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Wenn Kinder Angst vor Einbrechern haben: Das können Eltern tun

Dass Kinder Angst vor Einbrechern (oder andere Ängste) haben, ist nicht ungewöhnlich. Wie Eltern damit umgehen und was zu tun ist, wenn Kinder wirklich einen Einbruch erlebt haben.

Einbrecher schleicht sich ins Kinderzimmer.© iStock/Katarzyna Bialasiewicz
Angst vor Einbrechern kennen viele Kinder.

"Ich kann nicht schlafen, ich habe Angst vor Einbrechern!" – wie oft habe ich diesen Satz von meinem Sohn gehört. Und damit sind wir nicht alleine. Bestimmte Ängste sind in einem gewissen Alter ziemlich normal, sollten aber nicht überhandnehmen. Wir haben mit einem Kinder- und Jugendpsychologen gesprochen, wie Eltern damit umgehen können, wenn ihr Kind Angst vor Einbrechern hat.

Alle Menschen haben Angst

Ralph Schliewenz ist Diplom-Psychologe, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut in Soest und im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen aktiv. Auf die Frage, warum viele Kinder Angst vor Einbrechern haben, antwortet er, dass Menschen Angst haben, sobald und solange sie leben. "Kinder haben möglicherweise noch nicht gelernt, diese angemessen zu regulieren. Daher ist es erst einmal grundsätzlich gut, wenn sie uns davon berichten. Alles Neue und erst recht Bedrohliche macht zunächst einmal Angst. Der 'Einbrecher' symbolisiert dabei das 'Böse', vor dem das Kind zu schützen ist." Er berichtet, dass auch er wieder Angst vor Einbrechern hat, seit er es persönlich erleben musste.

Wie Eltern der kindlichen Angst vor Einbrechern begegnen

Doch wie begleiten Eltern ihre Kinder am besten, wenn diese Angst vor Einbrechern haben? "Sie sollten es als etwas völlig Normales ansehen und einschätzen. Wenn es ihnen dann gelingt, auf kindliche Art zu vermitteln, wie sie selbst für sich damit umgehen, wäre das schon toll!", sagt der Psychologe.

Wenn Kinder tatsächlich einen Einbruch erlebt haben

Wenn ein Einbruch im eigenen Zuhause geschehen ist, kann das sehr verstörend sein – nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. "Sie wurden in ihren 'naiven' Grundannahmen von Sicherheit und Vertrauen enttäuscht", so Ralph Schliewenz. Besonders wichtig sei es aber, unabhängig von der eigenen Verstörung, vor allem bei den Kindern nachzufragen, ob und welche Gedanken sie sich darum machen. Eltern sollten es nach Möglichkeit vermeiden, die eigene Verstörtheit auf die Kinder zu übertragen! "Vermitteln Sie aber gern weiterhin und dennoch 'Sicherheit und Vertrauen', aber eben unter angepassten Bedingungen, im Sinne von: 'Wir tun, was wir tun können, um es zu verhindern!'", rät der Kinderpsychologe.

Eltern sollten unbedingt mit ihren Kindern in Kontakt treten, nachfragen, sich interessieren und sich auch anbieten. Unter Umständen könne es hilfreich sein, von sich selbst zu erzählen – aber dabei bitte den Fokus auf den guten Umgang bzw. eine Lösung für die Situation richten und nicht noch weiter Ängste schüren. Bitte nicht: Behaupten, so etwas werde nie wieder passieren.

Bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Wenn es anfängt zu stören, könne professionelle Hilfe, zum Beispiel das Gespräch mit einem Therapeuten, hilfreich sein. Angst ist für uns alle überlebenswichtig, sie kann uns aber auch am Leben hindern. "Wenn das Kind also anfängt, die Angst zu generalisieren, das heißt, sie auf alles und jedes zu übertragen, sich dem dann nicht mehr stellt, sondern vermeidet, sich zurückzieht oder sogar 'einfriert', dann könnte professionelle Hilfe ratsam sein", gibt Ralph Schliewenz zu bedenken.

Und weiter betont er, dass ein Einbruch das gewaltsame Eindringen in die Privatsphäre bedeutet. "Wenn wir uns dann hilflos fühlen, möglicherweise sogar hoffnungslos ausgeliefert, hat das auch das Potenzial, ein Trauma zu sein." Jeder Mensch empfinde Situationen und Erlebnisse aber auf seine Weise, und die sei nie verkehrt! Wichtig ist es, die Kinder nicht allein zu lassen mit ihren Ängsten und Sorgen, sondern ihnen einen sicheren Hafen zu bieten, indem man sich mit ihnen unterhält, für sie da ist, sie ernst nimmt und sie auch auffängt und tröstet.

Richtiges Verhalten bei einem Einbruch

Die Polizei gibt folgende Tipps, wie man sich bei oder nach einem Einbruch verhalten sollte. Dabei gibt es verschiedene Szenarien, die wir hier für euch auflisten. Grundsätzlich gilt: Einbrecher sind in der Regel nicht auf Konfrontation aus und tragen meistens keine Schusswaffen. Dennoch sollte man sie nicht provozieren und auch nicht selbst festhalten oder angreifen – auch nicht, wenn man einen Kampfsport beherrscht. Täter reagieren anders als man es von Wettkämpfen gewohnt ist. Einbrecher sollte man nicht daran hindern zu entkommen, da man sich sonst selbst in Gefahr begibt. Hier kommen die angeratenen Verhaltensweisen für unterschiedliche Szenarien:

  1. Täter brechen ein, während man zu Hause ist/schläft. 
    - Ein Handy in Bettnähe ist für solche Fälle hilfreich, um sofort die Polizei zu verständigen. Dabei helfen Angaben darüber, wer zu Hause ist (wie viele Personen) und in welchem Raum und wo die Einbrecher gerade sind (ggf. wie viele es sind).
    - Lärm und Licht machen
    - defensives Verhalten
    - dem Täter NICHT seinen Fluchtweg versperren
     
  2. Einbrecher sind im Haus/in der Wohnung, wenn man nach Hause kommt. Hier gilt es:
    - sich zunächst bemerkbar machen, dann aber
    - das Gebäude schnell verlassen
    - dem Täter NICHT seinen Fluchtweg versperren
    - defensives Verhalten, den Täter nicht aufhalten oder angreifen
    - sich wenn möglich Aussehen, Fluchtrichtung, Aussehen des Fahrzeugs merken
    - Polizei verständigen
     
  3. Es wurde eingebrochen, während man nicht zu Hause war, die Täter sind aber schon weg. Hier gilt:
    - Ruhe bewahren
    - das Haus/die Wohnung sofort wieder verlassen, das hilft der Spurensicherung. 
    - Polizei verständigen

Quelle: polizei-dein-partner.de