Autsch!

Inklusion: 13 Sätze, die betroffene Eltern sich anhören müssen - die definitiv zu weit gehen

Wenn jemand aufgrund von einer Besonderheit anders aussieht als andere, wird schnell geschaut, getuschelt und leider auch geurteilt. Welche Sätze sich betroffene Eltern dabei von Außenstehende anhören müssen, ist mehr als erschreckend ...

Eine Mutter kuschelt mit ihrer Tochter, die das Down-Syndrom hat.© iStock/kali9
Die unbeschwerten Tage sind die schönsten.

Ich erlebe es selbst. Ständig. Diese leider oft sehr penetranten Blicke. Denn auch meine Tochter hat seit ihrer Geburt eine körperliche Besonderheit. Während es den einen schnell auffällt, bemerken andere es erst auf den zweiten Blick. Jeder Mensch sieht anders aus - und genau DAS ist auch gut so. Wie langweilig wäre eine Welt, in der alle gleich aussehen würden?! Und was würde sich dann grundlegend verändern? Würde dann endlich jeder Mensch ganz natürlich dazu gehören? Und dürften dann endlich alle immer mitmachen, egal, wie sie aussehen, welche Sprache sie sprechen oder ob sie eine Besonderheit haben? Inklusion ist ein wichtiges Thema, ein Thema, das alle etwas angeht und vor allem eins, das noch viel mehr gelebt werden sollte.

Diese 13 Sätze gehen einfach gar nicht

Ich habe mich mit anderen Eltern, die selbst ein Kind mit einer Besonderheit haben, schon oft über das Thema ausgetauscht. Im Nachfolgenden möchte ich euch teil daran haben lassen, was wir uns schon anhören mussten, "nur" weil unsere Kinder anders aussehen. Die Sätze sollen dazu dienen, jeden von uns für das Thema zu sensibilisieren. Es soll jedem von uns helfen, besser mit der Thematik umzugehen und gleichzeitig auch zeigen, dass es das ein oder andere Mal sicherlich besser wäre, mit Rücksicht und Respekt nachzufragen statt verletzliche Sätze wie die nachfolgenden zu verwenden.

Dabei sollte eins jedoch nie vergessen werden: Jedem steht seine eigene Privatsphäre zu jeder Zeit zu. Wenn Betroffene nicht auf Fragen von Außenstehenden antworten möchten, dann ist das vollkommen in Ordnung, denn Betroffene sind niemandem eine Erklärung schuldig. Das sollte jeder genau so akzeptieren. Und wer weiß, vielleicht wird euch auch Offenheit entgegengebracht, weil sie über die Thematik aufklären und mögliches Tuscheln, Gerede und im wahrsten Sinne des Wortes Gestarre hinterm Rücken ihres Kindes verhindern möchten. Denn Fakt ist, solche Sätze sind leider die Realität, sie tun unheimlich weh und Betroffene werden schnell durch die Gesellschaft behindert ... Doch wir alle können das ändern - wenn wir es GEMEINSAM tun.

1. "Das ist ja praktisch. Dein Kind braucht zum Karneval ja nur eine Dinosaurier-Verkleidung, die Hände hat es ja schon genauso."

... Dieser Satz macht mich sprachlos! Ist das wirklich gerade ernst gemeint?! Was soll man dazu sagen, außer, dass dieser Satz extrem unüberlegt ist und dem Betroffenen einfach unheimlich weh tut.

2. "Er ist doch nicht behindert, da kenne ich andere Menschen, die mehr behindert sind."

Das Kind hat also kein "Handicap", weil die Person jemanden kennt, der noch stärker in seinem Leben eingeschränkt ist oder bei dem die Besonderheit noch sichtbarer ist?! Das ist durchaus möglich, aber die Besonderheit vom Kind ist auch nicht ausgedacht.

3. "Entschuldigung, aber so einen Menschen sieht mein Kind das 1. Mal."

"So einen Menschen?" Was soll damit gesagt sein? Dass das Kind anders ist als das eigene, "nur", weil es anders aussieht? Dass es deshalb erlaubt ist, so zu starren und über das Kind zu urteilen? Einfühlsamkeit ist bei der Thematik super wichtig und hilft beiden Parteien.

4. "Hast du während deiner Schwangerschaft Tabletten genommen, geraucht oder Alkohol getrunken?"

Okay, das ist jetzt wirklich eine sehr private Frage, die dir niemand beantworten muss. Auch, wenn sie dir mit "nein" beantwortet worden wäre. Die Einnahme von Contergan oder irgendwas dergleichen hat in den allermeisten Fällen sicherlich nichts mit der heutigen Zeit zu tun. Einige Kinder werden so geboren, für die Laune der Natur kann niemand etwas. Andere Kinder wiederum haben einen Gendefekt. In der Hinsicht muss noch ganz viel Aufklärung geleistet werden.

5. "Hauptsache das Kind ist gesund."

Es ist der wohl bekannteste Satz, wenn man schwanger ist und auch noch nach der Geburt: "Hauptsache das Kind ist gesund." So etwas zu Eltern zu sagen, die kein gesundes Kind auf die Welt gebracht haben, tut einfach nur weh, weil es eben nicht so ist und mit der Diagnose etliche Dinge einhergehen - von Achterbahnfahrten der Gefühle bis ständigen Arztbesuchen, etc. Das Leben mit einem Kind mit einer Besonderheit dreht sich leider sehr viel darum. Es ist definitiv kein Kinderspiel.

6. "Ihr kennt doch bestimmt auch Person XY, der hat doch auch eine Behinderung."

Nein, nur weil wir selbst betroffen sind, kennen wir noch längst nicht alle Personen aus der Gegend, die eine Beeinträchtigung haben. So wie uns geht es wahrscheinlich sehr vielen Minderheiten in Deutschland, die eine bestimmte Sprache sprechen, eine bestimmte Hautfarbe besitzen oder eben eine Besonderheit haben. Doch die Hoffnung, dass eines Tages Inklusion auch wirklich nahezu überall gelebt wird, bleibt bis zum Schluss ...

7. "Hauptsache am Kind ist alles dran."

Neben dem fünften Satz kennt diesen wohl auch so ziemlich jeder, sie haben sich beinahe schon zu den typischen "Standard-Sätzen" in der Schwangerschaft und nach der Geburt entwickelt. Schade, denn das "Anderssein, -aussehen, etc." gehört nun mal zum Leben mit dazu und je vielfältiger das Leben ist, desto bunter ist es auch. Natürlich hätten wir uns auch alle gefreut, wenn an unseren Kindern alles "dran" gewesen wäre, aber es ist nun mal eben nicht so.

8. "Das sieht man ihr aber gar nicht an."

Muss man denn jedem Kind gleich ansehen, dass es eine Beeinträchtigung hat?! Bringt dem Kind oder dem Außenstehenden das irgendwas?! Und "nur", weil sie das Down Syndrom hat und man es ihr nicht gleich ansieht, heißt es ja nicht automatisch, dass das Leben damit einfacher für alle Beteiligten ist.

9. "Das sieht aber komisch aus."

Egal, ob Kinder oder Erwachsene diesen Satz vor einem Betroffenen aussprechen, das Wort "komisch" besitzt immer einen Beigeschmack, der nicht gut herüberkommt.

10. "Welchen Unfall hatte Ihre Tochter denn?"

Ja, die Tochter bekommt Physio, weil sie links keine Hand und keinen Unterarm hat - und "nur", weil sie Physiotherapie bekommt, heißt es ja noch lange nicht, dass sie einen Unfall gehabt haben muss. Sie wurde so geboren.

11. "Ist denn wenigstens das nächste Kind gesund? Wie können Sie überhaupt das große Risiko eingehen, wieder "so ein Kind" zu bekommen?"

Ja, die mittlere Tochter hat Dysmelie, aber das heißt doch noch lange nicht, dass das dritte Kind auch eine Besonderheit haben muss?! Außerdem entscheidet jawohl jeder selbst, wann und ob er ein Kind bekommen möchte und wann eben nicht. Hinzukommt, dass jede Schwangerschaft bei jeder Frau ein Risiko sein kann. Eine Frechheit, dass manche Menschen meinen, darüber so urteilen zu dürfen.

12. "Der ist ja behindert."

Das Kind hat zwar eine Besonderheit, aber das ist egal, denn es ist super lieb, lustig, hilfsbereit, schlau, etc. Eine äußerliche Besonderheit sagt nichts über das Innere und die Klugheit des Menschen aus.

13. Und manchmal sagen Blicke mehr als tausend Worte ...

Zum Beispiel, wenn Außenstehende sich plötzlich von dir und deinem Kind abwenden, weil sie die Besonderheit gesehen und damit ein Problem haben oder nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Das ist leider keine Seltenheit und auch schon uns mitten in Gesprächen und beim Spielen auf dem Spielplatz passiert. Natürlich ist das jetzt kein konkreter Satz, aber er sollte in der Auflistung hier definitiv nicht fehlen.