Streitthema

Sonnencreme in der Kita: Sind Eltern oder Erzieher verantwortlich?

Spielplatz, Matschecke, Sandkasten: Vor allem in den Sommermonaten spielt sich im Kitabetrieb viel draußen ab. Bevor die Kleinen in die Sonne dürfen, sollten sie gut eingecremt werden. Doch wer ist dafür verantwortlich – Eltern oder Erzieher?

"Bitte bringen Sie Ihr Kind eingecremt zur Kita." Dieser Aushang findet sich im Sommer in fast jeder Einrichtung. Doch, seien wir mal ehrlich, am liebsten würden wohl so manche Eltern das nervige Eincremen dem Kita-Personal überlassen. Aber gibt es dafür eigentlich offizielle Regelungen, wer für den UV-Schutz während der Betreuungszeiten verantwortlich ist? 

Judith Horzel, Senior Medical Managerin beim Dermo-Kosmetikunternehmen Pierre Fabre, empfiehlt, dem Wunsch der Kitas unbedingt nachzukommen: "Man sollte die Kleinen schon am Morgen vor dem Anziehen komplett eincremen und etwas Zeit geben, dass die Creme einziehen kann. So entstehen keine ungeschützten Ränder an Hals, Armen und Ohren." Aaaaber ...

Sonnenschutz in der Kita: Was sagt das Gesetz? 

Blind darauf vertrauen, dass die Eltern ihre Kinder gewissenhaft eincremen, dürfen die Erzieherinnen und Erzieher sich aber trotzdem nicht: "Jede Kita ist zum Schutz ihrer Kinder verpflichtet. Dazu gehört auch der Sonnenschutz", weiß Rechtsanwalt Holger Klaus, der auf Kitarecht spezialisiert ist. "Natürlich können die Einrichtungen alle Eltern dazu auffordern, ihre Kinder morgens einzucremen", erklärt Holger Klaus, "aber ob das zuverlässig klappt, sei einmal dahingestellt."

Dürfen Erzieher Sonnencreme auftragen? 

Eigentlich müssten sie es sogar. Denn das einmalige Eincremen am Morgen reicht ohnehin nicht aus. "Nachcremen sollte man unbedingt mehrmals täglich", empfiehlt Apothekerin Judith Horzel. "Durch Toben, Rangeln und Schwitzen besteht immer die Möglichkeit, dass sich der Schutz schneller abarbeitet." Und auch Rechtsanwalt Holger Klaus gibt zu bedenken: "Im Kita-Alltag kommen im Sommer oft noch Wasserspiele hinzu – da hält der Sonnenschutz nicht lange."

Sonnenschutz im Kindergarten ist klar geregelt

Die Regeln für Kitas sind daher eindeutig: Um die Mittagszeit, also zwischen 11 und 15 Uhr dürfen die Kinder sowieso nicht in der prallen Sonne spielen – ganz egal, ob sie eingecremt sind oder nicht. "Bei einem eigenen Außenbereich ohne Schatten sind die Einrichtungen angehalten, Sonnensegel oder einen ähnlichen Schutz zu installieren", erklärt Holger Klaus. 

Einwilligung der Eltern

Judith Horzel ergänzt: "80 Prozent der UV-Strahlen durchdringen einen bewölkten Himmel. Selbst dann brauchen wir einen zuverlässigen Sonnenschutz!" Die Erzieherinnen und Erzieher müssen also im Laufe des Tages auf jeden Fall nachcremen. Dafür wiederum benötigen sie laut dem Rechtsanwalt die Erlaubnis der Eltern. Eine mündliche Genehmigung reiche hier aus, so der Fachmann. Einige Einrichtungen sichern sich aber lieber mit einem schriftlichen Zweizeiler ab oder regeln den Sachverhalt direkt im Betreuungsvertrag. 

Für jedes Kind eine andere Creme?

Bleibt die Frage, mit welchem Produkt in der Kita eingecremt wird. "Am besten eignet sich als Sonnenschutzfaktor immer LSF 50+", erklärt Judith Horzel. Darüber hinaus appelliert Holger Klaus allerdings an die Vernunft der Eltern, es den Erzieherinnen und Erziehern nicht komplizierter als nötig zu machen: "Die Zeit, die fürs Eincremen draufgeht, muss am pädagogischen Angebot eingespart werden", erinnert der Experte. "Wenn nun also jede Familie auf eine andere Sonnencreme besteht und die Erzieher nach jedem Kind die Hände waschen und die Creme wechseln müssen, dann kostet das unnötig Zeit." Eine einheitliche Kita-Creme für alle – abgesehen natürlich von Allergikern – könne deshalb für alle Beteiligten die beste Lösung sein, auf die Eltern sich mit gutem Gewissen einlassen sollten.

Ganz wichtig: Vergesst nicht euren Kids ein Cap oder einen Sonnenhut mitzugeben. Ideal sind für die Kita-Zeit auch solche mit Nackenschutz. Dann ist diese Hautpartie und auch das Gesicht (doppelt) vor Sonnenstrahlen geschützt. Auch leichte langärmelige Sommershirts sind in den sonnigen Monaten besser als kurzärmelige, um die UV-Strahlung zu minimieren.