Dieser Artikel enthält unter anderem Produkt-Empfehlungen. Bei der Auswahl der Produkte sind wir frei von der Einflussnahme Dritter. Für eine Vermittlung über unsere Affiliate-Links erhalten wir bei getätigtem Kauf oder Vermittlung eine Provision vom betreffenden Dienstleister/Online-Shop, mit deren Hilfe wir weiterhin unabhängigen Journalismus anbieten können.

Väter von heute sind anders. Sie wechseln Windeln, kochen Brei, nehmen am Elternabend teil. Tatsächlich verbringen Väter heutzutage doppelt so viel Zeit pro Tag mit ihren Kindern wie vor 30 Jahren. Gleichberechtigung herrscht bei der Care-Arbeit allerdings noch immer nicht. Was läuft da schief? Alexander Bayer ist Autor ("Väter sind was Wunderbares, das muss man den Müttern nur immer wieder sagen") und dreifacher Vater, und er rät anderen Männer dazu, aus der Defensive zu kommen: "Bis auf die Geburt selbst und vielleicht noch das Stillen können Väter im Prinzip alles erledigen, was Mütter auch können. Halt nur ein bisschen anders", erklärt der Satiriker.
Denn: "Der Vater kann bei der Erziehung seiner Kinder alles über- und unternehmen, was ER sich selbst zutraut. Und was ihm seine Kinder zutrauen. Das ist nicht ganz irrelevant, denn Kinder werden, zumindest solange sie noch klein sind, bei den allermeisten Dingen ihre Mütter vorziehen. Und mit dieser Art von Zurückweisung, die im eigentlichen Sinne keine ist, muss ein Vater erst einmal umgehen lernen."
Was die meisten Väter unterschätzen
Als Vater von drei Söhnen weiß er: Man wächst mit seinen Aufgaben. "Wenn man seine Kinder nacheinander bekommt, wächst und reift man proportional mit. Beim ersten, also bei der größten Umstellung im Leben, ist man in der Regel auch jünger als bei den nachfolgenden Kindern und allein konditionell zu wesentlich mehr in der Lage", weiß er.
Was er als Vater dennoch gnadenlos unterschätzt hat? "Definitiv die exponentielle Aufwandssteigerung nach der Geburt des dritten Kindes. Mit zweien war vieles nur ein Viertel so anstrengend. Natürlich auch nur ein Viertel so schön." Und die Tatsache, dass gemeinsame Zeit mit seiner Partnerin plötzlich ein knappes Gut ist. "Darauf sollten sich Väter definitiv vorbereiten und vor der Geburt des ersten Kindes am besten zwei Jahre lang jeden Abend mit ihrer Partnerin ausgehen", rät er.
Rückblickend bereut er, selbst nicht länger Elternzeit genommen zu haben. "So banal das auch klingt, verpasst man als Vater ohne Elternzeit die unfassbar faszinierende Zeit mit dem frisch geborenen Kind, die schlicht nie wiederkommt", erklärt er. Deshalb sollten Väter auch von Anfang an Präsenz zeigen: "Und bitte: Während der ersten Wochen des Babylebens definitiv nicht in anderen Zimmern schlafen", appelliert er. "Klar, ist das alles am Anfang sehr laut, man ist permanent wach, muss oft wickeln, wiegen oder den Storchenschritt mimen. Aber, liebe (angehende) Väter, wann erlebt man denn bitte so etwas noch einmal? Genau da entstehen doch die tollsten Anekdoten für Familienfeiern. Nicht auszuschließen ist, dass man damit nebenbei auch die Mutter des Kindes entlastet."
Mütter und Väter ticken unterschiedlich
Auch wenn er als moderner Vater bei den Geburten dabei war, Nachtschichten übernommen hat und weiß, wie man die Waschmaschine bedient, sieht Alexander Bayer dennoch klare Unterschiede zwischen Müttern und Vätern: "Interessant ist meiner Erfahrung nach, dass die Kinder meist diejenigen sind, die diese traditionellen Rollenmuster herausfordern. Die Mama wird einfach bei nahezu allem bevorzugt, was mit Fragen, Fühlen und Kuscheln zu tun hat. Wobei es mittlerweile für alle drei unserer Söhne auch kein Problem mehr ist, von mir ins Bett gebracht zu werden. Das hat aber relativ lange gedauert und anfangs immer nur vereinzelt funktioniert", erklärt er. "Als Vater bin ich aber als derjenige präferiert, der beim Raufen herhalten muss oder den stramm geschossenen Fußball abkriegt. Das sind jetzt natürlich Extrembeispiele, aber tendenziell stimmt das schon. Kinder haben, da noch relativ frei von Einflüssen jeglicher Art, sehr gute Antennen, wofür sie wen wo am besten einsetzen wollen."
Woran das liegt? Dafür hat er eine klare Erklärung: "Mütter haben so eine fein geartete emotionale Intelligenz, mit derer Hilfe sie permanent und überall Nuancen ablesen, von denen Väter nur träumen können. Das führt dazu, dass Väter vergleichsweise alles ein wenig schroffer angehen – aber nicht unbedingt schlechter. Wir behaupten dann immer, wir seien einfach super effizient dabei und schnörkellos, tatsächlich fehlt uns aber einfach jedes Gespür für die Erziehungsbereiche zwischen den Zeilen."
Kindererziehung ist auch Männersache
Trotz aller Unterschiede zwischen Mütter und Vätern stellt er klar: "Kindererziehung ist ganz eindeutig zu mindestens gleichen Teilen auch Männersache. Mütter und Väter mögen sich in Nuancen ihres Erziehungsstils unterscheiden, aber quantitativ und erst qualitativ kann und darf es keine Differenz geben."
Um das zu ermöglichen, muss jedoch ein Umdenken stattfinden – sowohl bei den Männer als auch bei den Arbeitgebern. "Definitiv sollten Väter lange Arbeitszeiten und Überstunden den Stunden mit ihren Kindern nicht vorziehen. Ich verstehe die Sorge und die Bestrebung, ausreichend verdienen zu wollen oder den Arbeitsplatz abzusichern, was heutzutage relevanter ist als je zuvor, aber die verlorene Zeit mit den Kindern ist einfach unwiederbringlich", sagt Alexander Bayer. "Hier müsste zumindest im Angestelltenverhältnis auch der Arbeitgeber – auch in meinem letzten war das leider nicht der Fall – durch ausreichende Rückmeldung dem Vater vermitteln, nicht um seine Anstellung fürchten zu müssen. Dann klappt es auch besser mit der Familienzeit."
Alexander Bayer ist Satiriker und Autor, bekannt für seine Arbeit beim Postillon. Der dreifache Vater ist seit 2013 im Satire-Geschäft und betreibt seit 2023 das Comedy-Portal "Kreidekiste".