
Ich mochte euch – meine Brüste – noch nie so wirklich, um ehrlich zu sein. Ihr wart halt da. Gut, in meiner Jugend habt ihr durchaus dazu geführt, dass dem ein oder anderen Typ fast die Augen aus dem Kopf gefallen sind. Denn ihr habt euch schon sehr früh bemerkbar gemacht und ich war die erste in meiner Klasse, bei der sich Busen entwickelt hatten. Doch, seht es mir bitte nach, ihr habt mich lange Zeit eher gestört – vor allem beim Tennisspielen. Wenn man einen Sport auf Leistungsniveau betreibt, dann heißt es nämlich nicht nur ein bisschen herumhüpfen und ein paar Bälle schlagen. Nein, es war Konditionstraining und knallhartes Training angesagt. Da wart ihr Boobies im Weg. Hieß: Ich musste euch bändigen und in einen bewegungsarmen Sport-BH zwängen. Dass ich euch mal mit anderen Augen sehen würde, hätte ich mir damals wohl nicht gedacht …
Schwangerschaft als Brust-Boost? Nein, danke!
Einige meiner Freundinnen haben sich darüber gefreut, dass ihre Brüste in der Schwangerschaft und Stillzeit um einiges größer und praller waren. Davor hatte ich etwas Angst. ABER: Mir ist in meiner Schwangerschaft kein signifikanter Unterschied aufgefallen. Etwas praller vielleicht, aber nicht nennenswert. Vielen Dank dafür, ihr habt meinen Rücken und meinen Geldbeutel (für ständig größere Körbchen) verschont.
Nach der Geburt: weiches Kissen und Nahrungsquelle
Als es unser kleiner Sohn dann endlich auf unsere Welt geschafft hat, habe ich das Kuscheln mit ihm sehr genossen – und zelebriert. Er hat es geliebt, sich an meine Brüste zu schmiegen. Ihr wart ihm das BESTE KISSEN, so weich hätte er es wohl auf keinem anderen gehabt. Ja, eure Elastizität hatte etwas abgenommen, richtig prall wart ihr nun nicht mehr. Aber rückwirkend war alles fein so. Denn vor allem war ich dankbar, dass ihr meinem Kind die so gesunde Muttermilch geschenkt habt. Auch, wenn das Stillen bei mir nicht so richtig klappen wollte.
Und was, wenn die Stillzeit vorbeigeht?
Meine Still-Karriere war zwar nicht die leichteste (ich habe euch in diesem Artikel bereits davon erzählt). Doch die Milch, die ich hatte, habe ich meinem Baby abgepumpt und gegeben. Ihr wart gut geölte Maschinen. Sechs Monate lang. Dann habe ich es gelassen. Mein Sohn verlangte ohnehin nach festem Essen. Nach dem Abstillen und als mein Körper aufgehört hatte, zu "produzieren", war ich gespannt, was jetzt mit euch geschehen sollte. Eine Freundin lag mir schon seit Längerem damit im Ohr: "Stell dich auf ein Paar ausgelutschte Rosinen ein!" Oooookay. Wow. So schlimm?
Für die einen ist der abgestillte Körper eine abgelegene Ruine, die mit nostalgischer Neugier betrachtet (aber bitte nicht berührt) werden sollte. Für die anderen ist er eher ein kaputtes Haus, das eigentlich einer Renovierung von unbekanntem Ausmaß unterzogen werden müsste. Und noch andere sind völlig fein mit allem. Mit jeder Delle, jedem Röllchen und der reduzierten Cup-Größe.
Bemerkt habe ich definitiv, dass ihr nun kleiner seid. Und etwas schlaffer. Aber alles im Rahmen. Witzig ist allerdings, dass sich sogar das Internet mehr dafür interessiert als ich: Seither erscheinen ständig Pop-up-Werbungen für einen neuen, zierlicheren BH.
Im Kleinkindalter? Kleiner, aber (für mich) feiner.
Je mehr Zeit nach dem Abstillen meines Kindes verging, desto kleiner erschient ihr mir. Immerhin seid ihr symmetrisch. Da kenne ich andere Frauen, die mit zwei unterschiedlich großen Post-Baby-Boobs unglücklich sind. Doch jetzt im Kleinkindalter, in dem mein Sohn super viel tobt, ist ein etwas kleinerer Busen eigentlich gar nicht so verkehrt. Wenn ich da so an meine sportlich (aktive) Vergangenheit denke …
Unser versöhnliches Ende
In der Pubertät, im frühen Erwachsenenalter und in den ersten Jahren der Mutterschaft wurdet ihr hochgehoben, (aus)gequetscht, gezwickt, aufgepolstert oder massiert. In euren frechsten Zeiten zogt ihr die Blicke der Jungs auf euch. In euren prallsten Zeiten nährtet ihr mein Baby. Und wozu seid ihr jetzt gut?
Ein Gedanke: Vielleicht sollten wir euch Brüste einfach so betrachten, wie wir den Mond in jeder seinen Phasen anschauen. Mal nimmt er zu, mal nimmt er ab, mal verschwindet er. Genau wie er verkörpert auch ihr Brüste in gewisser Weise die Vergänglichkeit jeder unserer Lebensphasen.
Und irgendwie bedauere ich euer (teilweises) Verschwinden heute ein bisschen. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich das Ende all der vergangenen Phasen betrauere. Egal, ob gut oder schlecht. Hinter mir liegt eine Zeit, in der mein Körper einen anderen Körper hervorgebracht und ernährt hat.
Ihr habt eine Menge geleistet. Und ich bin entschlossen, ab sofort netter zu euch zu sein. Ihr mögt vielleicht keine allzu große Aufmerksamkeit mehr erregen, aber Respekt habt ihr euch auf jeden Fall verdient. Ich mochte euch anfangs nicht besonders, doch heute als Mama bin ich froh über all eure Dienste. Danke.
Ende gut, Boobie gut.