Meinung

Na, bist du auch eine Gummibärchen-Mama? (Was an dem TikTok-Label so verkehrt ist ...)

Braucht es wirklich noch ein weiteres Mütter-Label? Fragt sich unsere Autorin, als sie im Netz über den Begriff der Gummibärchen-Mama stolpert ...

Eine Frau hält Gummibärchen in der Hand© iStock/Farknot_Architect
Alle lieben Gummibärchen – aber auch gefroren? 

Was zum ... ist überhaupt eine Gummibärchen-Mama?

Google ich den englischen Begriff "Gummy Bear Mom" erscheinen direkt als erstes Tiktok-Videos in meiner Suche. Ganz weit oben ist @drjustyna mit ihrem Clip über den vermeintlichen Mütter-Trend zu finden. Die selbst ernannte Gummibärchen-Mama hat das Label ins Leben gerufen: Für sie hält eine "Gummy Bear Mom" zuverlässig genügend Snacks im Haus parat, ist immer mit Keksen, Kuchen und Naschereien für einen spontanen Besuch vorbereitet  – im Gegensatz zu einer "Almond Mom", die Süßes strikt reglementiert und ausschließlich Gesundes und Nahrhaftes auftischt.

Ich frage mich: Warum braucht es diese zwei Extreme? Warum braucht es diese Betitelungen überhaupt? Und vor allem: Warum geht es hier nur um Mütter? Wo verstecken sich die Gummy Bear Dads?

Kommen meine drei Jungs aus der Kita und Schule, dann sind sie hungrig. Meistens ober-hungrig. Und auch bei uns gibt es dann den ein oder anderen, Achtung!, Snack. Ja, Kinder lieben Snacks. Das wissen wir alle. Ob ich deshalb eine Gummibärchen-Mama bin? Ich lehne dieses Etikett dankend ab. 

Das Stichwort ist bei uns: Balance, echte Balance!

Zum Keks gesellt sich bei uns ein Apfel. Zum Schokoriegel eine Banane. Aufs Vollkornbrot wird Marmelade geschmiert. Balance ist das Zauberwort. 

Nein, ich finde nicht, dass Kinder täglichen und uneingeschränkten Zugang zu einer überfüllten Süßigkeitenschublade haben müssen, vor allem nicht in jungen Jahren. Das sehen viele Experten übrigens genauso. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin betont, dass Süßwaren, süße Brotaufstriche wie Marmelade und Schoko-Nuss-Aufstriche, Limonaden und Knabberartikel nur sparsam konsumiert werden sollten – bedeutet: zusammen nicht mehr als zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr ergeben sollten. "Ein Beispiel: Ein vier- bis sechsjähriges Kind bekommt mit einer Kugel Eiscreme und zwei Butterkeksen schon zehn Prozent des täglichen Energiebedarfes." Auch die Verbraucherzentrale empfiehlt: "Maximal 1 Portion Süßigkeiten oder Snacks täglich, zum Beispiel eine Kinderhand voll Kekse, Bonbons oder Schokolade."

Und nein, ich finde auch nicht, dass es ausschließlich zum Geburtstag und zu Weihnachten Süßigkeiten geben sollte, wofür Gummibärchen-Mamas sogenannte "Almond Moms" gern belächeln. Ja, auch da sind sich Ernährungsexperten einig: Verbote und übermäßige Restriktionen können den Jieper auf Süßes bei Kindern nur unnötig anheizen. 

Aber wenn ich dieses Video so sehe, würde ich mich selbst nicht als "Gummy Bear Mom" betiteln wollen:

Das Haus voller abgepackter Snacks in US-amerikanischen Größen, die dann durch drei Äpfel und drei angebräunte Bananen ausbalanciert werden. Hm, ich weiß nicht recht ... geht das nicht besser? 

Wo sind nur die "Gummibärchen-Papas"?

Was mich aber fast noch mehr an dem Titel "Gummibärchen-Mama" nervt? Dass es keinen "Gummibärchen-Papa" gibt! Hier wird mal wieder der Anschein erweckt, dass einzig und allein die Mütter dieser Welt für die Versorgung und Ernährung ihrer Sprösslinge verantwortlich sind. Und ja, auch wenn das in der Realität wohl in vielen Familien wirklich immer noch der Fall ist, hilft uns ein Label nicht weiter, dieses Ungleichgewicht auszugleichen. 

Oder wie seht ihr das? Schreibt die Autorin, die gerade eine leere Haribo-Packung in ihrer Jeanstasche findet ...

Seid ihr Team "Gummibärchen-Mama"?

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