Nach dem ersten Babyjahr

10 Gründe, warum ich froh bin, dass mein Kind kein Baby mehr ist

Die Tochter unserer Autorin Nora war ein Wunschkind, keine Frage. Trotzdem ist Nora froh, dass das erste Babyjahr (längst) geschafft ist. Sie findet: Das Leben mit Kind wird erst richtig gut, wenn der erste Geburtstag passé ist!

Ab aufs Trampolin: Mit Kind kann man endlich wieder die lustigen Dinge von früher machen!© Foto: Getty Images / Aleksander Nakic
Ab aufs Trampolin: Mit Kind kann man endlich wieder die lustigen Dinge von früher machen!

Ich gebe es zu: Wenig in meinem Leben hat mich mehr herausgefordert als das erste Lebensjahr meiner Tochter. Und das sage ich, obwohl wir gerade mitten in der Autonomiephase stecken. Oder ist es schon die Pre-Wackelzahnpubertät? Wer weiß das schon, irgendeine Phase ist ja immer ...

Dabei kann ich nicht behaupten, dass sie ein besonders anstrengendes Baby gewesen ist. Ihr einziger "Haken" ist das geringe Schlafbedürfnis. Sie hat nie viel geschrien, schon früh zu relativ festen Zeiten geschlafen (oder eben nicht geschlafen), es gab keine überdurchschnittlich dramatischen Zwischenfälle, keine Allergien, Krankheiten oder sonst irgendwas. Ich habe tolle Menschen in dieser Zeit kennengelernt und trotzdem: Ich bin einfach keine Baby-Mama. Mit Kindern jenseits der Drei kann ich einfach viel mehr anfangen! Und das hat Gründe. Mindestens zehn, um genau zu sein:

1. Ein eigener Mensch

Ich habe mich ja immer gefragt, wie jemand, der ein Teil von mir ist, wohl sein würde. Und siehe da: Mit vier Jahren zeigen sich schon deutliche Charakter- und Wesenszüge! Meine Tochter ist super witzig, fantasievoll und kreativ! Mindestens je einen Punkt davon kann man eindeutig mir und ihrem Papa zuordnen. Auch einen Modegeschmack hat sie mittlerweile. Da ich selbst meilenweit davon entfernt bin, hat mich ihre Liebe für Glitzer und Lila durchaus überrascht.

Aber ja, ich gebe es zu: Sich darauf einzustellen, dass der kleine Mensch jetzt einen eigenen Willen hat und der nicht immer (also selten) mit meinem übereinstimmt, ist auch eine Herausforderung, die wir beide lernen müssen zu meistern.

2. Endlich wieder schlafen ...

Mein Kind ist leider keines, das besonders viel Schlaf braucht. Noch nie. Auch heute noch, mit 4,5 Jahren braucht sie Einschlafbegleitung und schläft nicht durch. Aber hey: Sie wird EINMAL in der Nacht wach. Nicht dreitausend mal und, toitoitoi, auch nicht mehr länger als zehn Minuten! 

3. Wir haben das Krankheiten-Game durchgespielt

Unabhängig von den U-Untersuchungen: Nie war ich häufiger bei einem Arzt als in den ersten zwei Lebensjahren meiner Tochter. Meine Güte, was bringen die Kleinen alles aus der Kita mit! Magen-Darm, Bindehautentzündung, sonderbare Bakterien, die man sich so im Alltag eigentlich gar nicht einfangen kann, hier ein Verdacht, da eine Auffälligkeit … mittlerweile haben wir das Kinderkrankheiten-Bingo durch und (schnell auf Holz klopfen) hatten schon lange nichts Schlimmeres mehr als eine Erkältung.

4. Ich verstehe, warum mein Kind weint

Von wegen, als Eltern weiß man intuitiv, warum das Baby weint! Hunger, Durst, kalt, warm, zu wenig Gekuschel, zu viel Gekuschel, Zähne, Wachstum … Es gibt SO viele Gründe, warum Babys weinen und nein, ich habe es nicht immer automatisch gecheckt.

Heute können wir einfach REDEN, wenn die Tränen fließen. Ich VERSTEHE es vielleicht nicht immer – aber meine Tochter kann mir erklären, was los ist, und ich kann sie dann trösten. Oder daneben sitzen und warten, bis der Sturm vorüber ist, weil es für manche Kindertränen einfach keine Lösung gibt.

5. Wir können zusammen lachen!

Ja, ein lächelndes Baby ist süß. Aber ein Kind, das aus tiefstem Herzen lacht ist noch vieeel besser! Wie cool ist es bitte, wenn man feststellt: Mein Kind hat Humor! Momentan kringelt sich meine Tochter altersgemäß vor allem über Pipi-Kaka-Nackidei-Witze. Kostprobe gefälligst?

"Sag mal Autobahn!"
"Du hast ne nackte Frau überfahren!"

Aber auch das erste Mal, als sie eine Folge Paw Patrol schaute und kichern musste, ließ mein Herz höher schlagen. DAS sind die Meilensteine, von denen einem niemand erzählt, und die so viel wert sind!

6. Es gibt ein Leben nach "Aramsamsam"!

Ganz raus sind wir aus der Simone-Sommerland-Phase leider noch nicht, doch immer öfter interessiert sich meine Tochter für "unsere" Musik. Wenn mein Kind dann laut "Määänner sind Schweineee!" grölt, bin ich schon ein bisschen stolz. ;) Dieses Jahr war es mir noch zu heikel, sie mit zum Konzert zu nehmen. Aber ich denke, bei der nächsten Ärzte-Tour ist sie dabei. Und bei den Beatsteaks selbstverständlich auch.

7. Man hat jemanden, um coole Sachen zu unternehmen

Die Experimentier-Straße im Museum durchtesten, Eis mit bunten Streuseln essen, Filmabende mit Popcorn, Inliner fahren, in den Streichelzoo gehen: Die besten Dinge sind doch die, die man als Kind geliebt und mit den Jahren irgendwie aus den Augen verloren hat. Nun habe ich jemanden, der nachmittags mit mir rausgeht und all die coolen Sachen unternimmt!

Und, zugegeben: Nicht wenige Spielsachen im Kinderzimmer haben Einzug gefunden, weil ICH sie mir früher schon gewünscht hatte und jetzt endlich genug Taschengeld habe, um sie mir (also meiner Tochter) zu kaufen!

8. Es geht voran.

Anfangs dachten wir immer "Puh, wenn sie endlich laufen kann, dann ist alles entspannter!" Pustekuchen! Kaum konnte unser Kind halbwegs sicher die Füße voreinander setzen, wollte es KEINE. SEKUNDE. MEHR. in der Trage oder im Buggy sein – wir brauchten Stunden für ein paar Meter … Die Freude am Laufen hat sich mittlerweile wieder etwas gelegt, aber immerhin: Sie kann es jetzt und zwar in alltagstauglichem Tempo. Noch besser ist es, seit sie Fahrrad fahren kann: Jetzt kommen wir endlich vorwärts!

9. "Ich hab dich sooooo lieb"

Ja, ok: Bei einer Vierjährigen liegen Liebesbekundungen und wüste Beleidigungen oft nah beieinander. Autonomiephase, hurra! Aber ein ehrliches "Mama, ich hab dich sooooooo lieb!", gefolgt von einem sabberigen Schmatzer, ist einfach das Allergrößte, und macht jeden ausgehaltenen Wutanfall wieder gut.

10. Man lernt sich selbst neu kennen

Ich war mir immer sicher, ich werde eine niemals schimpfende Mutter sein. Das hat auch die ersten zwei Jahre ganz gut geklappt. Ich wollte geduldig und konsequent sein, nicht viel Spielzeug einziehen lassen (vor allem keinen glitzernden, blinkenden Plastik-Kram), wenig Süßes, jeden Tag vorlesen, möglichst gender-neutral bleiben, usw.

Und heute? Konsequent bin ich exakt solange, bis meine Tochter laut genug heult. Geduldig bin ich nur, wenn keine Termine anstehen. Süßes und Medienzeit gibt es quasi täglich, die Kuscheltiere und Playmobilfiguren treten sich im Kinderzimmer gegenseitig auf die Füße. Und schimpfen? Oh doch, das kann ich! 

Aber sehen wir es positiv: Jede Erkenntnis über sich selbst ist auch eine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Also irgendwann mal, wenn man wieder mehr Zeit hat ...

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