Babys schon Albträume haben, oder warum sonst wachen sie nachts mitunter mit einem schrillen Schrei auf? 

Kleine Babys haben noch keine Albträume in der Form, wie wir sie kennen

Zumindest über eins scheint Einigkeit zu herrschen: Babys erleben vor allem in den ersten Monaten offenbar nicht die Art von Albtraum, die Kinder oder Erwachsene haben können. Gegenüber der kanadischen Website "Today's Parent" sagt die Schlafexpertin und Gründerin von "Good Night Sleep Site" sinngemäß:

Grundsätzlich neigen Babys nicht zu Albträumen.

Das liege daran, dass die neuronalen Netzwerke und die kognitive Entwicklung bei Babys in den ersten Lebensmonaten noch nicht vollständig ausgereift seien, was aber für den komplexen Prozess des Träumens notwendig wäre. Dieser beinhaltet unter anderem auch, beängstigende Szenarien zu erzeugen. Auch wenn Babys noch keine Albträume haben können, können sich durchaus Unwohlsein und Leid empfinden und diesem auch im Schlaf Ausdruck verleihen. Das seien dann aber keine Zeichen für Albträume.

Warum Babys im Schlaf schreien

Auch wenn ihr nun beruhigt seid, dass euer Baby keinen Albtraum hat, möchtet ihr natürlich wissen, warum es nachts auf einmal schreit. Das kann viele verschiedene Ursachen haben:

  • Vielleicht hat euer Baby Hunger.
  • Vielleicht braucht es eine frische Windel.
  • Vielleicht fühlt es sich aus einem anderen Grund unwohl.
  • Vielleicht wirkt es aber auch, als würde euer Baby schlafen, denn es hält die Augen geschlossen und reagiert nicht auf euch, obwohl ihr es ansprecht oder sogar schon in den Armen haltet. Auch das ist normal.

Der letzte Fall ist vergleichbar mit dem Sprechen im Schlaf oder dem Schlafwandeln. Euer Baby tut etwas, bei dem ihr denkt, es sei wach, doch tatsächlich schläft es. Das bestätigt Dr. Lisa Meltzer vom internationalen "Pediatric Sleep Council". Sie rät: 

Ihr werdet den Unterschied kennenlernen, ob euer Baby in der Nacht schreit, weil es euch braucht, oder ob es schreit und euch nicht braucht, weil es weiterschläft.

Sie habe das auch mit ihrem Sohn erlebt. Wenn er sie brauchte, streckte er die Arme nach ihr aus, wenn sie ihn ansprach. Doch in anderen Fällen reagierte er nicht auf sie und schlief einfach weiter. In diesen Fällen sollten wir unsere Babys ruhig schlafen lassen und sie nicht wecken. 

Weitere Gründe, warum Babys nachts aufwachen

Auch Übermüdung könne dazu führen, dass Babys nachts weinend aufwachen. Oder sie haben noch nicht gelernt, alleine wieder einzuschlafen, wenn sie aufwachen. Auch diese Fähigkeit muss erst erlernt werden. Natürlicherweise durchlaufen Babys genauso wie Kinder und Erwachsene unterschiedliche Schlafphasen. Während der Übergänge ist es normal, aufzuwachen. Das tun wir auch, nur dass wir es oft nicht merken und uns morgens nicht daran erinnern können, weil wir gelernt haben, gleich wieder einzuschlafen. Babys geben während dieser Übergänge manchmal Geräusche von sich und scheinen wach zu sein, obwohl sie eigentlich gleich weiterschlafen. Daher sollten wir sie in solchen Momenten nicht gleich hochnehmen – damit könnten wir sie überhaupt erst wirklich wecken. 

Ab welchem Alter können Kinder Albträume haben?

Vermutlich fangen Kinder mit ungefähr zwei Jahren an, so zu träumen, wie wir es kennen. Sie werden dann kreativer in ihrem Denken und haben auch schon die verbale Fähigkeit zu beschreiben, wie sie sich fühlen und was sie träumen.

Solltet ihr euch wegen des nächtlichen Schreiens eures Babys Sorgen machen, sprecht ruhig mit dem Kinderarzt/der Kinderärztin eures Vertrauens.