Eine Mama stillt ihr Baby im Tragetuch.© iStock/lolostock
Im Tragetuch stillen? Kann gut klappen. Muss es aber nicht. 

Ihr seid überzeugte Tragemama? Oder habt ein absolutes Tragebaby? Dann habt ihr euch vielleicht schon mal gefragt, ob das Stillen in der Trage auch funktionieren könnte? Wäre doch so herrlich praktisch. Verkürzt geantwortet: Kann es. Muss es aber nicht.

Die lange Antwort lest ihr nachfolgend ... 

Wir haben nachgefragt bei der zertifizierten Stillberaterin Nadine, die auch auf Instagram unter dem Account @diemilchtheke Eltern und vor allem natürlich stillende Mamas begleitet. Sie hat uns hier bei "Leben & erziehen" schon bei einigen Stillthemen mit ihrer Expertise zur Seite gestanden. 

Auch wenn es um das Stillen in der Trage bzw. in einem Tragetuch geht, weiß sie genau Bescheid und kennt die Vorteile. Aber ganz wichtig ist es ihr auch zu betonen: "Es ist nicht jederfraus Sache! Für manche ist es vollkommen unpraktisch und eine ewige Frickelei. Für andere Mamis ist es eine gute Alternative, die sie noch nicht bedacht haben. Eine gute Möglichkeit, ihr Kind mit Halt zu stillen."

Die Vorteile von gleichzeitigem Stillen und Tragen

  • die aufrechte Haltung des Kindes, um Verschlucken zu verhindern
  • die reduzierte Wahrnehmung der äußeren Reize – Baby kann sich aufs Stillen fokussieren
  • der Haut-zu-Haut-Kontakt und die damit verbundene Oxytocin-Ausschüttung
  • die freien Hände der Mutter 
  • die Beiläufigkeit, in der das Stillen erfolgen kann

Wichtig: "Stillen und Tragen sollten zunächst unabhängig voneinander geübt und beherrscht werden und können danach kombiniert werden", empfiehlt die Expertin. Und zwar im Idealfall auch in dieser Reihenfolge:

  1. Stillen
  2. Tragen
  3. Stillen und Tragen

Wie kann das Stillen in der Trage funktionieren?

Du fühlst dich sicher beim Stillen mit deinem Baby und hast auch schon etwas Erfahrung mit deiner Trage sammeln können? Dann steht einem Versuch nichts im Wege. Nadine rät Folgendes:

  1. Die Gurtbänder der Trage sollten so angepasst werden, dass die Brustwarze und der Warzenhof für das Kind gut erreichbar sind. Also lockerer als sonst, wenn Mama dem Baby leicht einen Kuss auf den Kopf geben kann.
  2. Stillfreundliche Kleidung ist natürlich eine Grundvoraussetzung.
  3. Das Kind sollte die Brust selbst zum Andocken entdecken. Das bedeutet, dass die Stillende - obgleich der unmittelbaren Nähe - die Brust nicht in den Mund stopft, sondern sie anbietet.
  4. Nun, wenn ihr eure Stillposition gefunden habt, sollten die Gurtbänder wieder gerichtet werden, um einen optimalen Sitz für Mama und Baby zu gewährleisten.

Wichtig: Zu jeder Zeit darauf achten, dass das Baby gut in der Trage gesichert ist und somit keine Sturzgefahr droht.

Brauche ich eine spezielle Trage?

Nein! Stillberaterin Nadine rät davon ab, sich gezielt eine Trage (oder ein Tragetuch) zu kaufen, nur um darin das Baby auch stillen zu können. Eher andersherum: Wer schon eine Trage oder ein Tragetuch besitzt, der kann überlegen, den Nutzen für sich auch auszuweiten.

Für viele Frauen ist es nicht die gängigste Stillposition, sondern eher Plan B oder sogar eine Notfalllösung. Wenn es dann auch noch unkompliziert klappt, umso schöner. Dann kann es den Alltag wirklich erleichtern. Probiert es doch am besten vorher in gemütlicher Wohlfühlatmosphäre, zum Beispiel zu Hause, aus. Und: Wenn es nicht euer "cup of tea" ist, auch kein Problem!