
Donnerstagmorgen. Gerade aufgestanden, da flammt leichte Panik in mir auf. Warum? Ähm, mein Kind hat geniest. Ja, es war nur ein einziges HATSCHI. Doch nach den letzten Wochen, in denen wir uns mit einer Krankheit nach der anderen herumgeplagt haben, jagt mir dieser Nieser ehrlicherweise eine Heidenangst ein. Ja, ich zittere innerlich. Nicht schon wieder! Doch es scheint alles gut zu sein. Meinem Sohn geht es gut – und das Fieberthermometer gibt auch Entwarnung. Er freut sich auf die Kita und seinen besten Kumpel dort. Also nichts wie los …
Krankes Kind in der Kita: Ganz normaler Wahnsinn?
In der Umkleide treffen wir auf ein Kind, dem die Schnodder nur so aus der Nase schießt. Ungelogen. Es ist kein leichtes Lecken, sondern eher ein langer gelb-grüner Schleimpfropf, der dem Kind quasi bis zum Boden baumelt. Dazu ein quälender, trockener Husten. Und lautes Gejammer und Geweine: "Nicht Kita gehen!" Mir wird ganz anders. Eigentlich will ich dem Vater gerade sagen, was ich davon halte, doch das hat er wohl gewittert. Er legt einen Marathonsprint ein – und zwar in Richtung Gruppenraum zum Abgeben. Zum Glück ist er in der anderen Gruppe. Ansprechen will ich das Thema aber dennoch, so nehme ich es mir vor. Denn es ist nicht das erste Mal, dass ich mitbekomme, wie offensichtlich kranke Kinder in die Kita gebracht werden.
Knaller-E-Mail der Kita-Leitung sorgt für Wutausbruch
Einen Tag darauf, am Freitag, bekomme ich dann eine schockierende E-Mail der Kita-Leitung zu lesen. Darin heißt es:
"Es wurde beobachtet, dass ein Kind in der Elterntoilette vor dem Kita-Start Fiebersaft verabreicht wurde, mit dem Hinweis: 'Pssst, das darfst du keinem sagen'. Wenn ein Kind krank ist, MUSS es zu Hause bleiben und auch, wenn ein Kind wieder fast genesen ist, aber noch Medikamente bekommt, muss es bitte zu Hause bleiben. Kranke Kinder können andere Kinder und Erzieher anstecken und zu Komplettausfall (siehe letzte Woche) führen."
WOW! Wut keimt in mir auf. Große Wut. Wahnsinn. Ich bin stinksauer. Und ich bin sonst ein sehr ausgeglichener Mensch. Wenn mich etwas auf die Palme bringt, muss es einen guten Grund dafür geben. Und jetzt in diesem Moment befinde ich mich auf der Krone der Palme. Ich springe hier gleich runter. Gehe in die Luft. Geht's noch? Wer tut sowas? Immerhin war dieses Kind krank, die Eltern wussten das. Ganz abgesehen davon, dass mir dieser Mini unfassbar leid tut, ist die Aktion einfach unfassbar dreist und egoistisch.
Zwischen Krankheitsmarathon und Notbetreuung
Durchfall, Bronchitis, Bindehautentzündung, Scharlach, Kopfläuse, Würmer, (Dreitage-)Fieber, Erbrechen, Schnupfen – Moment, habe ich etwas vergessen? Bestimmt! Denn die Liste der Krankheiten, die in letzter Zeit in der Kita herumgingen, ist lang. Sehr lang. Wir (und viele andere Familien um uns herum) plagen uns seit Wochen, nein, Monaten mit immer neuen Infekten oder anderen Überraschungen herum. Und dieses ignorante Scheusal zieht hier herzlos und ohne Skrupel sein eiskalt geplantes Ding durch. Je mehr ich darüber nachdenke, desto wütender werde ich. Und es ist ja nicht nur so, dass durch kranke Kinder "nur" andere Kita-Kids infiziert werden. Nein, auch die Erzieher leider darunter. Denn auch eine Notbetreuungswoche jagt in unserer Einrichtung die nächste. War mein Sohn nach einer weiteren Krankheitswoche zu Hause endlich wieder fit, hieß es dann häufig: "Personalmangel, die 90 Prozent der Erzieher fallen krankheitsbedingt aus. Bitte betreuen Sie ihr Kind zu Hause." Bäm! Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels (in sozialen Berufen wie der Kinderbetreuung seit Jahren besonders groß) ist es mir ein Rätsel, wieso einige Eltern es nicht schnallen und ihr offensichtlich krankes Kind nicht zu Hause im Bett lassen. Das ist doch Wahnsinn.
Die Folge: Angesteckt und der größte Frust der Mama-Welt
So, und wenn ich euch jetzt erzähle, dass mein Sohn – natürlich! – am nächsten Abend hohes Fieber bekommen hat, ist das wohl keine wirkliche Überraschung mehr. Pünktlich zum Wochenende. Aus dem einem Nieser wurden unzählige Hatschi-Attacken und das Fieberthermometer schlug Alarm. Ich will nicht wissen, wie viele Eltern ihre kranken Kinder jede Woche in die Kita schicken. Einmal ist das Fiebersaft-Verbrechen nun aufgeflogen. Doch die Dunkelziffer ist womöglich noch viel höher. Schon wieder flammt Panik in mir auf. Doch diesmal ist sie alles andere als leicht: Wo zur Hölle soll das noch hinführen …
Nebenbemerkung
Wenn ihr jetzt denkt: "Oh man, stellt die sich aber an. Wer sein Kleinkind in die Kita bringt, muss sich doch einfach damit abfinden, dass es andauernd neue Krankheiten mit nach Hause bringt." JA! Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Und ich habe mich mittlerweile auch damit abgefunden. Irgendwann ist das Immunsystem hoffentlich stark genug, um sich gegen all den Rotz und die meisten Viren zu wehren, doch irgendwo ist Schluss. Kein Elternteil sollte sein krankes, ansteckendes Kind in die Kita geben. Daheim, im warmen Bett und in den Armen der Eltern, geht es ihm dann am besten. Und andere werden nicht gefährdet. Punkt.