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Update April 2022: Die Meinung des umstrittenen Buchautors und Kinderpsychiaters Michael Winterhoff spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wider.
Der Kinderpsychiater Dr. Michael Winterhoff (geboren 1955) war jahrelang ein beliebter Talkshow-Gast – unter anderem bei Markus Lanz, Anne Will, "Hart aber fair" – und ist Bestsellerautor. Die ARD-Dokumentation "Warum Kinder keine Tyrannen sind" deckte im August 2021 auf, dass der Kinderpsychiater offenbar diverse Kinder mit "frühkindlichem Narzissmus" diagnostizierte, sie an ihren Genitalien berührte und sie über längere Zeiträume mit Medikamenten (Psychopharmaka) ruhig stellte. Die Bonner Staatsanwaltschaft erhielt mehrere Strafanzeigen gegen Michael Winterhoff, unter anderem wegen Körperverletzung. Inzwischen ist er im Ruhestand, seine Praxis hatte er Ende 2021 geschlossen.
Bei aller Kritik wollen wir euch die Thesen aus seinem Buch "Warum unsere Kinder Tyrannen werden" nicht vorenthalten. Der unten stehende Artikel stammt aus der Zeit, bevor die Vorwürfe ans Licht kamen.
So mancher Experte zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft unserer Kinder. Allen voran der Bonner Kinderpsychiater Michael Winterhoff mit seinem Bestseller "Warum unsere Kinder Tyrannen werden"*. Demnach sieht es traurig aus für die Kindergeneration der Gegenwart. Weil Eltern ihrem Nachwuchs alles recht machen wollen, werden Mädchen und Jungen unfähig, in der Gesellschaft zurechtzukommen, lautet die Prognose. Und einmal mehr reagieren Erwachsene verunsichert. Dabei ist es gar nicht schwierig, wenn sich Mütter und Väter auf ihre Intuition verlassen und sich von den Ansprüchen verabschieden, alles perfekt zu machen. Und diese sieben Regeln helfen dabei:
1. Wir sind nicht deine Kumpel.
"Ich möchte der beste Freund für mein Kind sein." Schön wär's, wenn Eltern damit durchkommen. Leider klappt das selten. Denn kleine Kinder brauchen keine Kumpel, sondern Klarheit. Erwachsene und Kinder bewegen sich dabei nicht auf einer Ebene. Die Großen sollen Regeln aufstellen und darauf achten, dass die Kids sie einhalten. Die Kleinen dürfen zwar mitreden, aber nicht die Richtung vorgeben.
2. Wir nehmen dir nicht alles ab.
Eltern neigen dazu, ihrem Kind möglichst viel abzunehmen. Das Kleine soll schließlich nicht frustriert sein, wenn ihm etwas misslingt oder es etwas nicht haben darf. Erfolgserlebnisse sind ja wichtig fürs Selbstbewusstsein. Das stimmt, aber echte Erfolge basieren auf eigenen Leistungen, und die entstehen nur durch eigene Erfahrungen. Dafür muss das Kind lernen, zeitweise Frust zu ertragen, ohne zum Tyrann zu werden.
3. Wir machen klare Ansagen (und uns nicht zum Affen).
Eltern müssen sich nicht bei ihren Kindern entschuldigen, wenn sie etwas durchsetzen wollen. Eindeutige Worte ("Ich entscheide jetzt so, auch wenn du sauer bist") sind dabei besser als vermeintlich nette Ansagen ("Wenn du das nicht machst, ist die Mama ganz traurig").
4. Du trotzt? Wir trotzen deinem Gefühlsgewitter!
Ein Kind darf wütend sein, heulen, herumzappeln, ohne dass Mama und Papa ausrasten. Umgekehrt lassen sie sich davon aber auch nicht unter Druck setzen, dem Kind seinen Willen zu geben. Damit das Kind nicht zum Tyrannen wird, bleiben sie geduldig, bis das Gefühlsgewitter vorbei ist.
5. Wir bleiben fair und respektvoll.
Streit in der Partnerschaft, schlechte Laune, weil es im Job gerade nicht läuft – dafür können Kinder nichts. Erwachsene sollten ihre Sprösslinge nicht mit ihren eigenen Problemen belasten und nicht launisch sein. Kinder brauchen verlässliche und berechenbare Eltern, die fair mit ihnen umgehen und dadurch Sicherheit vermitteln.
6. Wir lassen Freiheiten – und setzen Grenzen.
Es tut Kindern gut, wenn sie schon früh selbst entscheiden dürfen. Doch das geht nur, wenn keine höheren Ziele dagegen sprechen. Wenn ein Kind zum Beispiel gerne selbst bestimmt, was es anzieht, ist das bei der Auswahl der Kleidung kein Thema. Das Kind hat Freiheiten, solange die Sachen zum Wetter passen. Nur: Das luftige Blümchenkleid bei Minusgraden oder im Schlafanzug in die Kita – das geht nicht! Da müssen sich Eltern durchsetzen.
7. Wir stellen uns dem Konflikt.
Natürlich sind Konflikte anstrengend. Und natürlich hat der, der nachgibt, schneller wieder friedliche Kinder. Aus Angst, vom eigenen Nachwuchs nicht geliebt zu werden, werfen Erwachsene schnell ihre Prinzipien über Bord und erkaufen sich Zuneigung, indem sie Streit vermeiden. Kinder entwickeln daraus Anspruchshaltungen, die später unerfüllbar werden. Faire Auseinandersetzungen hingegen fördern die Akzeptanz. Und: Keine Sorge, Kinder lieben ihre Eltern sowieso – auch wenn die hin und wieder "nein" sagen.
Was Kinder wollen
Im Rahmen einer Studie äußerten Kinder zwischen acht und fünfzehn Jahren mehrheitlich, dass sie sich mehr Klarheit und weniger Kumpelhaftigkeit von ihren Eltern wünschen. Die Kleinen kritisierten an den Großen, dass sie häufig zu launisch, zu streng oder zu nachgiebig sind. Stattdessen wünschten sie sich verbindliche Ansagen und klare Werte zur Orientierung.
Autorin: Stephanie Albert
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