
Frau Professor Fölster-Holst, wie macht sich trockene Haut bemerkbar?
Man kann sie sehen und fühlen. Auf der Hautoberfläche sind weiße Schuppen erkennbar, die sich rau anfühlen, wenn man den Fingern darüber streicht. Zudem entwickelt trockene Haut häufig einen Juckreiz.
Neigt Kinderhaut vermehrt zu Trockenheit?
Ja. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Hautschutzbarriere noch nicht vollständig ausgereift. Ihre Haut ist dünner als Erwachsenenhaut und verliert mehr Wasser. Das führt dazu, dass sie schneller austrocknet und einreißt – Schadstoffe haben leichtes Spiel und können von außen leichter in die Haut eindringen. Deshalb reagiert sie auf äußere Einflüsse besonders empfindsam.
Was sind die Ursachen?
Trockene Haut hat vielfältige Gründe. Sie kann z. B. in der Familie liegen, also erblich bedingt sein. Wenn Eltern eine trockene Haut haben, können Sie das an ihre Kinder weitergeben, ohne dass es sich dabei um eine Hauterkrankung handeln muss. Es kann allerdings auch eine Neurodermitis oder eine Ichthyosis – "Fischschuppenkrankheit" – dahinter stecken.
Woher wissen Eltern, ob die Symptome harmlos sind oder nicht?
Ich empfehle Eltern, immer dann einen Arzt aufzusuchen, wenn sie das Gefühl haben, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Spätestens, wenn sich die Kinder mit den Fingernägeln kratzen und die Haut sichtbare Veränderungen zeigt, ist es Zeit, einen Dermatologen aufzusuchen. Denn nur ein Fachmann kann die richtige Diagnose stellen und – falls nötig – eine Therapie einleiten.
Fakt ist: zuviel Wasser schadet der Haut. Wie oft sollte der Nachwuchs baden bzw. duschen?
Zwei kurze Bäder von drei bis vier Minuten pro Woche sind in Ordnung. Für kleine Neurodermitiker ist das übrigens besonders wichtig, um die Haut von Bakterien und Cremeresten zu befreien. Das Wasser darf nicht zu heiß sein – seine Temperatur sollte 36 Grad nicht übersteigen. Man kann die Haut entweder mit den Händen sanft abreiben oder einen ganz weichen Baumwollwaschlappen verwenden.
Braucht Kinderhaut im Winter eine andere Pflege als im Sommer?
Grundsätzlich ja. Die zarte Kinderhaut muss im Winter nämlich Kälte und Heizungsluft trotzen – beides trocknet sie aus. Salben sind fetthaltiger als Cremes und deshalb für die Pflege im Winter besser geeignet. Allerdings hängt die Produktwahl auch davon ab, wo man die Creme bzw. Salbe aufträgt. Überall dort, wo Haut auf Haut liegt, z. B. unter den Achseln oder in den Leisten, sollten besonders fetthaltige Produkte nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Haut extrem trocken ist. Anderenfalls können sie einen Fettfilm hinterlassen, der dazu führt, dass sich der die Haarwurzel umgebende Haarbalg entzündet – kleine, schmerzhafte Eiterbläschen sind die Folge.
Cremen, cremen, cremen. Ist das die Devise, um trockene Haut in den Griff zu kriegen?
Wenn der Haut Fette fehlen, muss man ihr diese zurückzugeben. Das erreicht man tatsächlich am besten, indem man den Nachwuchs regelmäßig eincremt. Bei Neurodermitis kommen Eltern daran gar nicht vorbei – das tägliche Eincremen ist eine tragende Säule der Behandlung. Anders sieht es bei Kindern mit einer normalen Haut aus. Da lautet die Devise eher "weniger ist mehr".
Welche Pflegeprodukte empfehlen Sie?
Die Mischung macht's. Die beste Möglichkeit ist, sich Rat beim Hautarzt zu holen und von ihm eine Creme herstellen zu lassen. Er weiß genau, welche Inhaltsstoffe ein Produkt braucht – und kann es optimal auf die individuellen Hautbedürfnisse der kleinen Patienten abstimmen. Aber auch in Apotheken und Drogeriemärkten gibt es gute Produkte, die für die Pflege von trockener Haut geeignet ist. Mein Tipp: Nicht ständig etwas Neues ausprobieren. Verträgt das Kind eine Creme gut, sollten Eltern dabei bleiben. Für Säuglinge und Kleinkinder gilt: Finger weg von Produkten mit Harnstoff (Urea)! Er spendet der Haut zwar Feuchtigkeit, brennt aber auf der Haut.
Kinder wehren sich mitunter gegen das Eincremen. Haben Sie einen Tipp, wie der Nachwuchs die Prozedur dennoch über sich ergehen lässt?
Ich empfehle Eltern, ihre Kinder in den Vorgang einzubinden und sie frühzeitig anzuleiten, sich selbst einzucremen. Wenn die Kinder dafür noch zu klein sind, ist es hilfreich, das Eincremen spielerisch zu machen – z. B. mit der Creme ein Gesicht aufmalen, dazu Reime sprechen wie "Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht". Schön ist auch, das Ganze mit einer Massage zu verbinden. Wichtig: die Ausgangsbedingungen müssen stimmen. Wenn die Raumtemperatur kalt ist, Lärm und Unruhe herrschen, hält kaum ein Kind gerne still. Man muss eine angenehme Atmosphäre schaffen, die dem Kind signalisiert "jetzt geht es wieder los mit dem Eincremen, da freue ich mich schon drauf." Das geht schon mit einfachen Mitteln wie Zimmer abdunkeln und Spieluhr aufziehen.