Sanfte Hilfe

Helfen Kümmelzäpfchen, wenn das Baby Blähungen oder Verstopfung hat?

Kümmelzäpfchen sehen viele als Geheimtipp, wenn das Baby Blähungen oder Verstopfung hat. Was ihr darüber wissen müsst, lest ihr hier.

Weinendes Baby, dessen Bäuchlein massiert wird.© iStock/Prostock-Studio
Kümmelzäpfchen fürs Babybäuchlein, wenn es zwickt.

Babys Verdauungstrakt muss sich nach der Geburt erst mal an die neue Nahrung gewöhnen. Und braucht eine Weile, bis er sich darauf eingestellt hat. Kümmelzäpfchen sollen wahre Wunder wirken, wenn Babys von Blähungen geplagt werden. In diesem Artikel findet ihr alles, was ihr über Wirkung, Dosierung und Verabreichung der Zäpfchen wissen müsst.

Wie wirkt Kümmel (nicht nur aufs Bäuchlein)?

Kümmel (lateinisch Carum Carvi) enthält ätherische Öle (vor allem Carvon). Diese Öle wirken krampflösend, entspannend, unterstützen den Darm in seiner Tätigkeit und sind antibakteriell. Daher wird Kümmel seit jeher verwendet, um Speisen (zum Beispiel Kohl) verdaulicher zu machen und bei der Verdauung zu helfen. Auch in der Stillzeit kommt Kümmel dank seiner milchbildenden Eigenschaften beispielsweise im klassischen Fenchel-Anis-Kümmel-Tee zum Einsatz. 

Was ihr allerdings zum Verzehr von Fencheltee in der Stillzeit wissen müsst und welche neuen Erkenntnisse es dazu gibt, lest ihr in diesem Artikel:

Kümmelzäpfchen fürs Baby – warum?

Babys leiden in den ersten Lebensmonaten häufig unter Blähungen, Bauchkrämpfen oder Koliken (oft noch Dreimonatskoliken genannt). Kümmelzäpfchen, auch unter dem Namen Carum Carvi Zäpfchen bekannt, bestehen aus Kümmelextrakten mit ätherischen Ölen. Sie können Babys helfen, wenn diese Schwierigkeiten mit der Verdauung, zum Beispiel auch Verstopfung, haben. Genau wie andere Zäpfchen führt man Kümmelzäpfchen über den Po in den Enddarm ein (detaillierte Beschreibung der Anwendung von Zäpfchen weiter unten). Dank der Körperwärme lösen sich Zäpfchen innerhalb von wenigen Minuten auf. Die Darmschleimhaut nimmt dann die Wirkstoffe auf, sodass es dem Baby oft schnell (etwa innerhalb von 30 Minuten) merklich besser geht, wie viele Erfahrungsberichte zeigen. Lässt der Druck im Bauch nach, entspannt sich oft auch das Baby.

Ab wann darf man Kümmelzäpfchen beim Baby einsetzen und wie dosiert man sie?

Ab wann man Babys Kümmelzäpfchen verabreichen darf, hängt von dem jeweiligen Präparat ab. Die "Carum Carvi Baby-Kümmelzäpfchen" von Pädia eignen sich von Geburt an. Sie zählen zur Gruppe der Phytopharmaka (Planzenarznei), da sie eine pflanzliche Urtinktur enthalten. Die "Carum Carvi comp. Säuglingszäpfchen" von Wala sind ab einem Alter von drei Monaten einsetzbar. Für Kinder zwischen einem und sieben Jahren gibt es die etwas höher dosierten "Carum Carvi Kinderzäpfchen" von Wala. Es handelt sich um ein homöopathisches Arzneimittel. Auch hier ist eine pflanzliche Urtinktur enthalten (Kamille und verdünntes Kümmel-Dickextrakt), aber da zudem homöopathisch verdünnte Bestandteile enthalten sind, zählt es nicht zu den Phytopharmaka. Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Zehn Kümmelzäpfchen kosten etwa zehn Euro. (Mehr Infos zur Unterscheidung von Phytopharmaka und homöopathischen Mitteln findet ihr ganz unten unter diesem Artikel.)

Die Firma Pädia empfiehlt ein- bis zweimal täglich ein Zäpfchen, bei der Firma Wala ist es ein- bis dreimal täglich ein Zäpfchen. Sie können über mehrere Tage gegeben werden. Die Zäpfchen gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Mitunter lohnt es sich allerdings, den Kinderarzt nach einen Rezept zu fragen. Manche Krankenkassen erstatten bei Kindern unter zwölf Jahren auch die Kosten für pflanzliche und homöopathische Arzneimittel. Halten die Beschwerden an oder seid ihr unsicher, solltet ihr auf jeden Fall einen Kinderarzt aufsuchen.

So klappt das Einführen von Zäpfchen bei Babys und Kleinkindern kinderleicht

  1. Wascht euch vor der Anwendung die Hände.
  2. Das Baby sollte möglichst entspannt sein, damit es das Zäpfchen überhaupt "reinlässt" und es auch nicht gleich wieder "rausdrückt". Legt euer Baby also möglichst gemütlich auf den Rücken oder auf die Seite.
  3. Sprecht beruhigend mit eurem Baby und erklärt ihm in ruhigem Ton, was ihr macht. Ihr könnt es auch mit einem Lied oder einem Mobile ablenken.
  4. Haltet das eingepackte Zäpfchen einen Moment in den Händen, um es etwas zu erwärmen. Dann fühlt es sich nicht so kalt an, wenn ihr es in den Körper einführt.
  5. Packt das Zäpfchen aus, aber bitte DRÜCKT es nicht aus der Verpackung, sondern löst die Verpackung vom Zäpfchen. Zäpfchen sind sehr weich und könnten sonst zerbröckeln.
  6. Befeuchtet es mit etwas Wasser, damit es besser rutscht. (Lasst euer Baby selbstverständlich nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegen!)
  7. Winkelt die Beine des Babys an, damit ihr gut an den After kommt.
  8. Schiebt nun das Zäpfchen mit der stumpfen/dicken Seite voran vorsichtig ein, so, dass ihr es gerade noch spürt. Man neigt vielleicht dazu, es mit der Spitze zuerst einzuschieben, aber so rutscht es leider auch leichter wieder heraus.
  9. Nach dem Einführen drückt die Pobacken eures Babys einen Moment lang zusammen, damit das Zäpfchen nicht wieder herauskommt.
  10. Ihr könnt auch etwas später noch einmal nachschauen, ob das Zäpfchen wirklich nicht in der Windel gelandet ist. Allerdings ist das nur für euch zur Information. Denn nur, wenn das Zäpfchen SOFORT wieder rauskommt, könnt ihr es mit einem neuen probieren. Ansonsten lieber bis zur nächsten Anwendung warten.

Extra Tipp für die Verwendung von (Kümmel-)Zäpfchen beim Baby

Hat euer Baby regelmäßig Stuhlgang, so wartet am besten das nächste Mal ab, wenn ihr ein Zäpfchen geben wollt – falls es dann überhaupt notwendig ist –, damit es nicht kurz nach der Gabe mit dem nächsten Stuhlgang wieder in der Windel landet.

Anwendung von Zäpfchen im Überblick

Anschaulich erklärt ist die Anwendung von Zäpfchen auch in diesem mehrteiligen Slide des Insta-Profils "erstehilfekind":

Erfahrungen mit Kümmelzäpfchen

Zahlreiche Eltern sind schwer begeistert, andere bezweifeln die Wirkung bzw. den Einsatz von Kümmelzäpfchen. Im Zweifel fragt eure Hebamme oder den Kinderarzt um Rat. Nicht immer leidet euer Baby tatsächlich unter Bauchschmerzen, wenn es im Bäuchlein grummelt und das Baby sich sichtlich unwohl fühlt.

In den folgenden Artikeln lest ihr noch mehr darüber, wie ihr eurem Baby oder Kind bei Bauchweh Gutes tun könnt bzw. was ihr über Bauchschmerzen wissen solltet:

Phytopharmaka versus Homöopathie

Ihr wollt mehr über die Unterscheidung zwischen Pflanzenarznei (Phytopharmaka) und Homöopathischen Mitteln wissen? Die zweifache Mutter Dr. Catharina Amarell arbeitet als niedergelassene Kinderärztin am Kinderkrankenhaus Landshut und leitet dort auch ärztlich das Team der integrativen Medizin. Sie hat das Thema bei Instagram anschaulich auf mehreren Slides aufbereitet:

Unser Buch-Tipp

Dr. Catharina Amarell ist wie gesagt selbst Mutter und gibt in ihrem neuen Buch "So bleibt dein Baby gesund. Was Kinder im ersten Lebensjahr stärkt – und welche Haus- und Heilmittel ihnen helfen" wertvolles Wissen und spannende Praxiserfahrungen weiter. Gerade auch im Hinblick darauf, wie unser Baby NATÜRLICH gesund bleibt und wie wir es bei Beschwerden bestmöglich unterstützen. Und natürlich lest ihr in ihrem Buch auch weitere Infos zu den Erkältungssymptomen Husten und Schnupfen ...