Schluss mit Deko-Wahn

Mama genervt von Kindergeburtstagen: "Wann haben wir verlernt, ein gutes Fest zu feiern?"

Früher gab es auf Kindergeburtstagen Schokokuchen und Topfschlagen. Heute nehmen sie regelrecht Event-Charakter an. Eine Mutter hat die Nase voll davon ...

Aufgeregter Junge liegt in Luftballons.© iStock/max-kegfire
Deko allein macht noch keinen guten Kindergeburtstag aus.

Luftballon-Girlande, Helium-Ballons, Cake-Topper, Pappteller, Party-Hüte – wenn ein Kindergeburtstag ansteht, verfallen viele Eltern in einen regelrechten Kaufrausch. In den Tagen vorher wird oft haufenweise Wegwerf-Schrott bestellt – schließlich soll es ein ganz besonderer, unvergesslicher Tag werden. Das Motto für die Deko lautet: Mehr ist mehr. Nicht ganz unschuldig an dem Hype sind Instagram und Co. Schließlich spült uns Social Media immer wieder ungefragt Bilder in den Feed, die uns zeigen, wie ein Kindergeburtstag aussehen könnte – wenn wir uns richtig Mühe geben würden. Wer einfach nur die gute, alte "Happy Birthday"-Girlande aufhängt, kommt schnell ins Grübeln: Ist das jetzt nicht doch ein bisschen läppisch?

Stefanie Schindler ist zweifache Mutter und von dem Deko-Wahnsinn mittlerweile nur noch genervt. "Wann haben wir eigentlich verlernt, ein richtig gutes Fest zu feiern? Ich habe das Gefühl, dass wir das haben", sagt die Bloggerin und Buchautorin ("Green Family Guide. Nachhaltig leben und Geld sparen", siehe Buchtipp weiter unten). "Wenn wir uns daran erinnern, was eine gute Party wirklich ausmacht, eine Party, auf der gelacht, getobt, geweint und sich wieder vertragen wird, dann wird schnell klar, dass gemeinsame Momente so viel mehr wiegen als übermäßig viele Geschenke oder die perfekte Party-Deko."

Kindergeburtstage brauchen nicht viel Chichi

Sie selbst hat vor einiger Zeit damit angefangen, auf Social Media-taugliche Deko und eine Flut an bunten Geschenken zu verzichten – und vermeidet so auch unnötige Müllberge. "Nicht selten laufen wir Eltern vor einem Kindergeburtstag auf Party-Hochtouren. Es wird gekauft, dekoriert, gebacken und eingepackt, damit die Party möglichst perfekt vorbereitet und optisch ansprechend ist", so die Münchnerin. "Einen Kindergeburtstag unter nachhaltigen Gesichtspunkten zu gestalten, ist für uns Eltern eine großartige Möglichkeit, darüber nachzudenken, was eine für Kinder gelungene Feier tatsächlich ausmacht." Und das sei eben nicht die Menge an Plastik, die aufgefahren wird …

Ganz ohne schmückendes Beiwerk geht es aber auch bei ihr nicht. "Kindergeburtstage brauchen Deko und die Mottoparty, die sich viele Kinder wünschen. Ohne geht es nicht und muss es auch unter nachhaltigen Aspekten nicht", stellt sie klar. "Es geht bei einem nachhaltigen Kindergeburtstag nicht darum, auf alles zu verzichten, sondern wieder von dem 'immer noch mehr' wegzukommen."

Nchhaltige Alternativen zu herkömmlicher Deko

Deko mit Maß lautet das Credo – und für viele Bereiche gibt es inzwischen auch umweltfreundliche Alternativen. "Bei uns sind auch Luftballons ein Muss in Sachen Dekoration. Die Kinder wären wirklich enttäuscht, wenn diese fehlen würden. Zum Glück gibt es mittlerweile abbaubare Ballons aus Naturlatex oder Kautschuk."

Was ansonsten für eine gelungene Motto-Party fehlt, wird kurzerhand aus dem Internet ausgedruckt.

Ihrer Meinung nach ist viel mehr auch gar nicht nötig: "Bisher haben weder meine Kinder noch die Gäste am Ende eines Geburtstags gesagt: 'War 'ne doofe Party, weil es zu wenig Dekoration gab.' Das ist Kindern doch total egal. Sie sehen ja hoffentlich noch nicht die perfekt dekorierten Geburtstagstische auf Social Media, die wir Eltern als Vergleich gerne heranziehen und die uns, aus welchen Gründen auch immer, unter Druck setzen."

Geschenke ohne Plastik

Auch beim Thema Geschenke hat Stefanie Schindler ihre Ansprüche an nachhaltige Gesichtspunkte angepasst. Ihr Tipp: einen Geschenke-Rahmen abstecken. "Die Frage 'Hat dein Kind einen Geschenke-Wunsch' kommt nach jeder verschickten Einladung garantiert. Du kannst dann ruhig sagen, dass ihr wenig Plastikgegenstände besitzen wollt oder ihr 'Zeit statt Zeug'-Geschenke, wie ein Gutschein fürs Eisessen, einen Besuch im Kino oder im Zoo auch super findet." So handhabt sie es inzwischen auch selbst, wenn sie zu Kindergeburtstagen eingeladen ist: "Wir verschenken fast nur noch Gutscheine für gemeinsame Erlebnisse, weil das so gut ankommt!"

"Ansonsten ist mein Eindruck, dass bisher alle unsere Geburtstagsgäste bei uns viel Spaß hatten, auch ohne übermäßige Dekoration oder in kleine Tüten verpackte Süßigkeiten."

Unsere Expertin: Stefanie Schindler

Stefanie Schindler betreibt den Reise- und Outdoor-Blog "a daily travel mate", der sich vor allem an Eltern richtet und auf dem sie über Ausflugsideen in die Natur sowie Nachhaltigkeit schreibt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern (4 und 7) in München.

Mehr Tipps für einen nachhaltigen Kindergeburtstag

Ein nachhaltiger Kindergeburtstag ist nicht nur ein Fest für das Geburtstagskind, sondern auch für die Umwelt. 

  • Statt Einweggeschirr zu verwenden, kann man auf wiederverwendbare Teller und Becher zurückgreifen. 
  • Für die Dekoration eignen sich selbstgemachte Girlanden aus Altpapier oder Naturmaterialien, die man gemeinsam mit den Kindern basteln kann. 
  • Anstatt herkömmliche Geschenke zu kaufen, können Erlebnisse wie ein Besuch im Tierpark oder eine Schnitzeljagd in der Natur verschenkt werden. 
  • Auch bei den Speisen lässt sich Nachhaltigkeit großschreiben: Regionale und saisonale Snacks sind nicht nur lecker, sondern schonen auch Ressourcen. 

So wird der Geburtstag zu einem freudigen Ereignis für alle – ohne dabei die Umwelt zu belasten.