Lust statt Frust

Bitte habt erst Sex nach der Geburt, wenn ihr euch bereit fühlt!

Viele Frauen setzen sich zu sehr unter Druck, wenn es um den ersten Sex nach der Geburt geht. Dabei ist es ganz normal, dass es große Unterschiede gibt, ab wann sich Neu-Mamas wieder bereit fühlen. Wir fassen zusammen, was eine Studie über junge Mütter herausfindet …

Ein Paar im Bett© iStock/stockphotodirectors
Viele junge Mütter haben früher Sex nach der Geburt ihres Kindes, als sie eigentlich wollen.

Wenn aus einem Paar eine Familie wird, verändert sich das ganze Leben. Es gilt dann nicht nur den eigenen Körper ganz neu kennenzulernen, auch die Beziehung zum Partner kann sich verändern. Gerade in den ersten Tagen und Wochen nach einer Entbindung rückt das Thema Sex in der Partnerschaft meist in den Hintergrund. Aber ab wann wird Intimität wieder spannend und schön? 

Wann fühlen sich Mütter für den ersten Sex nach der Geburt bereit?

Die US-Studie "State of Motherhood" (2019) hat untersucht, in welchem Zeitraum sich Neu-Mamas nach der Geburt wieder bereit fühlen, sexuelle Aktivitäten aufzunehmen. Als Referenzpunkt wurde ein Zeitraum von sechs Wochen nach der Geburt festgelegt. Befragt wurden über 6.000 Mütter. Die Antworten darauf fallen sehr unterschiedlich aus:

  • 53 % verspüren ab der sechsten Woche wieder Interesse an Sex
  • 11 % sind bereits an Sex interessiert, bevor die sechs Wochen um sind

Von den Müttern, die sich nach sechs Wochen wieder bereit für Sex fühlen, sind ...

  • 67 % der Mütter unter 30 
  • 54 % der Mütter zwischen 30 und 34 
  • 44 % der Mütter über 35 

Für eine große Anzahl von Müttern, fast 40 Prozent, dauert es jedoch viel länger als sechs Wochen, bis ihnen der Sinn nach Sex steht: Sie sprechen von sechs Monaten, bis zu einem Jahr. Das ist auch völlig in Ordnung so – die Hormone, und damit auch die Libido, pendeln sich nach einer Geburt erst wieder ein

Zu früh wieder Sex nach der Geburt

Laut Studie geben außerdem fast ein Drittel (31 Prozent) der Millennial-Mütter (Mütter, die um die Jahrtausendwende geboren sind) an, dass sie Sex mit ihrem Partner hatten, bevor sie sich dazu bereit fühlten.

Das ist ein Drittel zu viel, denn: Die Wiederaufnahme des Sexuallebens sollte erst passieren, wenn beide Partner daraus Kraft und Lust schöpfen. Sex kann eine wunderschöne Auszeit von den neuen Herausforderungen sein und das Gefühl von Geborgenheit festigen. Genesung und Wohlfühlen geht aber vor: Wenn die Lust auf Sex bei beiden Partner nach der Geburt wieder da ist, kann es auch wirklich wieder Spaß machen.

Tipp: Bevor ihr wieder sexuelle Intimität mit eurem Partner zulasst, erkundet euren Körper erst selbst. Es ist schön, wieder ein Gefühl für sich selbst zu bekommen. So wisst ihr auch, womit ihr euch wohlfühlt – und womit vielleicht auch nicht. Und vielleicht ladet ihr euren Partner nach und nach dazu ein, ihn mit euch zusammen zu erkunden.

Und auch eine Befriedigung mit Hand oder Mund kann vor der ersten Penetration nach der Geburt ein Schritt zurück zu eurer Sexualität sein. Probiert euch aus – in eurem ganz eigenen Tempo!

Schmerzen beim Sex nach der Geburt

Hat die Frau nach einer Geburt Geschlechtsverkehr, ohne sich physisch oder psychisch bereit zu fühlen, kann das sehr negative Auswirkungen mit sich bringen. Zum einen müssen der Beckenboden, sowie vaginale, anale oder vulväre Verletzungen durch die Geburt zuerst vollständig verheilen. Sonst kommt es zu Schmerzen und unangnehmen Gefühlen beim Sex. Auch die emotionalen Auswirkungen sind negativ, wenn sich die frischgebackene Mama zu sexuellen Aktivitäten gedrängt oder verpflichtet fühlt.

Bitte bedenkt: Wer Schmerzen beim Sex hat – und das vielleicht auch nach einer längeren Pause – muss sie keinesfalls einfach ertragen. Bitte erzählt eurem Frauenarzt oder eurer Frauenärztin davon oder auch eurer Hebamme des Vertrauens.

Wichtig: Die Rückbildung nach der Geburt

Einen Irrglauben müssen wir an dieser Stelle direkt widerlegen: "Für die Intensität des sexuellen Erlebnisses ist weniger die Enge der Vagina selbst entscheidend, die nur aus einer dünnen, dehnbaren Wand aus Muskulatur und Bindegewebe besteht, sondern die Festigkeit des Beckenbodens und die Fähigkeit der Beckenbodenmuskulatur, sich anzuspannen." Das stellt der Berufsverband der Frauenärzte e. V. auf seiner Website fest. Wer also immer noch glaubt, die Vagina sei nach der Geburt komplett und für immer "ausgeleiert" und im Bett wird es nie wieder so wie vorher, war noch nicht bei der Rückbildung. Durch gezieltes Training des Beckenbodens und der Bauchmuskeln können Frauen durchaus viel für ihren Körper und somit auch für ihre Sexualität und das eigene Wohlgefühl tun. 

Das erste Mal nach der Geburt

Ist ein bisschen Zeit verstrichen, stellen sich wohl viele Frauen die Fragen nach dem "zweiten ersten Mal". Von Frauenärzten und Hebammen wird meist empfohlen, circa sechs Wochen nach der Entbindung zu warten. Der Körper benötigt ungefähr diese Zeitspanne benötigt, um sich von Geburtsverletzungen zu erholen. Das Wochenbett und der damit einhergehende Wochenfluss dauert in der Regel auch so lange. Bei vielen Frauen kann es aber auch wesentlich länger dauern, bis die Lust zurückkehrt.

Wichtiger als das genaue Einhalten einer vorgegebenen Zeitspanne ist deshalb, dass jede frischgebackene Mama genau in sich hineinhört. Schließlich kennt sie ihren Körper am besten. Sexuelle Aktivität sollte erst wieder aufgenommen werden, wenn die Verletzungen durch die Geburt verheilt sind. Der Vorgang und die Dauer des Heilungsprozesses läuft dabei immer individuell ab. Schließlich verläuft auch jede Geburt individuell.

Wann die Lust auf sexuelle Intimität mit dem Partner nach der Geburt wiederkommt, ist ganz unterschiedlich. Auch hier sollte jede Neu-Mama in sich hineinhorchen, ob und wann sie sich wohl damit fühlt, sexuell wieder aktiv zu werden.