Lakritz in großen Mengen ist in der Schwangerschaft tabu.© Foto: Getty Images
Lakritz in großen Mengen ist in der Schwangerschaft tabu.

Es gibt No-Gos für schwangere Frauen, über die braucht man nicht zu diskutieren. Alkohol ist eines davon, genau wie Nikotin. Aber gehört Lakritz in der Schwangerschaft wirklich auch auf diese Liste? Hier sind die Fakten:

Fakt 1: Lakritz enthält Glycyrrhizinsäure

Glycyrrhizinsäure kommt natürlicherweise in der Süßholzwurzel vor, aus der Lakritze gemacht werden.

Fakt 2: Glycyrrhizinsäure hemmt ein wichtiges Enzym

Laut Aerzteblatt.de hemmt Glycyrrhizinsäure das Enzym 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase 2. Dieses Enzym beeinflusst die Umwandlung von Cortisol in Cortison. Es ist auch in der Plazenta enthalten, wo es 80 bis 90 Prozent des Stresshormons Cortisols inaktiviert, das sonst in den Kreislauf des Kindes übertreten würde.

Fakt 3: Lakritz in der Schwangerschaft erhöht die Cortisol-Werte

Da die Glycyrrhizinsäure das Enzym bei seiner wichtigen Arbeit "stört", erhöht der Verzehr von Lakritz die Cortisol-Konzentration im Organismus des Fötus.

Fakt 4: Studien belegen die negativen Folgen von Lakritz für Schwangere und ihre Kinder

In Studien mit Tieren zeigte sich, dass diese erhöhte Cortisol-Konzentration eine verzögerte Pubertät sowie eine Störung der Fortpflanzung zur Folge hatte. Auch Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen wurden dokumentiert.

Eine Langzeitstudie aus Finnland hat zudem die Folgen auf den menschlichen Organismus dokumentiert. Hier zeigte sich:

  • Bei Mädchen, deren Mütter während der Schwangerschaft vermehrt Lakritz konsumiert haben, hat die Pubertät früher eingesetzt.
  • Die Mädchen sind größer, schwerer und ihr Body-Mass-Index ist höher als von Kindern, deren Mütter kein oder weniger Lakritz verzehrt hatten.
  • Der Intelligenzquotient lag um bis zu sieben Punkte unter dem der Kinder, die keinem Lakritzkonsum in der Schwangerschaft ausgesetzt wurden. Ihr Wortschatz war eingeschränkter.
  • Außerdem waren Kinder tendenziell unkonzentrierter, aggressiver und ihr Risiko für ADHS war dreimal höher als normal. 

Fakt 5: Aber! Für diese Studien wurden große Mengen Lakritze verzehrt!

Klingt im ersten Moment schockierend. Doch es lohnt sich, die genauen Details zu hinterfragen: Bei der Studie hatten Kinder der Mütter, die bis zu 250 mg Glycyrrhizin in der Woche zu sich genommen hatten, keine Symptome gezeigt. Das heißt: Beim Verzehr von etwas mehr als 100 Gramm normaler deutscher Lakritze pro Woche zeigten sich keine negativen Langzeitfolgen. (Normale deutsche Lakritze dürfen maximal 200 mg Glycyrrhizin pro 100 g enthalten. Eine höhere Konzentration muss durch den Hinweis „Stark-Lakritze“ gekennzeichnet sein.)

Die Mütter, deren Kinder negative Langzeitfolgen zeigten, hatten über mehrere Monate jede Woche mehr als 500 mg Glycyrrhizin zu sich genommen – umgerechnet also jede Woche mehr als eine große Tüte Haribo.

Fazit: Lakritz in kleinen Mengen ist unbedenklich!

Natürlich muss man solche Studienergebnisse ernst nehmen, und echte Lakritz-Liebhaber sollten ihren Konsum unbedingt einschränken. Wenn du aber gerade absolute Lust auf eine leckere Lakritzschnecke hast, brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben: In kleinen Mengen ist die Leckerei unbedenklich und anders als beim Alkohol oder Nikotin gibt es hier keine strenge Null-Toleranz-Regel. Gönn dir also bei akutem Lakritz-Hunger ruhig ein paar Stück davon – und achte einfach darauf, dass es nicht zu viel wird.

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