
300 Forschende und Experten für frühkindliche Bildung haben sich für einen offenen Brief an die Ampelregierung zusammengeschlossen. Sie appellieren mit hoher Dringlichkeit an die regierenden Parteien, dass die Kita-Krise in Deutschland vor allem das Wohl unserer Kinder akut gefährden kann, wenn nichts unternommen wird. Schon jetzt herrscht in vielen Einrichtungen Personalmangel. Ausgebildete Erzieher? Mangelware! Überfüllte Gruppen mit gestressten Kleinkindern sind leider zum Normalzustand geworden. Die "Zeit" hatte zuerst aus einem aktuell noch unveröffentlichten Dokument zitiert.
Die Folgen der aktuellen Kita-Krise
Initiiert wurde der Appell von Rahel Dreyer, Professorin für Pädagogik und Entwicklungspsychologie an der Alice Salomon Hochschule Berlin, und Michael Schulte-Markwort, Kinder- und Jugendpsychiater an der Medical School in Hamburg. Sie warnen mit sehr klaren und deutlichen Worten vor der aktuellen Situation ("Ein Kind weint und niemand sieht es.") und zeigen die Folgen dieser Misere auf:
Die Folgen für Kinder, Eltern, Fachkräfte und die gesamte Gesellschaft sind jetzt schon durch eine Zunahme psychischer Auffälligkeiten sowie eine wachsende Bildungslücke – insbesondere bei von Armut betroffenen oder bedrohten Kindern – fast irreparabel.
Über die Kita-Krise wird nicht zum ersten Mal gesprochen. Sie ist leider ein bekanntes Problem. Schon jetzt fehlen etwa 125.000 Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung. Tendenz: deutlich steigend. Die Umstände, unter denen Erzieher und Erzieherinnen arbeiten, sind oft grenzwertig. In manchen Einrichtungen wird sogar mit Leiharbeitsfirmen gearbeitet, weil offene Erzieherstellen einfach nicht nachbesetzt werden können. All das wird zu Recht angeprangert. Doch dieser offene Brief will bewusst und gezielt auch das Wohl der Kita-Kinder in diesem Zusammenhang in den Fokus rücken:
Die aktuelle Situation widerspricht grundlegend den Grundbedürfnissen und Rechten von Kindern: Kinder brauchen stabile Bezugspersonen in verlässlichen Strukturen, die pädagogisch qualifiziert sind.
Was kann nun konkret helfen?
Die Politik muss endlich handeln und vor allem zusätzliche Gelder einsetzen, um die Kita-Qualität in Deutschland zu verbessern. Die Experten fordern, dass das laut Koalitionsvertrag vereinbarte Qualitätsentwicklungsgesetz endlich auf den Weg gebracht werde. Es soll vor allem eine kontinuierliche finanzielle Förderung durch den Bund und einheitliche Qualitätsstandards sichern. Kitas mit einem hohen Anteil von Kindern, die von sozialer Benachteiligung betroffen oder bedroht sind, sollen personell, räumlich und materiell besser ausgestattet werden.
Der offene Brief der Expertinnen und Experten endet mit einem dramatischen Appell an die Regierenden:
Deutschland wird nicht nur an Wohlstand, sondern auch an Zusammenhalt verlieren, wenn wir nicht alle Kinder so fördern, dass sie einen guten Platz in der Gesellschaft bekommen.