Klartext

"Enkelkinder? Ein Geschenk! Aber die Eltern ..."

Früher war alles besser? Das stimmt so sicher nicht. Und dennoch sind sich die meisten Großeltern einig darüber, was heutzutage in der Erziehung gehörig schiefläuft ...

Glückliche Großmutter mit ihrem Enkelkind vorm Haus im Sommer.© iStock/Ulza
Omas und Opas packen aus: Was Eltern heute falsch machen.

Großeltern – das sind längst keine alten, grauen Menschen mehr mit Rückenschmerzen und Gebiss. Die heutige Generation ist viel fitter und gesünder als diejenige vor 50 Jahren. Fahrradtouren, Fußball spielen im Garten, gemeine Ausflüge mit den Enkeln sind für viele Omas und Opas kein Problem.

Die meisten Großeltern verbringen leidenschaftlich gern Zeit mit ihren Enkeln und stecken eine Menge Energie in gemeinsame Unternehmungen. Und sie können selbst bestimmen, wann und wie oft sie das tun. Großeltern sind Eltern, die bereits Kinder großgezogen haben – Eltern mit Zuckerguss quasi. So beschreiben es die Autorinnen Ursi Breidenbach und Heike Abidi ("Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss. Vom großen Glück, Oma und Opa zu haben, zu sein – oder zu werden").

Enkel profitieren von der Gelassenheit 

"Großeltern haben in der Regel viel mehr Zeit und Muße, die Stunden mit den Enkeln zu genießen. Als sie selbst Eltern waren, hielten Arbeit, Haushalt, Schule und Alltagssorgen sie davon ab, die gemeinsame Zeit auszukosten. Das kann man dann als Oma bzw. Opa nachholen", sagen die Autorinnen. 

Auch die Enkel profitieren von einer engen Bindung. "Großeltern sind rundum gelassener, weil sie durch Erziehungspflichten kaum belastet sind. Diese Unbeschwertheit spüren auch die Enkelkinder. Bei Problemen sind Oma und Opa daher oft die idealen Vertrauenspersonen, weil sie zuhören und trösten, ohne dass direkt Erziehungsmaßnahmen drohen."

Für ihr Buch führten Ursi Breidenbach und Heike Abidi viele Interviews. "Alle waren sich einig, dass es vor allem wichtig ist, sich intensiv auszutauschen. Solange man offen darüber redet, wie sich alle Beteiligten fühlen – welche Wünsche und Sorgen es gibt –, tauchen größere Probleme zwischen den Generationen gar nicht erst auf."

Moderne Erziehungsmethoden sorgen für Konflikte

Für viele Großeltern ist es jedoch schwierig, die heutigen Erziehungsmethoden zu verstehen und zu akzeptieren. "Eltern gehen heute viel partnerschaftlicher mit ihren Kindern um. Eine autoritäre Erziehung gibt es nur noch in sehr wenigen Familien. Meist wird offen über alles gesprochen und unterschiedliche Meinungen werden ausdiskutiert", wissen die Autorinnen. "Natürlich hat sich aber nicht nur der Erziehungsstil geändert, sondern auch die äußeren Einflüsse sind anders geworden. Während sich unsere Eltern noch über einen adäquaten Fernsehkonsum den Kopf zerbrochen haben, müssen Eltern heute Lösungen für Internet-, Handy- und Spielekonsolen-Gebrauch finden."

In diesem Punkt gehen die Anschauungen oft auseinander. "Multimediale Berieselung für die Allerkleinsten finden wahrscheinlich die wenigsten Großeltern ideal", betonen die beiden. Doch es gibt noch mehr Differenzen: "Ein schönes Beispiel, das mir von einer Oma genannt wurde, sind die sich ständig ändernden Moden in Sachen Ernährung: Ihrem Enkelkind im Babyalter darf kein abgekochtes Wasser oder Tee zum Trinken gegeben werden, weil es heißt, das würde dem jungen Darm schaden. Das fand diese Großmutter eindeutig sehr fragwürdig. Was ebenfalls genannt wurde, ist die Tatsache, dass die Kinder heute oft absoluter Mittelpunkt sind, um den sich alles dreht."

Was früher wirklich besser war

War denn früher wirklich alles besser? So pauschal lasse sich das nicht sagen. Was den Autorinnen jedoch klar geworden ist: "Früher wurden die Kinder von Eltern und Großeltern nicht so sehr kontrolliert und überwacht. Es gab mehr Freiräume, um sich auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu machen."

Und welchen Fehler sollten Großeltern unbedingt vermeiden? Die Antwort ist klar: "Sie sollten sich nicht zu viel einmischen - das haben wir immer wieder gehört." Die Stolperstricke für beide Generationen sind zahlreich: zu viel Einmischung, zu wenig Hilfsangebote, zu oft die Meinung sagen, zu wenig Beratung, Grenzüberschreitungen, Eifersucht ... "Die Liste lässt sich noch fortsetzen. Wie überall, wo Menschen miteinander zu tun haben, kann man auch hier nur den Tipp geben: reden, reden, reden!"

In einer Sache sind sich jedoch fast alle Großeltern einig: "Sehr viele Großeltern, mit denen wir gesprochen haben, empfinden es als großes Geschenk und Krönung des Lebens, Großeltern zu werden. Es ist etwas ganz Besonderes und daher lassen viele größere Veränderungen im letzten Lebensabschnitt bereitwillig zu."

Unsere Expertinnen: Ursi Breidenbach und Heike Abidi

Heike Abidi und Ursi Breidenbach© Penguin Verlag

In ihrem Buch "Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss. Vom großen Glück, Oma und Opa zu haben, zu sein – oder zu werden" beleuchten die Autorinnen Ursi Breidenbach und Heike Abidi die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens mit und als Großeltern. Sie schildern sowohl eigene Erfahrungen und Erlebnisse als auch Erkenntnisse aus der Wissenschaft.