Leistungsdruck

Warum mittelmäßige Schulnoten deinen Kindern sogar helfen können ...

Man muss nicht perfekt sein, um Erfolg zu haben! Das scheinen wir Eltern manchmal zu vergessen. Eine Familiencoachin hat Tipps, wie Eltern und Kinder Unvollkommenheiten wertschätzen können.

Mutter und Tochter liegen auf dem Rücken und strecken die Beine hoch.© Pexels/Anastasia Shuraeva
Oft ist Unvollkommenheit wertvoller als Perfektionismus.

Vor allem in weiterführenden Schulen sehen sich Kinder und Jugendliche oft mit erheblichem Leistungsdruck konfrontiert. Warum man lieber mal Fünfe gerade sein lassen sollte, erklärt eine Familienchoachin.

Der Mindset – auch bei Kindern – sollte nicht auf Perfektionismus ausgerichtet sein

Ständiges Bewerten und Vergleichen sind in unserer Gesellschaft leider noch immer gang und gäbe. Das fängt zum Teil schon zu Hause an und hört in der Schule noch lange nicht auf. Selbst in der Freizeit wollen viele von uns sich beweisen, streben es an, die Besten, die Sportlichsten, die Erfolgreichsten zu sein. Dass das auf die Dauer nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand. Und tatsächlich zeigen sogar Studien, dass gute Schulnoten kein Garant für späteren beruflichen Erfolg sind. Im Gegenteil: Es gibt unzählige Beispiele eher mittelmäßiger Schüler, die später in ihrem Bereich Herausragendes auf die Beine stellen. Da können wir uns als Eltern also ruhig etwas entspannen. Hier setzt auch die kanadische Familiencoachin Gale MacKoy Wilkins an. Sie rät Eltern, ihren Kindern zu einem gesunden Mindset, also einer förderlichen Einstellung, zu verhelfen.

Eltern können dem Perfektionismus schon früh entgegensteuern

Häufig sind es Eltern, Freunde, aber vor allem auch sogenannte soziale Medien, die Kinder und Jugendliche in den Perfektionismuswahn treiben. Unrealistische Schönheits- und Fitnessideale sind aus dem Alltag unserer Kinder nicht mehr wegzudenken, da sie ständig von ihnen umgeben sind. Und selbst wenn ein Kind noch kein eigenes Smartphone hat, wird es Inhalte bei anderen Kindern mit konsumieren. Was können wir Eltern also tun, um unseren Kindern ein gesunderes Heranwachsen zu ermöglichen? Familiencoachin Gale MacKoy Wilkins kennt die Thematik sowohl aus ihrem beruflichen Umfeld, als auch aus erster Hand als Mutter (und Oma). "Studien zeigen, dass Perfektionismus unnötig ist, um nach der Schule erfolgreich zu sein", sagt sie. "Stattdessen ermutige ich Eltern, davon abzusehen, ihre Kinder in Richtung perfekter Schulleistungen zu treiben oder Kinder in die Richtung zu erziehen, dass sie einwandfreie Leistungen priorisieren." Womöglich haben diese Kinder dann sogar Angst, Fehler zu machen, blockieren sich damit selbst und kommen gar nicht erst in ihre volle Kraft. Schon Wilhelm Busch wusste doch: "Durch Fehler wird man klug, drum ist einer nicht genug." 

Unseren Kindern und unserer Gesellschaft würde es guttun, wenn wir also mehr Wert auf eine gesunde Fehlerkultur legten, statt bereits unseren Nachwuchs mit unnützem Perfektionismus unter Druck zu setzen.  

Bitte kein Perfektionismus bei Schulnoten

Das gilt also auch für Schulnoten. Erfolg sei laut der Coachin ein multidimensionales Geschehen – die schulische Leistung ist nur ein Baustein. Viele mittelmäßige Schüler eignen sich später auf andere Art und Weise wertvolle Fähigkeiten an. Warum mittelmäßige Noten sogar hilfreich sind?

  • Kinder und Jugendliche lernen, Herausforderungen zu meistern.
  • Sie erfahren, dass man Scheitern auch als Möglichkeit des Wachstums sehen kann.
  • Sie lernen Resilienz und mit Widrigkeiten im Leben umzugehen.

Eltern üben oft unbewusst Druck aus

Viele von uns vollen unsere Kinder nicht unter Druck setzen, tun es aber unbewusst dennoch, und zwar beispielsweise durch bestimmte Reaktionen oder Verhaltensweisen. Wir sollten uns daher immer wieder daran erinnern, sie nicht für perfekte Aktionen zu loben oder sogar zu belohnen, sondern ihnen den Wert von Unvollkommenheit zu vermitteln. Wir könnten unserem Nachwuchs laut der Familiencoachin beibringen, sich darauf zu fokussieren, Dinge auf akzeptable Art und Weise zu erledigen, ohne dabei Makellosigkeit zu erwarten und anzustreben. Gesetzte Ziele sollten sich auf die Entwicklung und das Erweitern eigener Grenzen beziehen, nicht nur auf das Endergebnis. Wir können unseren Kindern vorleben, zeigen und beibringen, dass Unvollkommenheit Teil der Reise zu persönlichem und professionellem Wachstum sind. Indem wir Imperfektion annehmen, realistische Ziele setzen und ihnen eine unterstützende Umgebung bieten, helfen wir unseren Kindern, mit Herausforderungen umzugehen, ohne dabei dem Perfektionsdruck zu unterliegen.

Unser Buch-Tipp

Autor Adam Grant betont in seinem Buch "Hidden Potential – Die Wissenschaft des Erfolgs: Wie man über sich hinauswächst", dass gute Schulnoten nicht notwendig für späteren Erfolg sind.