Wissen in der Schwangerschaft

Vorderwandplazenta: Wie schlafen und andere Tipps

Die Vorderwandplazenta ist eine häufige Lage der Plazenta während der Schwangerschaft. Die Auswirkungen auf Mutter und Kind? Geringfügig. Dennoch gibt es Einiges darüber zu wissen …

Schwangere Frau mit Babybauch und Vorderwandplazenta auf der Suche nach Kindsbewegungen.© pexels/Pavel Danilyuk
Eine Vorderwandplazenta kann dazu führen, dass die Schwangere ihr Baby etwas später erst spürt.

Habt ihr schon einmal von dem Begriff der Vorderwandplazenta gehört? Wenn nicht, dann ergeht es euch so wie mir. Bevor ich als Schwangere davon erfuhr, dass ich eine hatte. Es ploppten viele Fragen in meinem Kopf auf. Was genau bedeutet Vorderwandplazenta und welche Auswirkungen hat sie auf mich und mein ungeborenes Kind? Vielleicht geht es euch ja gerade ähnlich: Deshalb wollen wir euch in diesem Artikel alles erklären, was ihr über diese Lage der Plazenta wissen müsst.

10 Dinge, die ihr über die Vorderwandplazenta wissen müsst

Ihr seid betroffen? Dann werden euch die folgenden Informationen bestimmt interessieren.

1. Was ist eine Vorderwandplazenta?

Wird eine Vorderwandplazenta diagnostiziert, liegt der Mutterkuchen auf der Vorderseite der Gebärmutter. Also hinter der Bauchwand der werdenden Mutter. Dazu kommt es, wenn sich das befruchtete Ei an der vorderen Wand der Gebärmutter einnistet. Es ist wichtig zu wissen, dass eine Vorderwandplazenta in den meisten Fällen keine gesundheitlichen Probleme verursacht. Euer Kind wird genauso gut versorgt wie bei einer anderen Plazenta-Lage. Aber: Die Vorderwandplazenta kann im weiteren Verlauf der Schwangerschaft noch ihre Position wechseln beziehungsweise noch weiter nach oben wandern.

2. Wie diagnostiziert der Arzt eine Vorderwandplazenta ?

Die Diagnose einer Vorderwandplazenta erfolgt in der Regel über den Ultraschall in der 20. Schwangerschaftswoche. Der Arzt oder die Ärztin kann zu diesem Zeitpunkt bereits die Position der Plazenta gut bestimmen und feststellen, ob sie sich an der Vorderwand der Gebärmutter oder an einer anderen Stelle befindet. 

3. Vorderwandplazenta: Wie häufig ist das?

Eine Plazenta, die an der Vorderwand liegt, kommt relativ häufig vor. Ihr habt aber noch nie etwas davon gehört? Vielleicht, weil eine Vorderwandplazenta medizinisch als unauffällig eingestuft wird.

Wirklich verbindliche Zahlen, die Aufschluss über die Häufigkeit einer Vorderwandplazenta geben, gibt es leider nicht. Bis heute haben sich nur wenige Studien mit diesem Thema befasst. Diese Kohortenstudie (2019) kam jedoch zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, eine Vorderwandplazenta zu haben, zwischen 40 und 50 Prozent liegt. Quasi ebenso häufig liegt die Plazenta im hinteren Teil der Gebärmutter, seltener im oberen Teil. Doch laterale (rein seitliche Plazenta-Lagen) kommen nur extrem selten vor – ebenso wie die Plazenta praevia (vorliegende Plazenta genannt und eine Fehllage des Mutterkuchens). 

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4. Welche Auswirkungen hat eine Vorderwandplazenta?

Eines vorweg: Bei einer Vorderwandplazenta handelt es sich um keine bedrohliche Diagnose. Vielmehr um eine ganz normale Lage der Plazenta. Nach aktuellem Forschungsstand besteht durch sie kein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Dennoch kann eine Vorderwandplazenta eure Schwangerschaft beeinflussen. In den meisten Fällen sind diese Auswirkungen jedoch geringfügig und haben keinen Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft. Für das ungeborene Kind hat eine Vorderwandplazenta normalerweise keine negativen Auswirkungen. Die Plazenta funktioniert weiterhin wie gewohnt und versorgt das Baby mit allen notwendigen Nährstoffen und Sauerstoff.

Für die Mutter kann eine Vorderwandplazenta bedeuten, dass sie die Bewegungen des Babys möglicherweise erst später spürt als Frauen mit einer Plazenta an einer anderen Stelle …

5. Erfahrungen über das Spüren von Kindsbewegungen mit Vorderwandplazenta

Die meisten werdenden Mütter spüren ihr Baby in der Mitte des zweiten Trimesters zum ersten Mal. Sprich: rund um die 20. Schwangerschaftswoche. Schwangere mit einer Vorderwandplazenta nehmen die Kindsbewegungen dagegen oftmals erst wahr, wenn ihr Kind schon mehr Kraft hat. 

Stimmt! Da ich selber von einet Vorderwandplazenta betroffen war, kann ich sagen: Ich habe die Kindsbewegungen auch deutlich später gespürt als viele meiner Freundinnen. Das fand ich etwas schade, da mich die Bewegungen meines Babys wohl etwas mehr beruhigt hätten, doch schlimm fand ich es auch nicht. Es stimmt also, dass Schwangere mit Vorderwandplazenta Kindsbewegungen oftmals etwas später wahrnehmen als andere Frauen. Die Plazenta wirkt quasi als Puffer zwischen den Bewegungen des Babys und der Bauchdecke. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Bald-Mama regelmäßig die Kindsbewegungen überwacht und bei Bedenken ihren Arzt oder ihre Ärztin konsultiert. 

6. Größerer Bauch bei Vorderwandplazenta – wirklich wahr?

NEIN! Einige Mythen sind total überflüssig und falsch! Genau wie dieser. Mit einer Plazenta an der Vorderseite der Gebärmutter habt ihr nicht automatisch (früher) einen größeren Bauch. Dafür sind immer noch andere Faktoren entscheidend. Zum Beispiel die Menge des Fruchtwassers, die Genetik oder die Kindsgröße sowie das Kindsgewicht. 

7. Die Geburt mit Vorderwandplazenta

Eine Vorderwandplazenta führt in der Regel zu keinen Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt. Macht euch dahingehend bitte keine Sorgen! Einer "normalen" Geburt steht nichts im Wege.

Bei einem Kaiserschnitt kann die Vorderwandplazenta eine etwas anderes "Handling" erfordern. Der Schnitt muss ggf. etwas höher angesetzt werden, damit die Plazenta nicht beschädigt wird und Blutungen vermieden werden. Aber keine Sorge, die Ärzte werden darauf bestens vorbereitet sein. Reine Routine!

8. Sind die Herztöne mit Vorderwandplazenta schlechter hörbar? 

Diese Annahme ist hingegen tatsächlich wahr. Eine Vorderwandplazenta kann das Abhören etwas erschweren. Einfach, weil der Mutterkuchen die Herztöne des Kindes dämpfen und abfangen kann. Eventuell müssen also Ärzte und/oder Hebammen beim CTG etwas länger nach den Herztönen deines Babys suchen. Doch das ist absolut kein Grund zur Sorge.

9. Wie schlafen mit Vorderwandplazenta – gibt es DIE beste Position?

Viele Frauen mit Vorderwandplazenta fragen sich, ob sie durch eine gewisse Schlafposition ihr Kind gefährden oder schützen können. Doch hier besteht kein Grund zur Sorge. Das Kind wird durch die Liegeposition im Schlaf nicht gefährdet.

Gilt für alle Lagen der Plazenta: Wenn eine schwangere Frau ab etwa der 30. SSW (zum Beispiel für das CTG) auf dem Rücken liegt, so kann es durch eine Kompression der Hohlvene zu einem verminderten Rückfluss des Blutes zum Herzen kommen. Die Folge kann ein Herztonabfall beim Kind sein. Das CTG wird deshalb immer in Seitenlage geschrieben – am besten in Linksseitenlage.

Mehr zu den verschiedenen (empfohlenen) Schlafpositionen in der Schwangerschaft erfahrt ihr in diesem Artikel: 

10. Vorderwandplazenta: Welche Risiken sind möglich?

Eine Vorderwandplazenta bringt in der Regel keine besonderen Risiken mit sich. Schwangerschaft und Geburt können meist komplikationslos ablaufen. 

Zwei Risiken gilt es aber zu kennen

  1. Der Mutterkuchen liegt in dem Falle einer Vorderwandplazenta direkt unter der Bauchdecke. Aus diesem Grund ist er gegen äußere Gewalt ein bisschen weniger gut geschützt. Das heißt? Bei einem Sturz, einem Stoß oder anderen äußerlichen Einwirkungen ist das Risiko für eine vorzeitige Plazentaablösung etwas erhöht. Deshalb auch bei kleineren Unfällen lieber einmal mehr zum Frauenarzt gehen.
  2. Schwangere mit einer Vorderwandplazenta habe ein geringfügig größeres Risiko für Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes. Das ergab die Studie eines gynäkologischen Fachmagazins aus 2013. Randnotiz: 54 Prozent der teilnehmenden Frauen mit einer vorderen Plazenta hatte die Blutgruppe 0-positiv. 46 Prozent der Frauen mit einer hinteren Plazenta die Blutgruppe A-positiv.