Die Aufklärung von drei Impf-Mythen.© Foto: Getty Images
Die Aufklärung von drei Impf-Mythen.

1. Behauptung: Kinder müssen Krankheiten durchmachen, um ihr Immunsystem zu trainieren

Wahr ist:
Die Abwehr von Kindern muss erst aufgebaut werden – so viel stimmt. Der Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster ist auch davon überzeugt, dass es zur körperlichen und psychischen Entwicklung von Kindern gehört, Krankheiten durchzumachen. Dabei denkt er aber nicht an die Krankheiten, gegen die geimpft wird: "Auch weniger bedrohliche Erkrankungen ermöglichen ein seelisches Wachstum. Kinder dürfen dazu nicht den Gefahren ausgesetzt werden, die mit schweren Infektionen verbunden sind." Das Immunsystem von Kindern hat schon mit normalen Erkältungsviren genug zu tun.

2. Behauptung: Impfungen können zu gesundheitlichen Schäden führen

Wahr ist:
Wichtig ist, genau zu unterscheiden: zwischen Impfreaktionen, die bei vielen Kindern vorkommen, und echten Impfschäden. Es ist normal, dass Kinder innerhalb der ersten Tage auf den Piks reagieren, mit Fieber oder Schwellungen an der Einstichstelle – der Impfstoff soll ja das Immunsystem auf Trab bringen. Das kann für die Kleinen zwar unangenehm sein, ist aber harmlos und vergeht von selbst. "Echte Impfschäden sind dagegen extrem selten. Der Zusammenhang zur Impfung kann wissenschaftlich meistens nicht sicher nachgewiesen werden", sagt Dr. Martin Terhardt, Kinderarzt in Berlin. "Wir gehen hier von einem Fall bei mehreren hundertausend geimpften Kindern aus." Bei Verdacht auf einen Impfschaden muss der Kinderarzt das dem Gesundheitsamt melden.

3. Behauptung: Die Mehrfachimpfungen überfordern das Immunsystem der Kleinen

Wahr ist:
Kinder heute werden zwar gegen mehr Krankheiten geimpft als Mädchen und Jungen früher. Insgesamt bekommen sie dennoch weniger Antigene, die eine Abwehrreaktion ihres Immunsystems auslösen könnten. Zum Vergleich: Während der Keuchhusten-Impfstoff der Elterngeneration noch 3.000 Antigene enthielt, sind es heute bei allen Impfungen zusammengenommen nur noch 150. Dr. Martin Terhardt beruhigt deshalb: "Kinder sind täglich mehr Erregern ausgesetzt, als ihnen beim Impfen gespritzt werden." Die Mehrfachimpfungen haben zudem einen praktischen Vorteil: Die Zahl der Spritzen kann reduziert werden.

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