Erziehung

Kinderpsychologin verrät, was alle Kinder wirklich brauchen – und was Eltern oft unterschätzen

Gibt es wirklich die eine Sache, die alle Kinder und in jedem Alter von ihren Eltern am allermeisten brauchen? Kinderpsychologin Becky Kennedy sagt ja – und zwar ein offenes Ohr ...

Mutter umarmt ihren Sohn in der Küche.© iStock/evgenyatamanenko
Kinder brauchen oft nicht viel mehr als ein offenes Ohr und Empathie.

Klar: Alle Kinder und alle Eltern sind unterschiedlich, und damit auch ihre Bedürfnisse. Doch es gibt da diese eine Sache, die laut der renommierten Kinderpsychologin Dr. Becky Kennedy wirklich alle Kinder brauchen – und das sind Eltern, die ihnen zuhören.

Echtes Zuhören ist entscheidend

Auch wenn es im ersten Moment einfach und selbstverständlich klingt, ist gutes Zuhören gar nicht so leicht. Die Kinderpsychologin erklärt, worauf es ankommt: "Kinder brauchen Unterstützung, keine Lösung."

Was sie damit konkret meint, erklärt sie an folgendem Beispiel: "Nehmen wir ein Kleinkind, das ein Puzzle nicht lösen kann und frustriert ist. Es möchte, dass die Eltern sagen: 'Das ist wirklich ein schwieriges Puzzle!' Und nicht: 'Komm, ich mache es für dich.'"

Das Prinzip lässt sich laut der Expertin auf jedes Alter anwenden, zum Beispiel später beim Lesenlernen oder beim Streit mit dem besten Freund. Kinder wünschen sich in diesen Situationen von ihren Eltern nicht, dass sie ihnen alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumen und ihnen vorsagen, was sie zu tun haben, sondern dass sie Mitgefühl und Empathie zeigen.

Becky Kennedy erklärt: "Wenn Kinder die Unterstützung ihrer Eltern bekommen, sind sie ziemlich gut darin, selbst auf Lösungen zu kommen."

Doch wie gelingt es Eltern, ihren Kindern unterstützend zur Seite zu stehen, ohne vorauseilend alle Probleme für sie aus der Welt zu schaffen? Aktives Zuhören ist das Stichwort.

So funktioniert aktives Zuhören

  • kein Herunterspielen: Auch wenn uns manche Probleme banal erscheinen, können sie für Kinder dennoch gravierend sein, und deshalb sollten sich Eltern mit Bewertungen wie "Ist doch nicht schlimm" zurückhalten.
  • kein Ablenken: Damit sich Kinder intensiv und konstruktiv mit einem Problem auseinandersetzen können, brauchen sie Eltern, die ihre Gefühle aushalten und begleiten und sie nicht zwanghaft versuchen aufzuheitern.
  • kein Witzeln: Wer möchte schon gern verspottet werden, wenn man verärgert/traurig/frustriert/wütend ist? Eben: niemand.
  • keine Trostversuche: Auch wenn es schwerfällt: Aufrichtiges Verständnis und Empathie sind oft wichtiger als Trost.

Beim aktiven Zuhören ist es wichtig, den Kindern Zeit zum Sprechen zu geben und sie nicht zu unterbrechen. Außerdem sollten Eltern konzentriert bleiben und nicht nebenbei aufs Smartphone schauen oder die Küche aufräumen. Auch die Körpersprache ist entscheidend: Gesichtsausdruck und Körperhaltung sollten möglichst entspannt sein. Im besten Fall begeben sich die Eltern auf Augenhöhe mit ihrem Kind. Durch Nicken, Blickkontakt oder zustimmende Geräusche können Erwachsene zum Ausdruck bringen, dass sie zuhören und verstehen.