Gesunde Ernährung

Erziehung nach "Shokuiku": Was japanische Eltern besser machen

Weniger Übergewicht, höhere Lebenserwartung: Japan ist die Heimat der gesündesten Kinder. Doch was machen die Eltern im Land der aufgehenden Sonne besser?

Japanisches Mädchen isst eine Erdbeere.© iStock/bee32
Gesunde Ernährung ist in Japan auch in der Schule ein wichtiges Thema.

Es ist statistisch belegt, dass die Bevölkerung Japans seltener an Krankheiten leidet, die typischerweise mit Übergewicht in Verbindung gebracht wird, zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislaufprobleme. Das gilt für Menschen jedes Alters – auch für die Kleinsten. Dass japanische Kinder hundert Jahre alt werden, ist nicht unwahrscheinlich. Das Land ist ganz vorne mit dabei, wenn es um die höchste Lebenserwartung geht.

Was machen die Japaner also besser? "Shokuiku" ist das Zauberwort! Der Begriff wurde von dem Arzt Sagen Ishizuka geprägt und leitet sich aus den Wörtern "essen" und "wachsen" ab.

Das Prinzip des "Shokuiku" ist ein zentrales Element der japanischen Lebensweise. Bereits in der Schule erwerben Kinder Wissen über Lebensmittel, Kochen und Gartenarbeit. Es geht darum, ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen – als Basis für ein gesundes Leben. 

Gesunde Ernährung von Anfang an

Die Journalistin Yuko Tamuro lebt mit ihren Kindern in Tokio und weiß aus eigener Erfahrung, wie beeindruckend gesund die Kinder in Japan sind. "Jedes Mal, wenn ich an einer Veranstaltung meiner Tochter im Kindergarten teilnehme, bin ich beeindruckt, wie fit die Kinder sind. Sie rennen mit endloser Energie umher", erklärt sie gegenüber "medium.com".

Tatsächlich: Gerade einmal fünf Prozent der japanischen Kinder sind von Übergewicht betroffen. Zum Vergleich: In Deutschland ist etwa jedes sechste Kind übergewichtig oder adipös. Unter den Elf- bis 13-Jährigen ist es sogar jedes fünfte Kind.

Obwohl auch in Japan Fast-Food-Ketten an quasi jeder Straßenecke zu finden sind, gelingt es den Eltern offenbar dennoch, dass sich ihre Kinder größtenteils gesund ernähren. Dafür wird früh der Grundstein gelegt. In den Schulen sei fettige oder stark zuckerhaltige Snacks tabu, erklärt Yuko Tamuro. Im Kindergarten wird zudem darüber gesprochen, was andere Kinder in ihren Lunchboxen haben – so lernen Kinder Vielfalt kennen und werden ermutigt, Neues zu probieren. 

Außerdem werden die Kinder schon im Vorschulalter mit dem Prinzip des "Shokuiki" vertraut gemacht.

Was ist Shokuiku?

Shokuiku ist eine ganzheitliche Herangehensweise, die darauf abzielt, Menschen über gesunde Ernährung und Essgewohnheiten zu informieren und sie dazu zu ermutigen, eine ausgewogene Ernährung zu wählen.

Das Konzept des Shokuiku umfasst verschiedene Aspekte wie Wissen über Lebensmittel, Kochen, Esskultur, landwirtschaftliche Praktiken und Umweltbewusstsein. Es zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung einer gesunden Ernährung zu schärfen und den Menschen die Fähigkeiten zu vermitteln, gesunde Mahlzeiten zuzubereiten und zu genießen.

Shokuiku wird in Japan sowohl in Schulen als auch in der Gemeinschaft gefördert. Es gibt Programme, die Kindern beibringen, wie man Lebensmittel anbaut und kocht, sowie Workshops für Erwachsene zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung. Das Ziel ist es, das Verständnis für gesunde Lebensmittel zu verbessern und ernährungsbedingte Krankheiten wie Fettleibigkeit und Diabetes zu reduzieren.

Insgesamt geht es beim Shokuiku darum, eine Kultur des bewussten Essens zu schaffen und den Menschen dabei zu helfen, eine gesunde Ernährung als Teil ihres täglichen Lebens anzunehmen.

6 Dinge, die japanische Eltern beim Essen besser machen

Gemüse spielt die Hauptrolle

Die traditionelle japanische Küche ist pflanzenbasiert. Fisch und Fleisch sind zwar auch in Form von Brühen oft präsent, aber eher Nebendarsteller. Es gibt kaum eine Mahlzeit ohne Gemüse, Reis oder Algen. Auch fermentiertes Gemüse kommt regelmäßig auf den Teller. Das stärkt den Stoffwechsel und das Immunsystem.

Viel Tee

Japaner trinken täglich Grüntee, der für eine Reihe gesundheitsfördernder Wirkungen bekannt ist. So schützt er unter anderem vor Viren und freien Radikalen. Kindern darf er ab drei bis vier Jahren angeboten. 

Wenig Zucker 

Zucker wird in Japan als Gewürz betrachtet und entsprechend zurückhaltend verwendet. Süßspeisen, Desserts und zuckerhaltige Getränke spielen dort keine allzu große Rolle.

Achtsam essen

Mal eben auf dem Weg noch ein Sandwich verdrücken, weil keine Zeit zum Mittagessen war? Nicht in Japan! Das Familienessen wird dort großgeschrieben. Zum Essen setzen sich alle an einen Tisch und schenken der Nahrung Aufmerksamkeit. 

Kleine Portionen

In Japan orientieren sich die Menschen an der konfuzianischen Anweisung, nur so viel zu essen, bis der Magen zu Prozent gefüllt ist. So wird vermieden, mehr Kalorien aufzunehmen als nötig. 

Fett, aber richtig

Auch in Japan kommen fettige Nahrungsmittel wie beispielsweise Lachs auf den Tisch, der über viele gesunde Omega-3-Fettsäuren verfügt. Butter hingegen wird selten gegessen.