Mädchen trägt ihren Bruder Huckepack.© iStock/Rawpixel
Die Bindung zwischen Geschwistern wird auch vom Altersunterschied beeinflusst.

"Und wann kommt das zweite?" Es ist die Standard-Frage, die sich wohl die meisten Eltern irgendwann anhören müssen. Zugegeben: Die Frage – von Außenstehenden gestellt – kann nerven. Für viele Eltern, die sich ein zweites Kind wünschen, ist sie aber durchaus relevant. Wann ist der ideale Zeitpunkt für ein zweites Kind? Besser schnell hintereinander, damit beide in absehbarer Zeit "aus dem Gröbsten raus sind"? Oder ist es sinnvoller, sich Zeit zu lassen?

Statistisch gesehen liegt der Altersunterschied zwischen Geschwistern in Deutschland bei 3,3 Jahren. Nur ist dieser Abstand auch wirklich der beste für die kindliche Entwicklung?

Entwicklungspsychologen wissen: DEN idealen Altersunterschied zwischen Geschwistern gibt es nicht.

Da jede Familiensituation individuell ist, spielen bei der Entscheidung für ein zweites Kind ganz unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Kurz gesagt: Der perfekte Zeitpunkt ist, wenn die Lebenssituation passt, die Paarbeziehung harmonisch läuft und die finanzielle Absicherung stimmt. Der Altersabstand zum Erstgeborenen sollte bei dieser Entscheidung nicht ausschlaggebend sein.

Inzwischen ist wissenschaftlich bewiesen, dass sowohl ein geringer als auch ein großer Altersunterschied Vor- und Nachteile haben kann. Entscheidend ist, wie die Eltern mit der Situation umgehen. Viele Entwicklungspsychologen halten einen Abstand von drei Jahren bei Geschwistern für optimal, da die enge Bindung des ersten Kindes zu den Eltern – oftmals vor allem zur Mutter – in der Regel nach dem dritten Geburtstag nachlässt. Doch auch diesbezüglich gibt es unterschiedliche Meinungen.

Großer Altersunterschied: Vor- und Nachteile

Von einem "großen Altersunterschied" spricht man ab ca. fünf Jahren. Auch hier sind Pauschalisierungen jedoch schwierig. Es kommt auch darauf an, wie schnell sich die Kinder entwickeln. Manchmal holen die jüngeren Kinder den Altersunterschied auch auf.

Pro-Argumente für einen großen Altersunterschied sind, dass Kinder meist weniger Konflikte haben, da sie sich nicht um das gleiche Spielzeug streiten. Reibungspunkte entfallen somit häufig. Auf der anderen Seite haben sie dafür oft weniger gemeinsame Interessen – was allerdings nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie eine weniger enge Bindung zueinander aufbauen. 

Geringer Altersunterschied: Vor- und Nachteile

Haben Kinder einen geringen Altersabstand, spielen sie meist mehr miteinander und haben später oft auch den gleichen Freundeskreis. Allerdings ist in diesen Konstellationen oft auch der Konkurrenzkampf größer. Hierbei spielen die Eltern eine maßgebliche Rolle: Wird ein Kind bevorzugt, kommt es oft zu Eifersucht. Die Geschwisterkonstellation, in der die Eltern selbst aufgewachsen sind, ist häufig entscheidend. Wer beispielsweise selbst das zweite Kind war und vom älteren oft geärgert wurde, hegt möglicherweise mehr Sympathie und Mitgefühl für sein zweitgeborenes Kind.

5 Faktoren, die der Altersunterschied von Geschwistern maßgeblich beeinflusst

Wissenschaftler haben untersucht, inwiefern sich der Altersabstand von Geschwistern auf unterschiedliche Lebensbereiche auswirkt. Dabei kristallisierten sich fünf Aspekte heraus, die durch den Altersunterschied beeinflusst werden:

Geschwisterbeziehung

Geschwister, die vier Jahre oder mehr auseinander sind, legen größere Zuneigung, Bewunderung und besseres Sozialverhalten zueinander an den Tag. Geschwister mit geringerem Altersunterschied stehen sich hingegen oft näher.

Eltern-Kind-Beziehung

Eltern beschäftigen sich mehr mit ihren Kindern und lesen ihnen öfter vor, wenn der Altersabstand größer ist. Dies wirkt sich auch auf die schulischen Leistungen aus: Geschwister mit einem Altersunterschied von mehr als zwei Jahren erzielen oft bessere Noten.

Ausbildung

Geschwister, die zwei Jahre oder mehr auseinander sind, haben bessere Chancen auf einen höheren Schulabschluss und besuchen häufiger eine Universität.

Gesundheit

Studien haben belegt, dass Kinder mit einem Altersunterschied von weniger als 18 Monaten oder mehr als fünf Jahren öfter mit gesundheitlichen Probleme zu kämpfen haben. Dazu zählt Frühgeburtlichkeit oder geringes Geburtsgewicht.

Paarbeziehung

Eltern, deren Kinder anderthalb Jahre oder weniger Unterschied haben, tragen ein 24 bis 29 Prozent höheres Scheidungsrisiko als Eltern, deren Kinder vier Jahre oder mehr auseinander sind.

Quelle: https://parentingtranslator.org/