Neuer Ansatz

Diese 5 Dinge beachten Eltern, die emotional intelligente Kinder großziehen

Wutanfälle und große Emotionen gehören zum Kindsein dazu. Doch warum fällt es vielen Erwachsenen so schwer, damit umzugehen? Wie es gelingt, die Gefühle unserer Kinder auszuhalten und liebevoll zu begleiten ...

Kleines Mädchen Kind mit langen Haaren kopfüber auf dem Sofa.© iStock/Voyagerix
Kinder haben starke Emotionen – und brauchen Erwachsene, die damit umgehen können.

Es ist oft kaum mehr ein diffuses Gefühl, das viele Eltern antreibt. Ein innerer Wunsch, mit ihren Kindern anders umzugehen als sie es selbst erfahren haben. Nicht, weil sie selbst eine schlechte Kindheit gehabt hätten. Sondern weil sie sich für ihre Kinder wünschen, ihre großen und kleinen Emotionen frei ausdrücken zu können – mehr als sie es womöglich selbst durften …

Generationen von Kindern wurden mit strenger Hand erzogen und haben dadurch gelernt, ihre Gefühle zu verstecken. Alyssa Blask Campbell ist Expertin für frühe Kindheit und emotionale Entwicklung. Sie will diesen Kreislauf durchbrechen und stellt einen neuen Weg vor, um die emotionale Intelligenz von Kindern zu fördern und sie in ihren Gefühlen zu bestärken statt sie kleinzuhalten.

Ihr Ansatz: Der Schlüssel zur Erziehung emotional intelligenter Kinder liegt nicht darin, die Kinder zu verändern – sondern den Erwachsenen beizubringen, ihre Gefühle richtig zu begleiten.

Alte Muster durchbrechen

"Es geht darum, die Art und Weise zu ändern, wie wir Kinder wahrnehmen, und darum, generationsübergreifende Muster zu durchbrechen", so die Autorin ("Tiny Humans, Big Emotions") gegenüber "Psychologie Today". 

Das Ziel besteht nicht darin, Kinder zu verändern, sondern dem Erwachsenen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die er braucht, um die Bedürfnisse des Kindes zu erfüllen.

Ihrer Ansicht müssen viele Eltern heutzutage noch Beschämungen verarbeiten, die sie in ihrer Kindheit erlebt haben – beispielsweise wenn sie öffentlich ausgeschimpft oder bestraft wurden.

"Das Ergebnis ist heute eine Generation von Eltern, die mit viel Scham lebt und lernen muss, mit ihrer eigenen Scham umzugehen, damit sie diese Muster nicht wiederholen", so Alyssa Blask Campbell. Je mehr Erwachsene mit sich selbst im Reinen sind, desto besser gelingt es ihnen, ihre Kinder in ihren Gefühlen zu begleiten. 

Fünf Komponenten emotionaler Intelligenz

Deshalb sei es wichtig, dass Eltern lernen, ein tiefes und liebevolles Verständnis für sich selbst und ihre Kinder zu entwickeln. Dafür ist emotionale Intelligenz erforderlich.

Emotionale Intelligenz besteht Alyssa Blask Campbell zufolge aus fünf Komponenten: 

Selbstwahrnehmung

Dabei geht es darum, wirklich nachvollziehen zu können, was im eigenen Körper passiert und seine Gefühle einordnen zu können.

Selbstregulation

Gemeint ist die Fähigkeit, das Nervensystem zu regulieren und Strategien zu kennen, sich zu beruhigen.

Soziale Kompetenzen

Wer sozial kompetent ist, kann sich in verschiedenen Situationen und im Umgang mit unterschiedlichen Menschen angemessen verhalten.

Empathie

Dahinter verbirgt sich die Fähigkeit, die Gefühle anderer nachvollziehen zu können.

Motivation

Ziel ist eine intrinsische Motivation, also eine Motivation von innen heraus, sodass Kinder aus eigenem Antrieb Neues lernen wollen, ohne Belohnungen oder Bestrafungen.

Auch im Erwachsenenalter würden viele Menschen noch nicht über diese Fähigkeiten verfügen. Darum ist es der Expertin zufolge umso wichtiger, dass Eltern an ihrer emotionalen Intelligenz arbeiten und lernen, ihre Gefühle zu regulieren.

Für viele Erwachsene ist es schwierig, die Wutanfälle oder die Trotzigkeit ihrer Kinder auszuhalten, weil sie selbst in Gehorsamkeitsstrukturen aufgewachsen sind. "Wenn unser Kind uns jetzt ins Gesicht starrt und etwas tut, was es nicht tun sollte, fühlen wir uns getriggert", erklärt sie im Podcast "The Deep Dig". 

Selbstfürsorge sei in diesen Situationen die Grundlage, um unser Nervensystem zu regulieren. Manche brauchen eine Umarmung, um sich zu beruhigen, andere hingegen brauchen Abstand. Eltern sollten sich selbst folgende Fragen stellen: Was hilft mir, ruhig zu sein? Wie kann ich diese Ruhe herbeiführen? Wie reagiere ich nun auf das Kind vor mir? 

"Wir alle brauchen einen Menschen, mit dem wir uns sicher und geborgen fühlen, bei dem wir verletzlich sein dürfen, für dessen Gefühle wir uns nicht verantwortlich fühlen, und bei dem man zusammenbrechen kann", erklärt sie. Für Kinder sollten dies die Eltern sein – oder zumindest ein Elternteil.

Resilienz fördern

Wenn Kinder von emotional intelligenten Eltern begleitet werden, stärkt sie das fürs Leben. "Bei psychischem Wohlbefinden, psychischer Gesundheit und emotionaler Belastbarkeit geht es darum, zu lernen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht und schwierige Gefühle zu regulieren und zu verarbeiten", so die Expertin. 

Wer in Verbindung mit den eigenen Gefühlen steht, wird widerstandsfähiger. Resilienz bedeutet, dass man sich wirklich erlaubt, die Bandbreite der Emotionen zu erleben und dass man über Werkzeuge verfügt, mit dem mit diesen Emotionen umgehen kann, ohne in ihnen stecken zu bleiben oder noch tiefer in sie hineinzufallen."

Das zu lernen, ist eine große Aufgabe für Kinder – und für Eltern.