Beschäftigung für Kleinkinder

Warum jedes Kind "Sensory Play" ausprobieren sollte

Sensory Play ist eine wunderbare Art, die Entwicklung deines Kindes zu fördern – und zwar spielerisch. Was hinter dem Trend steckt und wie es nicht in einem völligen Chaos enden muss, verraten wir euch hier. 

Kind spielt mit Sensory Play Box© iStock/Igishevamaria
Mit allen Sinnen erfahren: Sensory Play ist eine tolle Beschäftigung, vor allem für Kleinkinder!

Kinder sind von Natur aus neugierig. Und klar, wir Eltern wollen diese beneidenswerte Neugierde unbedingt fördern. Vor allem das sogenannte Sensory Play ist in diesem Rahmen in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Aber was genau ist das eigentlich? Und warum ist es so wahnsinnig toll für (Klein-)Kinder? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt: Melanie Wunderling aus Magdeburg ist seit zwölf Jahren Ergotherapeutin und hat sich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. Sie arbeitet in einer Frühförderstelle mit Kindern unter sechs Jahren und ist selbst Mama von zwei Kindern (2 und 9). Auf ihrer Website ergoling.com bietet sie eine Eltern-Akademie an – für alle, die keinen Platz in einer Ergotherapie-Praxis bekommen haben, beziehungsweise noch auf einen Termin warten. Auf Instagram (@ergoling) versorgt sie ihre 162.000 Follower regelmäßig mit wirklich spannenden und hilfreichen (Spiele-)Tipps und viel Wissen zum Thema kindliche Entwicklung

Liebe Melanie, was ist Sensory Play? 

Sensory Play (auf deutsch: sensorisches Spielen) bezeichnet eine Spielform, mit der Kinder über mehrere Wahrnehmungskanäle lernen. "Begreifen durch Greifen" beschreibt es passend. Kinder lernen ab dem Tag ihrer Geburt etwas über ihre Wahrnehmung. Sie kommen bereits mit dem Bedürfnis nach Wahrnehmung auf die Welt – sie wollen sie entdecken und verstehen lernen. Sensory Play versucht so viel wie möglich die Teilbereiche der Wahrnehmung zu vereinen. Hierzu zählen vor allem:

  • das Fühlen von Oberflächenbeschaffenheiten,
  • das Sehen von unterschiedlichen Farben und Formen,
  • das Hören von Geräuschen, die die unterschiedliche Materialien erzeugen
  • und das Lernen über das Tun: Was passiert, wenn ich Sand mit Wasser vermische? Was geschieht, wenn ich bunten Sand durchmische? Was kann ich beobachten, wenn ich Steine in Wasser werfe?

All diese Fragen versuchen Kinder sich über spielerische Versuche und Experimente zu beantworten.

Was genau fördert Sensory Play?

Das frühe Angebot von Sensory Play ist sehr sinnvoll, da es maßgeblich die visuelle und taktile Wahrnehmung fördert. Über diese Spielform kommt das Kind außerdem mit seinem Spielpartner in soziale Interaktion, was die Sprachentwicklung, aber auch das Sozialverhalten fördert. Allgemein entwickelt es die Feinmotorik des Kindes und seine Konzentrationsfähigkeit. Über das Experimentieren regt es Denkprozesse, logisches Denken und somit auch die allgemeine Entwicklung an. Das Kind kann kreativ tätig sein, was für viele auch ein Ventil für die emotionale Regulation sein kann. Das Ergebnis: Entspannung!

Ab wann macht Sensory Play Sinn?

Ich empfehle es ab dem Zeitpunkt, an dem Kinder selbstständig sitzen können. Ich selbst integriere diese Spielform immer in meine Therapie, da die Entwicklung der Wahrnehmung der erste Schritt der gesamten Entwicklungskette ist. Ist die Wahrnehmung nicht adäquat ausgebildet, entwickelt sich letztendlich auch Grob- und Feinmotorik nicht richtig. Die Grundvoraussetzungen fehlen! Ich achte in der Therapie allerdings darauf, dass die Kinder altersentsprechendes Material bekommen. Babys erhalten nur ungiftiges Material, das sie auch in den Mund nehmen können und bei dem keine Gefahr des Verschluckens besteht.

Materialien, die sich super für Sensory Play eignen!

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Achtet nur darauf, das Babys und sehr kleine Kinder, noch in der oralen Phase sein können und Dinge in den Mund stecken:

  • Wasser
  • Bohnen
  • Maiskörner
  • Kirschkerne
  • Salz
  • Muscheln
  • Reis
  • Pompoms
  • Kinetic Sand
  • Glasnuggets
  • Eiswürfel
  • Federn
  • Sonnenblumenkerne
  • Verpackungsflips
  • Papierkugeln
  • Nudeln
  • Schleim
  • selbstgerechter Schnee
  • Wasserperlen bzw. Aquabeads
  • Rasierschaum in Verbindung mit Lebensmittelfarbe oder einfach Spielschaum selbermachen
  • Dekosteine
  • Watte
  • Blätter
  • Kastanien
  • Knöpfe
  • Rapskörner
  • Erde
  • Gras
  • Stroh
  • Perlen
  • Knete

Als Zubehör könnt ihr Folgendes einsetzen: 

  • Pipetten, Zangen, Kellen, Löffel
  • Schüsseln, Wannen, Töpfe 
  • Tassen und Becher zum Umschütten
  • Muffinförmchen oder Muffinblech, zum Beispiel als Zoolandschaft verwenden
  • kleine Kegel und Spielzeugautos verwandeln das Sensor Play in eine Baustelle
  • Lichterketten unter den Plastikgefäßen sorgen für eine besondere Stimmung
  • Pinsel für Ausgrabungen
  • Zahnbürsten, um beispielsweise Schleichtiere sauber zu bürsten
  • versteckte Puzzleteile, die dann gepuzzelt werden
  • Dominosteine verteilen, aus dem Sand ausgraben und dann spielen
  • Schleichtiere oder Ähnliches zum Verbuddeln, um sie wieder auszugraben

Tipp: Es gibt natürlich auch fertige Sensory Play-Boxen zu kaufen, meist mit thematischem Schwerpunkt, wie diese Baustellen-Box oder diese Meerestiere-Box.

Gartentisch für Kinder© Amazon.de
Dieser Gartentisch für Kinder lässt sich ideal zur Station für Sensory Play umfunktionieren: Wasser rein, Sand, Erde, Blätter, Steine ... Dein Kind wird es dir zeigen! Erhältlich über Amazon für etwa 80 Euro.

Und wie wird das Ganze NICHT zu einer riesengroßen Sauerei?

Folgendermaßen: Zwei Stühle mit etwas Abstand gegenüber stellen und jeweils um die vorderen Stuhlbeine ein Spannbettlaken spannen. So entsteht eine Art "Wanne", die ich super ausschütteln kann. So bleibt die Umgebung auch mit den Kleinsten sauber. Danach kann man das Laken ganz einfach in die Waschmaschine geben und muss danach keine Grundreinigung vornehmen. 

Hast du noch einen weiteren Tipp für junge Eltern?

Für mich beginnt Sensory Play schon beim Essen mit den Fingern. Das allein ist schon sehr, sehr wertvoll für Babys und Kinder. Es fördert die orale Exploration von dem, was das Kind isst und so setzt es sich dann genauestens mit seinem Essen auseinander. Es lernt verschiedene Konsistenzen kennen, erfährt über das Tasten, welche Kraft es einsetzen muss, um es zum Beispiel zu zermatschen. Dies schult wiederum die Fähigkeit, eine Handlung zu planen und auch die Selbstständigkeit. Über dieses spielerische Geschehen wird die Feinmotorik und Koordination super trainiert. Ganz oft rate ich Eltern, die Feuchttücher einfach liegenzulassen und die positiven Aspekte aus dem Gematsche zu betrachten. ;-)

Hier kommen ein paar Ideen für Sensory Play zum Nachmachen: 

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