
Übung macht wie so oft auch beim Stillen den Meister bzw. die Meisterin. Lasst euch also bitte nicht entmutigen, wenn es nicht auf Anhieb klappt oder anfangs etwas hakelig abläuft. Vielleicht bringen euch unsere Tipps zum richtigen Anlegen schon einen Schritt weiter. Natürlich könnt ihr auch jederzeit eure Hebamme fragen, die euch vor Ort hilft.
Anlaufschwierigkeiten sind normal!
Oftmals sind es überhöhte Ansprüche und Erwartungen, die uns im Weg stehen. Medien verbreiten oft ein perfektes, aber unrealistisches Bild vom harmonischen, reibungslosen Stillen. Davon solltet ihr euch nicht irritieren lassen. Tatsächlich sind Startschwierigkeiten normal, und jede von euch wird mit ihrem Baby ihren eigenen Weg gehen. Gut gemeinte Ratschläge wie "Du musst dich entspannen" helfen eher nicht weiter. Scheut euch aber nicht, verwandte Frauen oder Freundinnen, die schon Kinder haben, um Rat zu fragen. Oft ist es enorm hilfreich, mit jemandem zu sprechen, die schon in derselben Situation war, und die es einem vor Ort zeigen kann.
Tipps einer Stillberaterin zum richtigen Anlegen
Nadine ist zweifache Mama und zertifizierte Stillbegleiterin (DAIS). Auf Instagram beantwortet sie ihrer Community regelmäßig wichtige Fragen zum Thema Stillen. Für uns hat sie ein paar gute Hinweise:
"Der Kopf des Kindes sollte beim Stillen frei beweglich sein, damit es seinen Mund weit öffnen kann. Wenn das Baby bereits schreit, wurden frühe Stillzeichen (saugen, schmatzen, Mund öffnen, Kopf drehen, suchen, Unruhe ...) übersehen. Es ist deswegen elementar, diese frühzeitig zu erkennen, damit das Kind in Ruhe und richtig angelegt werden kann. Unter Stress und in Hektik wird richtiges Anlegen deutlich erschwert.
Zum richtigen Anlegen sollte der Moment abgewartet werden, in dem die Mundöffnung weit aufgerissen wird; wie beim Gähnen oder wie beim Biss in einen Hamburger. Das Kind ist aktiver Teilnehmer beim Stillen und legt sich im Grunde selbst an."
Korrektes Anlegen beim Stillen – noch mehr Tipps
- Einer der ersten Tipps, den meine Hebamme mir zum richtigen Anlegen gab, war, dass ich erst mal bequem und entspannt sitzen (oder liegen) sollte. Dafür sind alle Hilfsmittel wie Sesselarmlehnen oder Kissen, z. B. Stillkissen, erlaubt.
- Nach und nach werdet ihr euer Baby immer besser kennenlernen und die Anzeichen zu deuten wissen, wenn es Hunger hat. Dann ist es gut, nicht zu lange zu warten, bevor ihr auf sein Bedürfnis reagiert. Sonst könnte es so ungeduldig werden, dass es vor lauter Aufregung und möglicherweise Geschrei nicht mehr richtig an der Brust "andockt".
- Nehmt euch vor allem am Anfang immer genug Zeit, damit ihr in Ruhe stillen könnt und macht es nicht "zwischen Tür und Angel", wenn ihr gerade auf dem Sprung seid. Ruhe tut euch selbst und dem Baby gut.
- Vertraut auch darauf, dass ihr mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln werdet, wie ihr euer Baby richtig anlegt – egal, ob im Sitzen, Liegen oder sogar im Stehen oder Gehen, wenn es in der Babytrage liegt. Auch wenn Letzteres sich wohl eher für größere Babys ergibt.
- Hat euer Baby Hunger und ihr streift ihm sanft mit dem Finger oder der Brustwarze über Lippen oder Kinn, wird es wie automatisch das Mündchen öffnen.
- Um die Brust richtig anzulegen, achtet neben einer gemütlichen Position auch darauf, dass ihr beim Stillen von der Richtung her mit eurem Baby Bauch an Bauch seid und das Baby nah genug an euch dran ist.
- Führt immer das Baby zur Brust, nicht umgekehrt.
- Der Babymund sollte nach dem Anlegen immer möglichst viel von der Mutterbrust einschließen, also am besten den gesamten Brustwarzenhof. Seine Lippen sollten nach außen gestülpt sein. Ist das nach dem Andocken nicht der Fall, könnt ihr vorsichtig mit dem sauberen kleinen Finger nachhelfen, indem ihr die Lippen sanft nach außen stülpt.
- Will alles nicht klappen, beginnt am besten noch einmal von vorne: Mit dem kleinen Finger könnt ihr zum Abdocken entlang der Brust bis in den Mundwinkel des Babys streichen, bis sich das entstandene Vakuum löst und der Babymund sich öffnet. Dann probiert ihr es einfach noch mal. Vertraut auf euren eigenen und den Instinkt eures Babys. Ihr schafft das und werdet gemeinsam herausfinden, wie es geht! Viele Frauen haben sogar das Gefühl, das Baby zeige ihnen, wie es klappt. Das passiert von ganz allein.
Video: richtig anlegen beim Stillen
Hier noch ein Video zum richtigen Anlegen beim Stillen von der "Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)/Netzwerk Gesund ins Leben":
Richtig anlegen im Liegen
Auch das Stillen im Liegen erfordert ein wenig Übung, kann dann aber unfassbar entspannend sein, vor allem wenn man sich im Wochenbett noch erholen muss, generell in der Nacht, oder wenn einem einfach so tagsüber mal danach ist, sich hinzulegen.
Stillen in Seitenlage
Hier ist es ebenfalls wichtig, dass ihr bequem liegt. Zum Stillen auf der Seite liegend polstert euch gerne den Rücken mit einem Stillkissen o. Ä. ab, oder legt es euch zwischen die Beine. Ganz so, wie es für euch in dem Moment angenehm ist. Wie auch im Sitzen, solltet ihr Bauch an Bauch sein, mit gerader Wirbelsäule. Euren unteren Arm könnt ihr zwischen euer Kopfkissen und das Baby legen. Der Mund eures Babys sollte vorm Andocken leicht unterhalb der Brustwarze liegen.
Stillen in Rückenlage
Diese Methode wird auch als "laid back nursing" oder "intuitives Stillen" bezeichnet. Am besten polstert ihr euch auf dem Rücken liegend bequem ab, ggf. mit dem – am besten nackten – Oberkörper leicht erhöht. Euer Baby trägt optimalerweise für ein besseres Gespür nur eine Windel, und ihr legt es euch zugewandt auf euren Bauch. Alles andere übernimmt dann das Baby – schon Neugeborene können mit dem sogenannten "breast crawl", dem "Zur-Brust-krabbel-Reflex", die Brust erreichen und eigenständig andocken. Lasst euch aber nicht irritieren, wenn ihr ein wenig üben müsst.
Falsches Anlegen beim Stillen
Häufige "Fehler" beim Stillen ergeben sich daraus, wenn man sich nicht an die oben genannten Tipps hält. Wenn man also beispielsweise versucht, in einer unbequemen Position zu stillen. Oder das Baby waagerecht vor sich legt, statt Bauch an Bauch zu sein. In einer verdrehten Position kann das Baby nicht so gut trinken.
Übrigens soll es auch helfen, wenn die Füße der Mama im Sitzen flach den Boden berühren. Seid ihr hingegen auf Zehenspitzen, führt das zu Anspannung und hilft nicht gerade dem Milchspendereflex, also, dass die Milch beim Stillen gut fließt.
Liegt die Brustwarze vorm Andocken zu weit unten, kann das Baby sie nicht richtig umschließen und nicht gut trinken. Es ist besser, wenn das Baby das Köpfchen leicht nach oben reckt, damit das Kinn nicht auf seinen Hals/Brustkorb drückt. Dafür ist es hilfreich, wenn die Brustwarze vorm Andocken eher auf Höhe der Nase des Babys ist, und nicht vorm Mund oder sogar vorm Kinn.
Eine weitere Schwierigkeit kann sich daraus ergeben, wenn ihr die Brust in die falsche Richtung flachdrückt – wie beispielsweise beim häufig empfohlenen sogenannten C-Griff, bei dem man die Brust mit Daumen und Fingern c-förmig umgreift, um sie zum Baby zu führen. Achtet bei diesem Griff immer darauf, dass ihr die Brust abhängig von der Stillposition parallel zur Mundform des Babys flachdrückt und nicht entgegengesetzt dazu. Sonst passt sie so nicht optimal in den Mund des Babys.
Hindernis beim Stillen
Mitunter kann ein verkürztes Zungenbändchen beim Baby zu Problemen beim Stillen führen. Sprecht dann am besten mit eurer Hebamme oder dem Kinderarzt, was zu tun ist, wenn ihr den Verdacht habt, das Zungenbändchen könnte zu kurz sein und euer Baby hat deshalb Schwierigkeiten beim Trinken.