
Dies soll kein weiterer Beitrag werden, der Eltern ein schlechtes Gewissen macht. Im Gegenteil. Er soll vielmehr ermutigen, ein kleines bisschen Bewusstheit in die eigene Sprache zu bringen. Wir wollen euch zeigen, dass wir als Eltern ganz viel selbst in der Hand haben und viel Gutes für unsere Kinder bewirken können!
Welche Sätze wir vermeiden sollten, seht ihr im Video:
Schädliche Sätze gegenüber Kindern
Bestimmte Sätze können mehr schaden als nützen. Dabei ist es für uns Eltern wichtig zu wissen, dass der Grundtenor zählt. Kein Kind wird verhaltensauffällig oder emotional gestört, wenn uns mal ein falscher Satz rausrutscht. Dennoch sollten wir die folgenden Aussagen wenn möglich vermeiden:
- "Warum bist du nicht wie deine Schwester/dein Bruder?" Vergleiche bauen großen Druck und Verunsicherungen auf, die zu Minderwertigkeitskomplexen führen können. Jedes Kind ist einzigartig und hat sein eigenes Tempo.
- "Na warte, bis der Papa nach Hause kommt." Kinder sollten Respekt, aber keine Angst vor ihren Eltern haben. Drohungen führen in die falsche Richtung.
- "Hör auf zu heulen!" Kein Gefühl sollte für ein Kind verboten sein. Lieber nachfragen und trösten, um Vertrauen aufzubauen. Ein Verbot kann zu einer emotionalen Störung führen.
- "Immer lässt du alles rumliegen." Dieser Satz entmutigt sehr stark. Wenn eh "immer" alles falsch gemacht wird, wozu dann die Bemühung, es richtig zu machen?
- "Dein Vater ist ein Idiot." Gerade in einer Trennungssituation besitzen neutrale Bemerkungen eine große Bedeutung. Das Kind sollte nicht in den Konflikt hineingezogen werden.
Kommunikation auf Augenhöhe
Maxie K. von "Mama Wunderwelt" ist Schlafcoach und betreut zusätzlich zu ihren eigenen beiden Kindern noch weitere als Tagesmutter. In einem Instagram-Reel offenbart sie, dass sie selbst erst von einem Jahr darauf gekommen ist, warum auch der Satz "Was hast du gemacht?" bei Kindern so fehl am Platz ist.
Ein einfacher Satz, der einem so leicht mal über die Lippen kommen kann, vor allem, wenn man mehrere Kinder hat. Es muss doch nur das kleine Kind anfangen zu weinen, schon steht das große (mitunter) unter Generalverdacht – oder? Doch der Satz "Was hast du gemacht?" hilft hier nicht weiter. Er impliziert eine direkte Schuldzuweisung, ohne überhaupt nachzufragen, was los war, was passiert ist, wie es zu der Situation kam, und ohne sich die Sicht der oder des Beschuldigten anzuhören. Damit provozieren wir eine Diskussion oder einen Streit, und "sie führen dazu, dass Kinder uns aufgrund dessen nicht mehr ehrlich erzählen (wollen), was passiert ist", so die Tagesmutter. Bevor wir beschuldigen, verurteilen und beschämen, sollten wir lieber erst mal nachfragen, wie es tatsächlich war. Und dann kann man immer noch gemeinsam klären, was vielleicht falsch gelaufen ist und was man beim nächsten Mal stattdessen machen könnte.
Diese Fragen sind sinnvoller
Um auf Augenhöhe und respektvoll mit den Kindern zu kommunizieren, bieten sich statt "Was hast du gemacht?" die folgenden neutralen Fragen viel besser an, so die Tagesmutter:
- "Was ist passiert?"
- "Wie kann ich helfen?"
- "Was ist los?"
Ohne Geschrei könne man dann die Situation klären und Kindern fiele es so viel leichter, die eigene Sichtweise zu erklären und auch über mögliche "Fehler" zu sprechen, die sie gemacht haben. So könne man gemeinsam Lösungen finden, statt sich in Streits und Diskussionen zu verwickeln.
Noch mehr Sätze, die Kinder nicht zu hören bekommen sollten
Maxie hat noch mehr Hinweise, wie wir negative Sätze durch positive ersetzen können:
- "Das kannst du (noch) nicht." Maxies Erklärung, warum dieser Satz nicht hilfreich ist: "Um etwas Neues zu lernen, benötigt es Zeit. Zeit, in der man die Möglichkeit hat auszuprobieren und zu üben. Ermutige dein Kind, dran zu bleiben und seine Fähigkeiten auszubauen und sei begleitend und schützend da."
- "Hör auf, niemand mag Menschen, die so etwas machen!" Maxie: "Wenn wir Liebe an Bedingungen knüpfen – wo geht denn da alles Menschliche hin? Sagt lieber 'Ich liebe dich, egal, was ist!' und setzt liebevoll Grenzen! Lasst keine People Pleaser heranwachsen!"
- "Ich habe so viel Geld für dich ausgegeben!"/"Weißt du, wie teuer das alles ist?" Maxie dazu in ihrem Reel: "Hat dein Kind dich darum gebeten? Wie viel Geld wir für was ausgeben, welches Spielzeug wir kaufen, welche Ausflüge und Urlaube wir machen, entscheiden wir als Eltern. Dafür zu kritisieren, lässt ein Kind sich schlecht fühlen und motiviert auch nicht. Ein Kind muss erst mal ein Verständnis für die Welt und Geld entwickeln, und dass es Menschen gibt, die mehr und weniger haben."
- "Du bist so ein böses Kind!" Maxie dazu: "Ein Kind schlecht zu nennen, hilft niemandem weiter, es sorgt für ein schlechtes Gefühl und Scham. Zeigt Alternativen auf oder wie man anders mit der Situation hätte umgehen können und sprecht darüber."
- "Ab auf dein Zimmer und denk darüber nach!" Maxie: "Kinder alleine wegzuschicken, sorgt für Angst, und wir zeigen dadurch, dass wir die Macht haben. Die Frage ist, möchtest du, dass ein Kind etwas nicht mehr macht, weil es Angst vor dir oder der Konsequenz hat, oder weil es wirklich im dir im Gespräch lernt, was es anders machen kann und auch weiß, dass es auch in 'schlechten' Momenten auf dich zählen kann?"
Hier seht ihr Maxies Reel:
Das sollten wir vor unseren Kindern nicht zu unserem Partner sagen
Die Paartherapeutin Dr. Tracy Dalgleish betont, dass unser Verhalten als Elternpaar nicht nur die Gehirnentwicklung unserer Kinder beeinflusst, sondern auch ihr Verständnis davon, was es heißt, mit anderen in einer Beziehung zu sein. Kinder lernen so viel aus dem, was sie bei ihren Eltern beobachten. Dabei sei es keineswegs unsere Aufgabe, perfekt zu sein. Sondern, unseren Kindern zu zeigen, dass jeder Fehler macht und dass wir immer wieder aufeinander zugehen können, auch in schwierigen Situationen.
Dinge, die wir laut Tracy Dalgleish vor unseren Kindern im Umgang mit unserem Partner vermeiden sollten:
- Sagt statt "Das hast du mir gar nicht erzählt" lieber "Das hatte ich gar nicht so verstanden".
- Statt euch anzuschreien, versucht lieber, den Standpunkt des anderen zu verstehen.
- Wenn etwas Blödes passiert, solltet ihr euch nicht gegenseitig die Schuld geben, sondern erst mal bei euch selbst schauen, wie es dazu kommen konnte.
- Tretet als Team auf und sagt nicht "Das ist Mamas/Papas Schuld".
- Statt sich einfach anzuschweigen, lebt euren Kindern vor, wie man Streits auflöst und sich wieder versöhnt.
Hier seht ihr Tracys Reel (auf Englisch):
Worte können schaden oder heilen
Natürlich ist es nicht schlimm, wenn uns ab und zu mal der ein oder andere Satz herausrutscht, der nicht optimal ist. Wichtig ist dann, dass uns das auffällt, wir darüber reflektieren und es beim nächsten Mal besser machen. Und auch hier können wir Vorbild sein: Wenn sich Eltern bei ihren Kindern für unangemessenes Verhalten (oder eben blöde Sätze) entschuldigen, lernen auch die Kinder langfristig, das zu tun.