Neue Erkenntnisse

Expertin verrät: "Das ist der einzige Grund, warum Stillkinder intelligenter sind"

Sind Stillkinder später wirklich schlauer? Das Gerücht hält sich hartnäckig – doch nun gibt es erstaunliche neue Erkenntnisse ...

Frau stillt ihr Baby.© iStock/Amanda Caroline da Silva
Das Gerücht, dass Stillkinder schlauer sind, hält sich hartnäckig ...

Stillen sei das Beste fürs Kind. Muttermilch sei flüssiges Gold. Und überhaupt: Gestillte Kinder seien gesunder, glücklicher, schlauer.

Die Liste der Vorteile, die das Stillen mit sich bringen soll, ist ellenlang. Und setzt Mütter, die nicht stillen können oder wollen, gehörig unter Druck. Oft empfinden Frauen Scham- und Schuldgefühle, wenn sie ihrem Baby die Flasche geben. Frischgebackene Eltern leiden unter dem unausgesprochenen Vorwurf, nicht das Beste für ihr Kind zu tun. Wer will schließlich schon schuld daran sein, dass das Kind später mal schlecht in Mathe ist …

Doch zumindest dieses eine Argument fürs Stillen ist offenbar hinfällig: dass gestillte Kinder später intelligenter sind.

Intelligenz durch viele Faktoren beeinflusst

Die US-Expertin für Gesundheitsökonomie, Emily Oster, stellte nun Studienergebnisse infrage, die besagen, dass gestillte Kinder schlauer sind. Ihre Meinung: "Es ist so einfach, diesen Zusammenhang zu finden, weil die Merkmale von Familien, in denen Kinder gestillt werden, völlig unterschiedlich sind."

Was sie damit meint: Gestillte Kinder stammen statistisch gesehen eher aus wohlhabenderen Familien und haben Eltern mit einem höheren Bildungsniveau.

Emily Oster betont: Auch wenn gestillte Babys später in der Schule besser abschneiden, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass das Stillen zu diesen Ergebnissen geführt hat – sondern möglicherweise vielmehr die Tatsache, dass sie von ihren Eltern mehr gefördert wurden. Diese Effekte lassen sich in Studien jedoch unmöglich herausrechnen.

Sie bezieht sich mit ihrer Aussage auf eine britische Studie, bei der eine Gruppe von etwa 5.000 Kindern, die zwischen 2000 und 2002 geboren wurden, von Wissenschaftlern begleitet wurde. Die Eltern der Kinder wurden gefragt, ob und wie lange die Kinder gestillt wurden. Diese Daten wurden dann mit den Ergebnissen der Schüler bei ihren Abschlussprüfungen analysiert, die alle britischen Jugendlichen im Alter von etwa 16 Jahren ablegen.

Studienergebnisse fragwürdig

Die Forscher fanden heraus, dass die Ergebnisse der Schüler besser ausfielen, je länger sie gestillt wurden (aufgeteilt in die Gruppen: weniger als zwei Monate, zwei bis vier Monate, vier bis sechs Monate, sechs bis zwölf Monate oder mehr als zwölf Monate).

Bei denjenigen, die zwölf oder mehr Monate lang gestillt wurden, fielen 19,2 Prozent durch die Prüfung, verglichen mit 41,7 Prozent derjenigen, die nie gestillt wurden. Und von denjenigen, die zwölf oder mehr Monate lang gestillt wurden, erzielten 28,5 Prozent ein sehr gutes Ergebnis, verglichen mit 9,6 Prozent derjenigen, die nicht gestillt wurden.

Auf den ersten Blick könnte man also sagen, dass Stillkinder tatsächlich die Nase vorn haben. Aber liegt ihr Vorsprung wirklich am Stillen? Oder vielmehr an der Tatsache, dass gestillte Kinder überwiegend besser gebildete Eltern haben?

"Mütter, die über höhere formale Bildung verfügen und besser gestellt sind, stillen ihre Babys eher länger", sagt auch Dr. Reneé Pereyra-Elías, der Hauptautor der Studie, gegenüber "HuffPost". Er gab an, dass Faktoren wie Bildung der Eltern in der Studie nicht hinreichend berücksichtigt werden konnten.

Eltern können Intelligenz fördern

Andere Studien, die den Zusammenhang zwischen Stillen und Gehirnfunktion, beispielsweise IQ-Werten, untersuchten, hätten "widersprüchliche" Ergebnisse gezeigt, sagte Pereyra-Elías. Einige finden nach Berücksichtigung von Störfaktoren keinen Zusammenhang, andere hingegen schon.

Heißt also: Einen eindeutigen Beleg dafür, dass Kinder durchs Stillen schlauer werden, gibt es nicht. Bewiesen hingegen ist, dass Kinder, denen schon im ersten Lebensjahr täglich ein Buch vorgelesen wird, im Schulalter einen bis zu sechs Punkte höheren IQ haben. Wer also die Intelligenz seines Kindes fördern möchte, sollte wohl eher auf Bücher als auf Muttermilch vertrauen.