Mutter und Vater liegen auf dem Bett und halten ihre Zwillinge in den Händen.© Getty Images
Wenn Eltern Zwillinge bekommen, steht das Leben meistens erst einmal Kopf.

Zwillinge bedeuten doppeltes Babyglück – aber auch doppelt so strapazierte Nerven für Mama und Papa? Wir lassen Eltern zu Wort kommen, die aus Erfahrung berichten können.

Bärbel und Jörn Backhaus mit ihren zweieiigen Zwillingen Jana und Nils, zwei Minuten jünger

"Mit Zwillingen fällt man auf. Im Geburtsvorbereitungskurs, den mein Mann und ich besucht haben, waren ausschließlich Frauen, die ein Kind erwarteten. Ihre Reaktion, als wir bei der Vorstellungsrunde verkündeten, dass wir Zwillinge bekommen: 'Wow, Zwillinge? Wie wollt ihr das schaffen?' Eine Frage, die uns immer wieder gestellt wurde. Und die Ängste schürt.

Selbstverständlich haben wir überlegt, wie wir den Alltag mit zwei Babys meistern. Sehr hilfreich war dabei der Austausch mit Gleichgesinnten. Ich habe viel in Zwillingsforen gesurft. Sie sind eine gute Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Fragen zu stellen. Werdende Zwillingsmütter haben nämlich andere Fragen als 'normale' Schwangere. Ganz banal: Kann man parallel stillen? Was mache ich, wenn beide Babys gleichzeitig schreien oder die Windel voll haben? Als Zwillingseltern wird man ganz anders gefordert.

Die erste Zeit mit Jana und Nils war sehr anstrengend, weil sie anfangs noch keinen gemeinsamen Rhythmus hatten. Wenn Nils schlief, schrie Jana. Hatte Jana Hunger, war Nils satt. Hatten wir beide gerade angezogen, hatte Nils die Windel voll – im Winter  besonders spaßig. Ich kann mich erinnern, dass ich ein großes Schlafdefizit hatte. Mein Tipp für Zwillingseltern: Kontakt zu anderen Zwillingsmüttern und -vätern suchen und ein Netzwerk aufbauen."

Melanie Burbach und Heiko Meffert mit ihren eineiigen Zwillingen Louisa und Paula, neun Minuten älter

"Wir begegnen oft Menschen, die sagen 'Oh Gott, wie könnt ihr Paula und Louisa auseinander halten?' Ich finde das nicht schwer, weil die beiden sehr unterschiedlich sind. Louisa ist größer und kräftiger als Paula. Und sie ist schüchtern, wenn Besuch kommt. Paula ist offen und geht auf Menschen zu. Wir legen Wert darauf, dass jedes Kind seine eigenen Interessen entwickelt. Deshalb haben wir uns auch bewusst dagegen entschieden, Paula und Louisa gleich anzuziehen.

So unterschiedlich unsere Töchter sind, so innig ist ihre Beziehung. Sie nehmen sich zum Beispiel in den Arm und geben sich gegenseitig Küsschen, um sich zu trösten. Oder wenn Paula weint, geht Louisa los, um ihr ihren Teddy zu bringen. Aber natürlich kracht es auch zwischen den beiden – das volle Zickenprogramm inklusive Kratzen, Beißen und An-den-Haaren-ziehen. Mal sehen, wie es wird, wenn Louisa und Paula in den Kindergarten gehen. Sie kommen erst Mal in dieselbe Gruppe, weil wir denken, dass ihnen die Trennung von Zuhause so leichter fällt.

Ob Zwillinge nun in dieselbe Kita-Gruppe gehen, die gleichen Sachen tragen sollten oder nicht – Eltern sollten sich von unterschiedlichen Meinungen nicht verrückt machen lassen. Als ich schwanger war, haben mich andere Zwillingseltern auf meinen dicken Bauch angesprochen: 'Zwillinge? Die sind soooo anstrengend!' Rückblickend kann ich sagen, dass es natürlich anstrengend war. Aber nicht viel mehr, als bei meinen Freundinnen, die 'nur' ein Kind im selben Alter hatten. Wichtig ist, dass man sich gut organisiert."

Tanja Roth und Ralf Bauer mit ihren zweieiigen Zwillingen Alina und Jonathan, eine Minute älter

"Mein Mann hat mich nach dem Ultraschalltermin vom Arzt abgeholt. Ich habe ihm das Ultraschallbild gezeigt – und er hat sich natürlich gefreut, dass unsere Tochter Emma ein Geschwisterchen bekommt. Allerdings hat er nicht gesehen, was los ist. Als ich ihm zeigte, dass da zwei Babys im Bauch sind, hat es ihm die Sprache verschlagen. Und Emma?

Hat der Tagesmutter klipp und klar gesagt, dass sie keine zwei Geschwister will: 'Zwei sind zu viel!' Das habe ich am Anfang auch gedacht. Und mir den Kopf darüber zerbrochen, was da auf uns zukommt. Inzwischen hat Emma Jonathan und Alina fest ins Herz geschlossen. Sie hilft beim Füttern, bespaßt oder beruhigt sie. Emma ist so stolz darauf, zwei Geschwister zu haben, dass sie es allen erzählt. Hin und wieder ist sie natürlich – wie alle Geschwister –  eifersüchtig.

Für Emma war die Situation verständlicher Weise nicht einfach. Drei Jahre lang war sie die Nummer eins. Und plötzlich sind da zwei Babys, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Allen gerecht zu werden, fällt zugegeben manchmal schwer. Zwillinge zu haben, ist ein Abenteuer. Und es ist toll, dieses Abenteuer mit der Familie, Freunden und auch anderen Zwillingseltern zu teilen. Mittlerweile sind sehr nette Kontakte  entstanden."

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