Ängstliches Kind nach dem Aufwachen.© iStock/ozgurcankaya
Albträume machen Kindern häufig große Angst ... 

6 Tipps, die Kinder nach einem Albtraum beruhigen

Diese Tipps seht ihr auch im folgenden Video. Hier sind sie schon einmal vorab, bevor wir noch tiefer ins Thema einsteigen.

  1. Körperliche Nähe hilft nach einem Albtraum. Nehmt euer Kind in den Arm, oder legt euch zu ihm, bis es sich wieder beruhigt hat.
  2. Sicherheit. Teddys oder eine Schmusetuch können eurem Kind helfen, im Hier und Jetzt zu sein und auch Sicherheit geben. 
  3. Mit dem Kind sprechen. Kleinkinder können noch nicht zwischen Traum und Realität unterscheiden. Sprecht mit eurem Kind und zeigt ihm, dass keine Monster in seinem Schrank wohnen. Dafür könnt ihr gemeinsam nachsehen. 
  4. Monster am Tag bekämpfen. Am besten lässt sich über die Albträume sprechen, wenn es draußen wieder hell ist. Deshalb solltet ihr die Monsterbekämpfung auf den nächsten Tag verschieben. 
  5. Träume bedeuten Verarbeitung. In Träumen verarbeiten wir Erlebnisse und Erfahrungen. Gebt eurem Kind deshalb tagsüber die Gelegenheit, über seine Probleme und Ängste zu sprechen. 
  6. Licht anschalten. Viele Kinder fürchten sich vor/in der Dunkelheit. Ein Nachtlicht nimmt diese Angst. Auch hilfreich: im Flur ein Licht brennen lassen. Monster und andere Gruselgestalten sind für unsere Kinder real. Ihre Ängste müssen wir daher unbedingt ernst nehmen. 

Plötzlicher Schrei in der Nacht

Toms Schrei reißt mich aus dem Tiefschlaf. Und verursacht sofort einen stechenden Schmerz in meiner Brust: Sein angsterfülltes, flehendes Rufen geht mir im wahrsten Sinne des Wortes ans Herz. Nach einem Satz über den Flur hocke ich an seinem Bett. Ein halb wacher, halb träumender Tom wimmert etwas von "groooß" und "kaputt" – mehr verstehe ich nicht. Doch was auch immer "groß" und "kaputt" ist: Es bereitet ihm eine Heidenangst. Sein kleiner Körper zittert wie Espenlaub.

Albträume bei Kindern: Was tun? 

Soll ich den Knirps aufwecken, ins Hier und Jetzt holen, und ihm zeigen, dass keine große, kaputte Gefahr hinter ihm her ist? Aber wer weiß, wie lange er zum Wiedereinschlafen braucht, wenn er erst einmal richtig wach ist … Doch wenn er jetzt sofort wieder wegdöst, träumt er doch sicher schlecht weiter. Wie verhalte ich mich also richtig? "Nach dem Aufwachen aus einem Traum lassen Sie Ihr Kind den Trauminhalt kurz erzählen", sagt Kinderarzt und Schlafexperte Dr. Alfred Wiater. "Dann beruhigen Sie Ihr Kind und sagen ihm, dass Sie am nächsten Tag mit ihm weiter über den Traum sprechen." Wichtig dabei: Das in der Nacht versprochene Gespräch sollte am nächsten Tag auch wirklich stattfinden.

Ab wann treten Albträume bei Kindern auf? 

Wer über Albträume redet, nimmt ihnen das Gruselige, Unbekannte. Diese Gespräche sind deshalb ab jedem Alter sinnvoll, in dem euer Kind aus Albträumen erwacht und sich dazu äußern kann. Allerdings sind konkrete Traumerinnerungen laut Dr. Wiater erst ab einem Alter von etwa drei Jahren zu erwarten. Wenn euer Kind den Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit noch nicht eigenständig erkennt, helft ihm dabei, das Geträumte einzuordnen. Dr. Wiater beschreibt kleinen Patienten einen Traum zum Beispiel als "Reise durch die Nacht, auf der wir Vieles erleben, das aber nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat." Dann besprecht ihr den Inhalt des Geträumten: "Monster, Verfolgung und Bedrohung sind häufige Trauminhalte", weiß Dr. Wiater. Lasst euch von eurem Kind erzählen, was genau es "gesehen" und erlebt hat. Das kann Anhaltspunkte für die Ursache der schlechten Träume geben: Ist mein Kind einfach vom heutigen Tag reizüberflutet? Oder sitzen die Gründe für den Albtraum tiefer?

Wiederkehrende Albträume bei Kindern: Wie viele schlechte Träume sind "normal"?

"Häufig treten Albträume phasenweise auf, zum Beispiel in bestimmten Reifungsphasen oder nach Änderung der Lebensumstände", sagt  Dr. Wiater. Das kann eine familiäre Trennungssituation genauso sein wie der Eintritt in den Kindergarten oder der Umzug in eine neue Stadt. Ernst wird es erst, wenn die bösen Träume nicht nachlassen: "Wenn sich Trauminhalte immer wieder wiederholen, könnten traumatisierende Erlebnisse die Ursache sein", warnt der Schlafforscher. "Über mehrere Wochen regelmäßig vorkommende und insbesondere Träume mit immer wieder demselben Inhalt sollten Anlass zu einer kinderpsychologischen Abklärung geben", rät Dr. Wiater.  

Albträume bei Kindern deuten: Auch Lärm und Licht können Angst machen und für schlechte Träume sorgen

Doch natürlich ist nicht jeder wiederkehrende Traum gleich ein Anzeichen für ein traumatisches Erlebnis, das verarbeitet wird. Manchmal hat auch schlicht der Schlafplatz selbst eine negative Wirkung: "Gegenstände im Zimmer, bestimmte Lichteinflüsse, auch Lärm und andere äußere Reizeinwirkungen können auf Kinder einen beängstigenden Einfluss haben, der dann in Albträumen zum Ausdruck kommen kann", erläutert Dr. Wiater. Hilfreich ist es, wenn sich Eltern einen Eindruck verschaffen, welchen äußeren Einflüssen ihr Kind in der Nacht ausgesetzt ist. Also: Einfach mal mit der Matratze ins Kinderzimmer umziehen und eine Nacht aus Kindersicht verbringen – wir wünschen angenehme Träume! 

Albtraum oder Nachtschreck?

Kein böser Traum, sondern ein psychologisches Phänomen – daran erkennt ihr den sogenannten "Nachtschreck":

  • Euer Kind sitzt plötzlich aufrecht im Bett und schreit.
  • Die Augen sind weit aufgerissenen Augen, der Puls rast.
  • Es wirkt orientierungslos.
  • Es ist nicht ansprechbar.
  • Anders als bei einem Albtraum, kann sich euer Kind am nächsten Tag an nichts erinnern.

Geratet nicht in Panik: Der Spuk ist nach einigen Minuten wieder vorbei. Und auch beim Nachtschreck gilt: So lange er nicht auffällig häufig auftritt, gibt es keinen Grund zur Sorge.

Tipps für ein kindgerechtes Schlafumfeld

  • Eine gute, schadstofffreie Kinder-Matratze kaufen. Da die Kleinen schnell wachsen, benötigen sie etwa alle fünf Jahre eine neue. Tipp: Ökotest testet Kindermatratzen regelmäßig und bietet Orientierung.
  • Das Zimmer sollte auch im Sommer gut abgedunkelt sein.
  • Die ideale Raumtemperatur zum Schlafen liegt bei 16 bis 18 Grad.
  • Optimale Luftfeuchtigkeit: zwischen 40 und 60 Prozent. 
  • Lärm und Stimmen vermeiden.
  • "Gruselige" Gegenstände (der böse blickende Teddy? Das Wandbild mit dem komischen Clown?) sollten aus dem Kinderzimmer verbannt werden.
  • Ist das Kind alt genug, ist ein Lieblingsstofftier ein guter Einschlaf-Kamerad (und "Albtraum-Jäger").