
Impfen? Ja, nein, vielleicht. Nicht alles oder später? Es gibt hier – wie bei kaum einem anderen Thema – extrem viele Meinungen und diese sind dann meistens ebenfalls ziemlich extrem. Impfen macht Kinder nicht gesünder, aber das behauptet ja auch keiner. Sie können schlicht und einfach die geimpften Erkrankungen nicht mehr bekommen. Sofern sie eine vollständige Immunisierung erhalten und keine sogenannten „Impfversager“ sind, bei denen der Körper einfach keine Antikörper aufbaut.
Unsere Nachbarn im Norden machen es etwas anders als wir und sind damit – wie so oft – Vorreiter. Ihr System ist in vielen Ländern Europas schon umgesetzt worden und wird offiziell empfohlen, aber Deutschland ist noch nicht dabei. Hier wird weiterhin weitestgehend nach dem Impfschema der STIKO geimpft.
Was macht die STIKO?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) entwickelt Impfschemata für Deutschland. Dabei orientiert sie sich nicht nur an dem Nutzen einzelner geimpfter Menschen, sondern auch an dem Nutzen für die gesamte Bevölkerung bei uns im Land. Hierfür entwickelt sie eine Nutzen-Risiko-Abwägung, bevor eine Empfehlung ausgesprochen wird. Abgesehen davon werden auch Studien und viele weitere Informationen zu Rate gezogen, um sicher zu sein, dass die Impfung verträglich ist und ohne große Nebenwirkungen verabreicht werden kann. Eines sollte dir aber immer bewusst sein: Bei jedem Medikament – so auch bei Impfstoffen – kann es zu Nebenwirkungen kommen.
Ist das Schema der STIKO veraltet?
Teilweise, denn die Abstände und Häufigkeit, in denen Kinder geimpft werden, wurden in Deutschland seit Langem nicht angepasst. Die Impfstoffe werden immer besser und brauchen weniger Impfdosen, um die gleiche Immunität zu erreichen. In Nachbarländern wie Österreich wurde das Impfschema schon auf das fortschrittlichere Skandinavische umgestellt. Abgesehen davon, dass alle Skandinavischen Länder seit vielen Jahren damit gute Erfahrungen machen. Gemäß der Packungsbeilage und Zulassung kann die Impfung in diesem Schema verabreicht werden. Und diese Information scheint die STIKO zu ignorieren.
Worin liegt der Unterschied zwischen Skandinavischen Impfschema und STIKO-Empfehlung?
Du ersparst deinem Kind eine Impfung im ersten Lebensjahr, bei der gleichen Immunisierung nach vollständiger Verabreichung der drei Impfungen. Eine Impfung weniger hört sich nicht nach einer großen Innovation an, aber eine Impfung weniger bedeutet weniger Stress für den kleinen Körper des Kindes, insbesondere da letztendlich die gleiche Immunisierung erreicht wird.
Wie ist der Abstand bzw. Ablauf der Impfungen im Vergleich zur STIKO?
Bei der STIKO-Empfehlung handelt es sich um das "3+1 Schema". Das Bedeutet: Die Kinder werden dreimal in einem Abstand von einem Monat geimpft, und es erfolgt eine Auffrischungsimpfung im zweiten Lebensjahr. Die STIKO empfiehlt im Monat 2, 3 und 4 zu impfen, sowie eine Auffrischung im Monat 12 durchzuführen. Beim Skandinavischen Impfschema wird erst ab dem dritten Lebensmonat (oder später) geimpft, mit einem Abstand von zwei Monaten erfolgt die Auffrischungsimpfung. Die letzte Auffrischung erfolgt ein halbes Jahr später. Hieraus ergibt sich das "2+1 Schema". Ein Beispiel wäre: Impfung mit drei und fünf Monaten sowie eine Auffrischung mit elf Monaten.
Auf welche Impfung bezieht sich das Skandinavische Impfschema?
Es bezieht sich ausschließlich auf die Grundimmunisierung deines Kindes. Dabei geht es um die Fünf- beziehungsweise Sechsfach-Impfung. Diese Impfung beinhaltet: Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilius infuluenzae Typ b (Hib) und bei der Sechsfach-Impfung außerdem Hepatitis B.
Welche Nachteile gibt es im Vergleich zur STIKO?
Aufgrund des späteren Beginns des Impfens erhält das Kind späteren Impfschutz. Denn bei dem Skandinavischen Impfschema kann erst nach dem dritten Monat mit dem Impfen begonnen werden. Indem die Eltern gegen Keuchhusten geimpft sind, kann man einen Risikofaktor mindern. Nach der ersten Impfung ist der Impfschutz aber bei beiden Schemata gleich.
Seit Jahren gibt es immer wieder Versuche, die STIKO zu überzeugen, dieses System offiziell in Deutschland als Alternative zu empfehlen. Da die Impfstoffe die erforderliche Zulassung für dieses Schema haben, sollte dies kein Problem darstellen. Doch die STIKO vertröstet seit Jahren mit der Aussage, das Skandinavische Impfschema zu prüfen. Viele Länder arbeiten schon erfolgreich mit dem System, das eine gute Alternative darstellt. Auch einige Kinderärzte bieten dieses Schema in ihren Praxen an. Leider sind es aber noch nicht sehr viele. So müssen Eltern, die nicht nach STIKO impfen, sich bei Kinderarztbesuchen oft für ihre Art des Impfens rechtfertigen.
Impfen gerät so häufig aufgrund von lächerlichen Anschuldigungen und nicht repräsentativen – vielleicht auch ausgedachten – Studien in Verruf. Es wäre also meiner Meinung nach ein guter Schritt von der STIKO, eine weitere Empfehlung herauszugeben, die eine innovative Alternative darstellt. So könnten sicherlich einige Impfskeptiker noch ins Boot geholt werden, statt sie vielleicht mit nur einer möglichen Impfart komplett abzuschrecken. Denn Impfen zählt zu Recht zu einer der wichtigsten medizinischen Errungenschaften und rettet viel mehr Leben, als uns bewusst ist. Denn in einer Welt, in der der Hauptteil der Bevölkerung geimpft ist, werden wir – und auch die Impfgegner – nur selten mit den schlimmen Konsequenzen des Nicht-Impfens konfrontiert.