
ForscherInnen der Technischen Universität Braunschweig haben im Bereich Pädagogische Psychologie einen Schulversuch mit dem Unterrichtsstoff Glück durchgeführt. Jetzt berichtete der Projektleiter über erste Erfahrungswerte der Beteiligten.
Auch die Lehrenden müssen glücklich sein, um Glück unterrichten zu können
Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollten – so die ursprüngliche Intention von Tobias Rahm – zunächst glücklicher gemacht werden, "damit sie wiederum Kinder mit ihrem Unterricht glücklicher machen können". Aus der Lehrergesundheitsforschung wusste er, dass LehrerInnen generell zu gestresst sind, "um ihre Potenziale frei entfalten zu können". Erschöpfung tritt besonders häufig auf und "ist der Gegenpol von Freude und der Motivation, etwas zu vermitteln oder zu lernen", beschreibt es der Pädagoge.
Lehrende sind Vorbilder – auch in Sachen Glück
Die teilnehmenden Lehrkräfte bei der Fortbildung an der TU Braunschweig berichteten nach dem Training über mehr positive und weniger negative Gefühle und mehr Zufriedenheit mit ihrem Leben als eine ebenfalls befragte Kontrollgruppe.
Stress abtrainieren, Glück antrainieren
2020 kam Carina Mathes zu dem Projekt, die das Buch "Curriculum Schulfach Glückskompetenz" herausgebracht hat. "Bisher ist dieser Ansatz in Deutschland
wissenschaftlich nicht evaluiert, und ich fand es spannend, damit an Schulen zu gehen und herauszufinden, wie gut so etwas funktioniert", erläutert Rahm. Von Carina Mathes stammen die kreativen Ideen, wie man Glück und Dankbarkeit lehren und verankern kann. Da wird zum Beispiel ein "Gelber Rucksack" von den Kindern mit guten Erfahrungen gefüllt, oder es gibt einen spannenden "Gefühlsgarten" mit selbst gebastelten Papierblumen – sie stehen für positive Emotionen der Kinder, die sie im Unterricht und außerhalb der Schule erlebt hatten. Es gibt ein Begrüßungsritual, bei dem jedes Kind eine von drei Varianten auswählen kann und namentlich begrüßt wird, das wurde sehr positiv bewertet.
Übrigens: Videos von solchen individuellen Begrüßungsszenen grassieren inzwischen haufenweise im Netz und gingen zum Teil bereits viral. Hier seht ihr ein Beispiel:
Stimmung der Kinder steigt durch den Glücksunterricht
Eine erste Analyse zeigt: Die Kinder berichten, einen Monat nach dem Ende des Glücksunterrichts, häufiger positive Gefühle zu haben, als die Kontrollgruppe
das von sich sagt. Die Lehrkräfte beobachteten, dass "die Stilleren sich plötzlich mehr beteiligt haben", oder "die Klassenstimmung ist besser geworden, die Kinder wirken dankbarer, netter und gehen hilfsbereiter miteinander um", so das Fazit von Tobias Rahm.
Unser Autor: Christian Personn