
"Sensory Play" ist in aller Munde. Indem Kinder beim sensorischen Spielen alle ihre Sinne einsetzen, schulen sie ihre visuelle und taktile Wahrnehmung. Feinmotorik, Konzentrationsfähigkeit und logisches Denken werden gefördert. Besonders beliebt bei Kindern und Eltern sind Wasserperlen.
Die bunten Perlen vergrößern sich bei Kontakt mit Wasser um ein Vielfaches und faszinieren Kinder immer wieder aufs Neue. Ursprünglich wurden sie in der Landwirtschaft und als Deko eingesetzt, doch längst sind sie ein wichtiger Bestandteil von "Sensory Play".
Lebensgefahr durch verschluckte Wasserperlen
Ein neuer Bericht, der in der Fachzeitschrift "Pediatrics" veröffentlicht wurde, warnt nun jedoch vor den versteckten Gefahren, die von Wasserperlen ausgehen.
Besonders alarmierend ist der Fall der kleinen Kipley Haugen, der in dem Bericht geschildert wird. Das damals 13 Monate alte Mädchen hatte von den Eltern unbemerkt eine der Wasserperlen verschluckt, mit denen ihre ältere Schwester gespielt hatte. Kurz darauf trat bei ihr ein schwerer Darmverschluss auf. Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert und unverzüglich operiert. Dennoch leidet das Mädchen bis heute unter neurologischen Schäden und langfristigen Entwicklungsverzögerungen.
"Während der Operation wurde festgestellt, dass die Wasserperle eine Blockade in ihrem Dünndarm verursacht hatte", so ihre Mutter Ashley Haugen gegenüber "CBS News".
Da die Wasserperlen als ungiftig, umweltfreundlich und biologisch abbaubar vermarktet wurden, dachten zunächst jedoch alle, dass Kipley schnell wieder gesund werden würde. Doch es kam anders: In den Wochen nach der OP entwickelte sie beunruhigende Symptome, litt unter Koordinationsproblemen und reagierte nicht mehr auf Ansprache.
Die Diagnose: toxische Enzephalopathie, eine Erkrankung des Gehirns, die mit der Einwirkung chemischer Substanzen in Zusammenhang steht.
Kipleys Mutter setzt sich nun dafür ein, dass Wasserperlen mit strengeren Warnhinweisen gekennzeichnet oder sogar komplett verboten werden.
Unsichtbare Bedrohung durch Chemikalien
Das Fall von Kipley Haugen beweist, dass das Risiko von Wasserperlen über die einfache Erstickungsgefahr hinausgeht. Die superabsorbierenden Polymerperlen sind anfangs so winzig, dass sie Bonbons oder sogar Sandkörnern ähneln. Aber wenn sie verschluckt werden, können sie sich auf über das Hundertfache ihrer ursprünglichen Größe ausdehnen und gefährliche Blockaden im Verdauungstrakt verursachen, die oft eine Operation erfordern.
Im Gegensatz zu anderen verschluckten Gegenständen können sich Wasserperlen allmählich im Körper ausdehnen, was eine frühe Diagnose schwierig macht. Symptome wie Erbrechen, Bauchschmerzen, Dehydrierung und Lethargie können erst Tage oder sogar Wochen später auftreten.
Besonders tückisch: Wasserperlen können sich bei Kindern auch in Ohren, Nasen und sogar Lungen festsetzten und Infektionen, Hörverlust und Atemwegskomplikationen verursachen.
Neue Erkenntnisse offenbaren nun zudem ein verstecktes chemisches Risiko. Einige Produkte enthalten Acrylamid, ein Neurotoxin, das mit neurologischen Problemen bei Kindern in Verbindung gebracht wird.
Immer wieder schwere Verletzungen durch Wasserperlen
Allein in den USA wurden zwischen 2016 und 2022 etwa 7.800 Kinder wegen verschluckter Wasserperlen in der Notaufnahmen behandelt. 2023 starb ein zehn Monate altes Baby nach dem Verschlucken von Wasserperlen.
Kipley ist inzwischen acht Jahre alt und hat große Fortschritte gemacht, doch noch immer leidet sie unter den Folgen. "Sie hat immer noch mit Herausforderungen zu kämpfen, aber sie ist eine erstaunliche kleine Kämpferin", so ihre Mutter.
Um anderen Kindern ein solches Schicksal zu ersparen, empfehlen Experten, Wasserperlen immer außer Reichweite von kleinen Kindern aufzubewahren und akribisch darauf zu achten, dass keine Perlen für Babys oder Kleinkinder zugänglich sind, die ältere Kinder verschüttet haben könnten.
Wenn Eltern den Verdacht haben, ihr Kind könnte eine Wasserperle verschluckt haben, sollten sie sofort einen Arzt aufsuchen, da sich die Kügelchen im Körper weiter ausdehnen können.