"Menschenmilch" statt "Muttermilch"

Geschlechtsneutrale Begriffe auf der Geburtsstation?

Zugegeben: etwas sperrig gehen "Geburtselternteil" und "Co-Elternteil" statt Mama und Papa schon von den Lippen. In einigen englischen Geburtsstationen werden die geschlechtsneutralen Begriffe nun dennoch eingeführt.

© Foto: iStock/smolaw11

Die Geburtsstationen der Uni-Kliniken von Sussex und Brighton machen es vor: Jede Person wird dort angehalten eine genderneutrale Sprache zu verwenden. Was das heißt? Konkrete Beispiele wären "Person" statt "Frau" zu sagen, "Geburtselternteil" statt "Mutter" und "Elternteil" oder "Co-Elternteil" statt "Vater". Dahinter steckt der Gedanke eines diskriminierungsfreien Wordings, um trans- und nichtbinäre Menschen nicht zu verletzen. Anwendung sollen die Begriffe zumindest solange finden, wie Personen neu aufeinander treffen und nichts über die Geschlechtsidentität ihres Gegenübers wissen.

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Denkt man darüber nach, fallen schnell viele, viele Bezeichnungen im Elternkosmos auf, die man in diesem Kontext überdenken muss. So auch die "Muttermilch" – auch hierfür gäbe es eine Alternative: "Menschenmilch" ("human milk") oder "Milch des stillenden Elternteils" ("milk from the feeding parent"). Okay ... zugegeben: Das klingt erst einmal ziemlich sperrig und ja, einfach ungewohnt. 

"Umständlich" hin oder her:

Fakt ist doch, dass Familienkonzepte vielfältig sind. Ein Kind, das zwei Mamis oder zwei Papis, eine nonbinäre Person oder eine Transperson als Elternteil hat, das ist doch total cool, oder eben auch: total egal. Denn als Außenstehende geht es uns das rein gar nichts an. Alles, was zählt ist, dass die Familie glücklich ist.

Jedes Elternteil weiß zudem, dass gerade die Zeit um die Geburt herum seeeehr emotional ist. Für Eltern steht die Welt erstmal Kopf. Neben den Strapazen der Geburt und hormonellen Veränderungen beginnt jetzt für die Familie ein ganz neuer Lebensabschnitt. Neben all den Glücksgefühlen kann einen da auch schon einmal etwas Panik überkommen. Besonders in der Geburtsklinik ist es doch also wichtig, dass alle sich wohlfühlen können. Ich finde: Wir können uns alle ein bisschen am Riemen reißen und uns Mühe mit unserer Sprache geben. Damit wir Persönlichkeitsrechte wahren und uns so wie es in unserem Ermessen liegt, alle Mühe geben, andere NICHT in einer so sensiblen Situation vor den Kopf zu stoßen. Oder wie seht ihr das?

Sprachwandel ist ein Prozess

Und ja, ich verstehe, dass man sich fragen kann "wo fängt man an, wo hört man auf?" Denn schließlich gibt es allerlei Begriffe, die wir gewohnheitsmäßig benutzen und die wir dann auch überdenken können/sollten/müssten. Aber ist das ein Grund – aus Scheu –, uns erst gar keine Mühe zu geben? Schließlich wünschen wir uns doch auch genau das für unsere Kinder: Dass sie akzeptiert und nicht benachteiligt werden, egal wie es sich entwickeln werden!

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