
"Viele Eltern kommen zu mir und 'gestehen' mir: 'Ich spiele nicht gern mit meinen Kindern'", erklärt die Kinderpsychologin Dr. Becky Kennedy.
Sie beruhigt: Niemand ist mit diesem Gefühl allein – vielen Eltern geht es so. Und: Es macht uns nicht zu schlechten Eltern, wenn wir so empfinden. Wenn Eltern nicht gern mit ihrem Kind spielen, hat das nichts damit zu tun, dass sie nicht gern Zeit mit ihrem Kind verbringen.
Die Expertin betont: Beides ist okay. Wenn Eltern gern mit ihren Kindern spielen, ist das großartig. Wenn es Eltern jedoch unnatürlich oder wie eine Pflicht vorkommt, ist auch das in Ordnung und nichts, wofür sie sich schämen sollten.
"Unsere Einstellung zum Spielen sagt tatsächlich nichts über unsere Beziehung zu unseren Kindern aus", stellt sie klar.
3 Gründe, warum Eltern nicht gern spielen
1. Die eigene Erziehung
Die Art, wie unsere eigenen Eltern mit uns interagiert haben, wird unbewusst zu dem Modell, wie wir mit unseren eigenen Kindern umgehen.
Wenn die eigenen Eltern nicht gern gespielt haben, fühlen wir uns selbst oft unwohl beim Spielen mit unseren Kindern. Es ist eine neue Dynamik, die wir erst kennenlernen müssen.
2. Produktivitäts-Modus
Als Erwachsene denken wir oft an das, was noch erledigt werden muss. Die To-do-Liste und die Aufgaben im Haushalt sind gefühlt endlos, und vielen Eltern spukt permanent der Gedanke im Kopf, was sie jetzt noch schnell schaffen könnten.
Es fühlt sich daher oftmals unangebracht an, die Zeit mit Spielen zu "verplempern", anstatt sich um die Küche oder die Wäsche zu kümmern.
3. Albernheit fällt schwer
Wer herumalbert, macht sich damit immer auch verletzlich – und dafür braucht es Mut. "Wenn wir uns unwohl dabei fühlen, albern zu sein und beispielsweise wie ein Hund zu bellen oder mit Puppen zu spielen, sollten wir uns daran erinnern, dass dieses Gefühl normal ist und dass wir jedesmal, wenn wir es trotzdem versuchen, mutig sind", so Becky Kennedy.
Entscheidend ist, dass Eltern verstehen, warum ihnen das Spielen keinen Spaß macht und dass sie sich nicht für ihre Gefühle schämen. Wenn sie sich darüber im Klaren sind, kann es ihnen leichter fallen, sich auf das Spiel einzulassen.
"Denn Spielen ist wichtig“, erklärt die Psychologin. "Auf diese Weise lernen Kinder. Spielen hilft unseren Kindern, eine bessere Bindung zu uns aufzubauen."
Die Definition von Spielen ist dabei in jeder Familie anders: Es geht nicht zwangsläufig um gemeinsame Rollenspiele. Sport, basteln, Brettspiele – all diese Möglichkeiten, zusammen Zeit zu verbringen und sich miteinander zu beschäftigen, zahlen ebenfalls auf die Bindung ein.
"Spielen ist, wie jede andere Erziehungsfähigkeit, etwas, das wir lernen können", so Becky Kennedy.