
Wenn sich die ersten Zähne beim Baby ankündigen, brechen viele Eltern in Angstschweiß aus. All die Geschichten, die da draußen kursieren, sind einfach zu schlimm. Über diese anscheinend so schreckliche Zeit des Zahnens. Doch eines vorweg: Jedes Kind ist anders und jedes Kind verkraftet diesen Prozess auch unterschiedlich. Es gibt Babys, die leiden sehr, andere haben fast keine Probleme. Also: Ruhe bewahren. Es gibt viele Mythen rund ums Zahnen beim Baby. Wir sagen euch, was stimmt – und was nicht …
1. Zahnen führt zu Fieber und Durchfall
Teilweise falsch: Viele Babys haben zwar Fieber, wenn die Zähne kommen – doch das ist eine zufällige Überschneidung. Die Gründe dafür: Der Nestschutz nimmt mit etwa vier Monaten ab und damit die Unterstützung durch mütterliche Abwehrstoffe. Zahnende Kinder stecken auch vieles in den Mund. Das macht sie anfälliger für Infekte. Merke: Zahnen verursacht maximal eine höhere Körpertemperatur von 38 Grad, aber kein höheres Fieber. Dafür sind dann Bakterien und Viren verantwortlich, ergo Infekte – und nicht die drückenden Zähnchen! Das ergab eine umfangreiche Studie der medizinischen Fachzeitschrift "Pediatrics".
Außerdem: Dr. Ulrich Fegeler, Kinderarzt aus Berlin und Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, schließt nicht aus, dass der Stress beim Zahnen die Darmtätigkeit beschleunigt – was zu leichtem Durchfall führt.
2. Wenn die ersten Zähnchen da sind, muss Mama abstillen
Nein.Viele Mütter stillen zwar ab, weil sie Angst haben, dass das Baby sie in die Brust beißt. Doch das ist – theoretisch – gar nicht möglich, denn noch fehlt dem Zahn-Neuling der Gegenbiss. Und die unteren Zähne sind beim Saugen ohnehin durch die Zunge des Kindes verdeckt. Praktisch passiert es dennoch, dass ein Baby mal zubeißt. Meist gegen Ende der Mahlzeit, wenn es keinen Hunger mehr hat und lieber die neuen Zähne ausprobiert. Am besten nimmt die Mutter das Baby dann von der Brust und sagt zu ihm: "Aua, mach das nicht, das tut mir weh."
3. Wer einen Zahn hat, ist reif für den ersten Brei
So stimmt das nicht, denn manche Babys bekommen schon einen Zahn, wenn sie noch voll gestillt oder mit Säuglingsmilch gefüttert werden – manchmal kommt ein Kind sogar mit einem ersten Zähnchen auf die Welt. Muttermilch ist nicht schädlich für Babys Zähne. Es kann passieren, dass Babys, die schon Brei essen, in einer Zahnungsphase weniger Appetit haben. Das liegt meist daran, dass die Zahnleiste drückt, weil sich ein weiterer Zahn ankündigt. Dr. Fegeler empfiehlt, den Brei dann nicht allzu heiß zu servieren, weil dem Baby Kühles besser bekommt.
4. Nachts ist der Zahnungsschmerz am schlimmsten
Das stimmt nicht, fühlt sich aber so an! Weil die Babys nachts nicht von ihrem Schmerz abgelenkt sind und ihn dadurch stärker wahrnehmen. Tagsüber haben die Kinder so viel, was sie von ihren wachsenden Zähnen ablenkt. So kann es nachts durchaus zu wachen (Schrei-)Phasen und/oder Schmerzschüben kommen, die Mama und Papa Sorgenfalten bereiten.
5. Bernsteinketten lindern die Schmerzen
Fraglich! Dass eine Kette aus Bernstein Kindern beim Zahnen hilft, halten Zahnmediziner für sehr unwahrscheinlich. "Sicher ist, dass Babys besser keine Ketten tragen sollten", sagt Dr. Fegeler. "Sie können damit beim Spielen hängen bleiben. Und wenn die Kette reißt, könnten sie die einzelnen Perlen schlucken oder in Nase oder Ohren stecken."
Ihr wollt mehr darüber wissen? Hier erfahrt ihr mehr zum Thema "Bernsteinkette fürs Baby" – und warum sie nicht zu empfehlen sind.