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Wie ein Mini-Pirat sieht Felix mit seiner schwarzen St.-Pauli-Mütze aus. Und tatsächlich passt der Begriff Pirat ziemlich gut zu dem kleinen Mann aus Bremervörde (Niedersachsen): Denn er schlich sich vor 18 Monaten wie ein Seeräuber ganz heimlich an seine Eltern Mareike und Daniel heran – und kaperte ihre Herzen im Überraschungsmoment für immer ...
Unbemerkt schwanger bis zur Geburt
"Es klingt verrückt, aber ich fand erst wenige Stunden vor Felix' Geburt heraus, dass ich schwanger bin", erzählt Mareike. Die 28-Jährige lebt damals in Hamburg, lässt sich zur Hörakustikerin ausbilden und hatte sich gerade von ihrem Freund Daniel getrennt. "Mein Arzt entfernte mir ein Hormonstäbchen zur Verhütung und erklärte, dass meine Regel möglicherweise erst in einem Jahr wieder käme. Ich dachte mir also nichts dabei, als meine Periode monatelang ausblieb." Eine Rolle spielte auch Mareikes chronisch-entzündliche Darmkrankheit Morbus Crohn. "Die späteren Kindsbewegungen verwechselte ich mit den krankheitstypischen Darmbewegungen, und die Zunahme schob ich darauf, dass ich vor der Trennung so schlank war wie nie. Ich dachte, mein Gewicht reguliere sich einfach wieder."
Rund acht Monate nach der Trennung wurde Mareike mit extrem starken Bauchkrämpfen ins Krankenhaus eingeliefert. "Ich ging davon aus, dass ich unter einem Darmverschluss oder einem akuten Morbus-Crohn-Schub litt." Im Krankenhaus stellten die Ärzte jedoch fest, dass Mareike schwanger war! Sie sagten ihr zunächst nicht, in welchem Monat. "Ein Arzt erklärte mir, dass ich verlegt werden müsse, weil es in diesem Krankenhaus keine Gynäkologie gäbe, und sich die Kollegen im anderen Klinikum besser mit Morbus Crohn und Schwangerschaft auskennen würden."
Trotz Kindsbewegungen hatte Mareike die Schwangerschaft nicht bemerkt
In der anderen Klinik angekommen, wurde Mareike erneut untersucht – und letztlich in einen Kreißsaal gebracht. Noch immer glaubte sie, dass die Schmerzen mit ihrer Darmkrankheit zusammenhängen. Dass sie kurz vor einer Geburt stand, wurde ihr erst wenige Minuten später bewusst. "Plötzlich sagte die Hebamme: 'Sag mir bei der nächsten Wehe bitte Bescheid.' Ich dachte nur: WEHE?! In diesem Moment verstand ich, dass ich offenbar jetzt gerade ein Kind auf die Welt brachte. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Und tausend Ängste, die vor allem dem Baby galten."
Denn: Die zu diesem Zeitpunkt 26-Jährige hatte nicht so gelebt, wie es Schwangeren empfohlen wird. Sie wohnte in einer WG, jobbte neben der Ausbildung in einer Kneipe, hatte Alkohol getrunken und Zigaretten geraucht. Kein Wunder also, dass sie nun befürchtete, ihrem Kind geschadet zu haben. "Die Gefahr, dass mein Baby behindert oder krank geboren wird, nur weil ich nicht vorsichtig war, schätzte ich riesengroß ein. Doch mir war auch klar, dass ich daran jetzt nichts mehr ändern konnte." Und nicht einmal zum Nachdenken blieb noch Zeit. Denn schon kurz darauf setzten die Presswehen ein – und Mareike hielt plötzlich einen gesunden, kleinen Jungen im Arm!
Was wird wohl der Papa sagen?
Obwohl sie keinen einzigen Tag hatte, um sich auf ihre neue Rolle als Mama vorzubereiten, war die Liebe sofort da: "Vom ersten Augenblick an war ich bereit, mein Leben für ihn zu geben, und seit seiner Geburt gibt es nichts Wichtigeres!" Als Erstes "beichtete" Mareike ihrer Schwester die Geburt, danach erfuhr ihre Mutter vom Enkelkind. "Sie stand mir von Anfang an bei, und ich konnte mit Felix sofort zu ihr ziehen. In der WG konnten wir ja nicht bleiben."
Schließlich folgte der schwerste Schritt: Die Neu-Mama musste dem Papa vom gemeinsamen Kind erzählen. "Ich hatte zu dem Zeitpunkt absolut keinen Kontakt zu ihm, wir waren nicht gut auseinandergegangen. Ich wusste, wenn ich ihn anriefe, würde er vermutlich nicht rangehen. Weil die Gefahr aber viel zu groß war, dass er es von einer anderen Person erfahren könnte, schrieb ich ihm eine Nachricht. Das klingt jetzt sehr unpersönlich, doch zu dem Zeitpunkt sah ich darin für mich die einzige Möglichkeit. Natürlich hatte ich Angst vor seiner Reaktion."

Daniel gibt zu, dass die Nachricht ihn ziemlich umhaute: "Ich war anfangs ganz schön geschockt, rief erst mal einen Freund an. Mit ihm habe ich an dem Abend ein oder zwei Bierchen getrunken, um die Neuigkeiten zu verdauen." Doch schon kurz darauf wollte der Installateur seinen Sohn kennenlernen. "Als ich ihn zum ersten Mal im Arm hielt, fühlte sich das noch merkwürdig an. Da lag dieser kleine Wurm, mit dem ich gar nicht viel anzufangen wusste. Heute ist es einfach nur schön, Papa zu sein und Felix' Entwicklung sehen zu können. Mit ihm Spaß zu haben und sein Lächeln zu sehen ist unbezahlbar."
Mittlerweile sind Mareike und Daniel sogar wieder ein Paar und die drei St. Pauli-Fans nun eine echte kleine Familie. "Wenn es wieder geht, nehmen wir Felix mal mit ins Stadion", sagt Mareike. Schon jetzt beherrscht der Kleine den Torjubel wie die Großen. "Dank Felix und unserer Geschichte glaube ich an Schicksal und Wunder", sagt Mareike. Und Daniel stimmt ihr zu: "Ich bin sehr froh darüber, wie sich alles gefügt hat."
Autorin: Andrea Leim
Buch-Tipp: "Die Geschichte deiner Geburt – Mein Brief für dich"

Die Geschichte von Felix ist eine von vielen, die ihr auch in unserem "Leben & erziehen"-Buch nachlesen könnt: Es enthält 30 wunderschöne Briefe von Eltern, die ihren Kindern von den 24 Stunden rund um die Geburt berichten. Manche sind aufregend, einige dramatisch, viele ungewöhnlich – und alle einzigartig, so wie auch jedes Baby es ist. Genau deshalb gibt zusätzlich Eintragseiten für euren eigenen Brief.
"Die Geschichte deiner Geburt – Mein Brief für dich", aufgezeichnet von Andrea Leim. 192 Seiten, Migo-Verlag, gebundene Ausgabe 15 Euro, über Amazon.de