Umweltschutz

"Fridays for future" für die Kleinen: Wie erklärt man Kindern den Klimawandel?

Alle Welt redet von Erderwärmung, Klimakrise und Umweltzerstörung. Auch die Kleinsten bekommen das mit – und stellen Fragen. Wie Eltern die richtig beantworten, erklärt der Psychologe Felix Peter.

Folgen des Klimawandels: Ein kleines Kind spielt auf einem ausgetrocknetem Feld. © iStock/JurgaR
Solche Bilder als Folge des Klimawandels können kleinen Kindern Angst machen. 

Wochenlange Hitze, ausgedörrte Wälder, trockene Flussbetten: Der vergangene Sommer hat mit voller Wucht gezeigt, welche Folgen der Klimawandel mit sich bringt. Für alle, auch in unseren Breitengraden. Aber wie erklären Eltern ihren Kindern das komplexe Thema, ohne ihnen Angst zu machen? Wie schaffen wir es, unserem Nachwuchs nicht alle Zuversicht zu nehmen angesichts der düsteren Vorhersagen? "Mein Kind ist noch zu klein dafür", ist ein Gedanke, der bei vielen Eltern jüngerer Kinder automatisch aufploppt. Doch das Thema Klimawandel begegnet uns überall. Es lässt sich nicht vermeiden, dass schon sehr kleine Kinder damit in Berührung kommen ...

Bevor sie jedoch damit alleine dastehen und sich die Dinge alleine erklären müssen, sollten wir sie besser dabei begleiten. Das sollte natürlich altersgerecht geschehen, weiß der Psychologe Felix Peter, eine feste Altersgrenze gebe es dabei aber nicht: "Es ist wie mit allen anderen mehr oder weniger ernsten Themen des Lebens auch: Kinder geben oft selbst ein Zeichen, wann es an der Zeit ist, näher auf ein bestimmtes Thema einzugehen."

Nichts verheimlichen: Den Klimawandel lieber in leichter Sprache erklären

Oftmals seien konkrete Alltagserfahrungen gute Ansatzpunkte, wenn ein Kind eine bestimmte Beobachtung mit seinen Eltern teilt. "Zum Beispiel, dass es besonders heiß ist, sehr doll geregnet hat, die Bäume traurig aussehen. Bei kleineren Kindern sollte man dann am besten erstmal auch auf dieser sehr konkreten Ebene bleiben", sagt Felix Peter, der sich als Mitglied von "Psycho- logists for future" mit den psychischen Auswirkungen der Klimakrise befasst.

Erklärungsversuche, die die Kids ratlos zurücklassen, seien genauso ungünstig, wie einem Kind den Eindruck zu vermitteln, dass es für einen Sachverhalt noch "zu klein" sei. Auf keinen Fall sollten Eltern den Eindruck hinterlassen, dass man etwas verheimlicht, das lässt die Sorgen nur noch größer werden. Und die Sorgen sind da, wie mehrere Studien gezeigt haben: Viele junge Menschen haben Angst vor dem Klimawandel. Vor allem die elterliche Unterstützung ist es, die Kindern hilft, mit dieser Angst klarzukommen.

Kindern die Angst vor dem Klimawandel nehmen,  aber richtig

Felix Peter rät Eltern, Gefühle nicht abzublocken: "Wichtig ist, dass Erwachsene den Kindern vermitteln, dass sie sich kümmern und die Kinder beschützen. Dabei sollten auf kommende Gefühle nicht unterdrückt, sondern thematisiert werden. Dazu gehört auch, gemeinsam zu schauen, wie sich gut mit einem unangenehmen Gefühl wie der Angst umgehen lässt." Die Kleinen zu beruhigen, indem man ihnen sagt, dass sie keine Angst haben müssten, sei keine wirkliche Hilfe, das löse eher den Eindruck aus, dass an ihrem Gefühl etwas nicht richtig sei. Ihnen zu sagen, dass alles wieder Ordnung komme, ist bereits eine Lüge: Denn das ist nach aktuellem Stand gar nicht mehr möglich, zu weit ist der Klimawandel bereits fortgeschritten.

Der bessere Weg: Die Angst aufzugreifen, kindgerecht einzuordnen und zu zeigen, wie man das unangenehme Gefühl in ein angenehmeres umwandelt. Zum Beispiel in Mut, eine Bekräftigung, dass man nicht alleine mit diesem Gefühl ist und dass viele Menschen zusammen an einer Lösung des Problems arbeiten. Wichtig ist es, den Kids zu vermitteln, dass es okay ist, Angst zu haben, aber dass man nicht untätig sein muss, sondern etwas tun kann, um ih- nen das Gefühl der Ohnmacht zu nehmen.

Gemeinsam handeln

Denn schließlich können schon kleine Dinge helfen, die Eltern und Kinder gemeinsam machen: bewusst den Müll trennen, beim Spazierengehen Abfall aufsammeln, aufs Auto verzichten, Bio-Lebensmittel kaufen, weniger (oder gar kein) Fleisch essen, beim Heizen sparen, auf Plastikverpackungen verzichten, mit der Bahn in den Urlaub fahren. Anhand dieser Beispiele, die im Alltag gelebt werden, können Eltern ihren Kindern die Auswirkungen des Klimawandels außerdem gut erklären. Und wenn dann doch mal der Joghurtbecher im Restmüll landet oder mit dem Auto zum Fußballtraining chauffiert wird? Dann sollten Eltern kein schlechtes Gewissen haben. Niemand kann rund um die Uhr hundertprozentig nachhaltig handeln.

"Das ist ja auch eine wichtige Lernaufgabe für Kinder: Man kann nicht alles perfekt machen – und etwas, das nicht perfekt ist, aber in die richtige Richtung weist, hat auch einen Wert", erklärt Felix Peter. Letztlich profitierten Kinder auch davon, wenn sie erleben dürfen, dass Eltern unperfekt sind. Hilfreich sei, dies auch immer wieder so zu kommunizieren.

Doch es reicht nicht nur, Kindern aufzuzeigen, was jeder einzelne von uns konkret machen kann. Denn klar ist: Der Klimawandel lässt sich nicht stoppen, nur weil alle in Deutschland vom Auto auf die Bahn umsteigen. Die Politik ist gefragt, Unternehmen sind gefragt. Positive Beispiele von Initiativen und Organisationen zeigen Kindern, dass auch die Erwachsenen im großen Stil handeln.

Autorin: Nathalie Klüver