
So schön warm und kuschelig hier. Und wie das duftet. Hach, und von dem leckeren Geschmack ganz zu schweigen ... So würden kleine Säuglinge wohl von einer Still-Session berichten – wenn sie könnten. Und dann kommt da diese Flasche. Will ich nicht!
Stillen ist nicht nur wundervoll, es ist auch unschlagbar gesund für Säuglinge. Doch manche Frauen können nicht. Andere wollen nicht. Die Gründe für den Griff zum Milchfläschchen können vielfältig und vor allem sehr individuell sein. Manchmal soll es auch nur eine kurze Stillpause sein, mit Muttermilch aus der Flasche.
Doch: Nicht wenige Babys haben andere Pläne. Sie lehnen partout jeden Plastik-Nuckel ab. Für sie geht nichts über das Original. Das kann so manche Mama stressen – wenn zum Beispiel der Jobstart naht. Oder ein längerer Krankenhausaufenthalt. Oder der Druck des Elternseins so erschöpft, dass eine Baby-Break dringend gebraucht wird. Was nun? Kann man seinen kleinen Wurm schonend an die Flasche gewöhnen? Wir haben mit der Elternberaterin Sandra Werlich-Praetzel gesprochen. Sie ist ausgebildete Hebamme, Stillberaterin und coacht in ihrer Praxis in Hamburg junge Eltern und liefert hilfreiche Tipps.
Tipps für Eltern, wenn das Baby die Flasche ablehnt
Hinterfragt eure Absicht!
Am wichtigsten ist die grundsätzliche Einstellung zur Flasche, denn: "Wir spiegeln unsere Emotionen. Wenn wir unsicher sind, ob unser Baby die Flasche möchte, dann wird unser Baby unsicher, ob es gut ist, die Flasche zu trinken", so Sandra Werlich-Praetzel. Ihr solltet euch also zuerst selbst fragen: Möchte ich überhaupt ein Fläschchen geben? Ist es das Richtige für unsere Familie? Oder fahren wir doch ganz gut mit dem Stillen. Viele Jobs (Hallo Home-Office!) sind mittlerweile stillfreundlicher geworden. "Wenn uns selber die Flasche nicht zusagt, dann übertragen wir dieses Gefühl auch an unser Kind", bestätigt uns die Elternberaterin. Und andersherum: Wer absolut überzeugt ist, dass die Flasche der passende Weg ist, wird damit früher oder später Erfolge feiern.
Geduldig bleiben, wenn das Baby die Flasche ablehnt
Nichts stresst mehr als eine zu krasse Erwartungshaltung. Wer am Wochenende spontan den Mädels-Brunch inklusive Aperol Spritz genießen will, darf sich nicht wundern, wenn Baby da nicht sofort mitspielt. Wer aber schon schwanger weiß, dass auch ab und an das Fläschchen zum Einsatz kommen soll, der beginnt am besten schon drei bis vier Wochen nach der Geburt damit. Wenn es dann nicht gleich klappt, dranbleiben. "Jeden Tag und immer wieder versuchen, die Flasche anzubieten – ohne Druck und Zwang, aber ganz selbstverständlich", rät Sandra Werlich-Praetzel. "Dabei nicht verzweifeln, sondern ruhig bleiben und optimistisch!"
Gut gemacht! Lob beim Trinken aus dem Fläschchen hilft
Und wenn es dann klappt: loben! Auch wenn es nur ein paar Schlucke sind. Manchmal trinken Babys nicht direkt das Fläschchen auf Ex und doch ist ein Anfang geschaffen. Und ganz wichtig: nicht weiter überreden! Wenn Mini den Kopf wegdreht, freuen wir uns über den kleinen Erfolg und versuchen es ein anderes Mal wieder.
Fläschchen-Equipment checken
Den Tipp haben bestimmt schon alle Eltern gehört, die ihrem Nachwuchs vergeblich die Flasche angeboten haben: Wechsel doch mal die Marke! Und ja, es gibt Unterschiede. Doch eines haben alle Sauger gemeinsam: Sie sind anders als die Brust von Mama. Und vor allem das Trinken aus ihnen ist ein völlig anderes. Es musst gelernt werden und das geht oft nicht von einem auf den anderen Tag. Am besten durchprobieren. Und wer Pre-Milch nutzt, sollte auch ruhig mal das Produkt wechseln. Denn auch hier sind die Geschmäcker verschieden. Guter Trick der Elternberaterin: Wenn ein Baby nicht aus der Flasche trinkt, kann man es alternativ mit einem Becher versuchen. Wenn dann getrunken wird, liegt es nicht an der Milch, sondern an der Flasche.
Eine Frage des Timings
Der beste Zeitpunkt? "Wenn das Baby nicht müde oder angestrengt ist und wir es mit der Flasche noch zusätzlich überfordern würden", rät Sandra Werlich-Praetzel. "Manchmal hat man aber auch im Halbschlaf Glück. Dann sind die meisten Babys tiefenentspannt, von nichts abgelenkt und viele docken automatisch an, um zu trinken." Am besten ihr probiert es zu mal zu verschiedenen Zeitpunkten aus.
Lass mal jemand anderen ran – außer Mama!
Lasst mal den Papa ran – oder Oma, Opa, die Babysitterin ... Denn Mama ist auch gleich Brust und riecht nach Milch. "Ich kann aus Erfahrung alle Frauen beruhigen, die zum Beispiel zurück in ihren Job kehren wollen. Kinder nehmen häufig die Flasche von einer Betreuungsperson, wenn die Mutter nicht da ist", erzählt uns Sandra Werlich-Praetzel und nimmt gleichzeitig die Sorge: "Eine Flasche als Entlastung muss kein Anfang vom Ende für das Stillen bedeuten." Es kann trotzdem helfen, wenn ein Gegenstand dabei ist, der nach Mama riecht: ein Schal oder ein T-Shirt zum Beispiel, die um das Fläschchen gewickelt sind.
Weitere Experten-Tricks, um das Baby an die Flasche zu gewöhnen:
"Eine gewohnte Umgebung gibt dem Baby Sicherheit. Hautkontakt und Begrenzung durch die Arme beruhigen", empfiehlt unsere Expertin. Ebenso Bewegung durch Schaukeln, Wiegen und Wippen. Und: "Die Milch nicht zu warm zu machen, denn Muttermilch ist auch nur so warm wie unsere Körpertemperatur."
Richtige Position und Technik beim Fläschchengeben
Das Baby sollte in jedem Fall bequem gehalten werden, am besten nicht komplett liegend, da dann schnell zu viel Milch in den Mund laufen kann. Besser etwas angewinkelt sitzend, aber vor allem bei kleineren Babys mit dem Elternarm unterstützend im Kopf-, Schulter-, Nackenbereich. Ein Baby braucht durchschnittlich 15 bis 20 Minuten für ein Fläschchen. Viel schneller sollte es nicht gehen, damit Bauchweh und Unwohlsein vermieden werden. Ergo: Die Milch sollte nicht "reingekippt" werden, sondern möglichst mit einem natürlichen Fluss verfügbar sein. Man spricht dabei von einer "getakteten Flaschenernährung". Man kippt die Flasche also nur leicht, wenn keine Milch mehr im Sauger ist. Dieser muss nie komplett mit Milch gefüllt sein. Es dürfen natürliche Pausen entstehen.
Plus: Achtet bei Säuglingen auf jeden Fall auf einen sogenannten "Neugeborenen"-Aufsatz.