
Seitdem mein Sohn zur Schule geht, warte ich quasi darauf, dass er mal etwas liegen lässt oder verliert. Dass das bisher nicht passiert ist, grenzt an ein kleines Wunder. Schließlich sind vor allem sechs- bis siebenjährige Kinder häufig mit "wichtigeren Dingen" beschäftigt, als auf ihre Sachen zu achten ...
Eine Frage der Konzentration – ist das die Ursache?
Wer kennt das nicht? Sobald die Schulglocke ertönt, stürmen die Kinder schnellstmöglich nach draußen. Es leuchtet ja auch ein, dass es ihnen wichtiger ist, mit ihren Freunden auf dem Schulhof zu spielen, oder nach Schulschluss nach Hause zu kommen, statt noch an Schal, Handschuhe und Trinkflasche zu denken. Da sie andere Prioritäten haben und einfach unbeschwert Kinder sind, konzentrieren sie sich oft nicht darauf, wirklich alle ihre Sachen zusammenzuhalten. Und solange sie die vergessenen Dinge am nächsten Tag einsammeln können, ist ja auch alles in Ordnung. Zur Not gibt es in der Schule ja auch noch die "Fundgrube", wo liegen gelassene Dinge gesammelt werden. Doof ist es allerdings, wenn die Sachen auf dem Schulhof oder auf dem Spielplatz liegen bleiben. Denn hier verschwindet dann bekanntermaßen öfter mal etwas, und man findet es später oder am nächsten Tag nicht wieder. Es gibt Eltern, die regelrecht daran verzweifeln, ständig eine neue Brotdose oder neue Handschuhe kaufen zu müssen – da helfen auch keine Namensetiketten.
Bitte nicht böse sein
Hand aufs Herz: Wir haben doch alle schon mal etwas liegen gelassen oder verloren. Wichtig ist, dass wir unsere Kids dafür nicht verurteilen. Oft ist es für sie schon schlimm genug, wenn sie ihr geliebtes Spielzeug verloren haben und nun darauf verzichten müssen. Denn damit sie aus der Situation lernen, ist es nicht förderlich, das Spielzeug sofort neu zu kaufen und zu ersetzen. Anders sieht das natürlich bei Dingen aus, die sie notwendigerweise für die Schule brauchen. Aber auch dann müssen Eltern nicht sofort springen und selbst für Ersatz sorgen. Vielleicht muss das Kind an dem Nachmittag auf seine Verabredung verzichten, um mit Mama oder Papa eine neue Brotdose kaufen zu gehen (sollte die verloren gegangene wirklich nicht wieder auftauchen). Wenn Kinder selbst die Konsequenzen tragen, können sie aus der Situation lernen.
Routine schaffen und Vorbild sein
Allem voran sind wir Eltern es, die unseren Kindern eine bestimmte Struktur und Ordnung beibringen. Und wie so oft, funktioniert das am besten, indem wir mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn wir selbst ständig unsere Sachen liegen lassen und nicht wissen, wo wir etwas zuletzt hatten, können wir auch nicht erwarten, dass es bei unseren Kindern anders ist. Beim Packen des Ranzens kann es helfen, eine feste Routine zu schaffen und dafür auch eine bestimmte Uhrzeit festzulegen. Das ist dann der Moment, in dem sich das Kind wirklich einfach nur auf diese eine Aufgabe – den Ranzen für den nächsten Tag zu packen – konzentriert.
Zu Hause hilft es auch, wenn Dinge ihren festen Platz haben, an dem sie immer dann liegen, wenn sie nicht benutzt werden. Der Schlüssel auf dem Schränkchen im Flur, die Buntstifte in einem Becher auf dem Schreibtisch, Schmutzwäsche im Wäschekorb – um nur einige Beispiele zu nennen. Beim Aufräumen ist es für kleinere Kinder sinnvoll, verschiedene Kästen oder Körbe für unterschiedliche Dinge zu haben und diese mit einem verständlichen, passenden Bildchen zu versehen. Das kann man auch für den Kleiderschank umsetzen: Das Fach für die Hosen bekommt ein Bildchen mit einer Hose. Am Sockenfach prangt das Bild einer Socke.
Kindern nicht hinterherräumen
Auch wenn mein Sohn noch nichts in der Schule verloren hat, erlebe ich es tagtäglich, dass er seine Sachen zu Hause einfach herumliegen lässt. Ein Bonbonpapier hier, ein ausgelesenes Buch dort – inzwischen weiß ich, dass es hilfreich ist, wenn wir selbst beim Aufräumen und Putzen gute Laune haben und verbreiten. Wenn Kinder uns ständig beim Putzen fluchen hören, wie sollen sie selbst daran Spaß entwickeln? Und wie sollen sie lernen, ihre Sachen wegzuräumen, wenn wir es dann doch für sie tun?! Bei kleineren Kindern kann man daraus auch eine Gemeinschaftsaufgabe machen und beispielsweise sagen: "Komm, wir räumen jetzt gemeinsam auf. Womit möchtest du anfangen?" Kinder mögen es, Verantwortung zu übernehmen und sich für etwas zuständig zu fühlen – solange es nicht mit Druck verbunden ist.
Entspannung als Ausgleich für den Alltag
Und noch ein Tipp: Kinder müssen im Alltag ganz schön was leisten. Gelassenheit und Achtsamkeit tun allen gut. Zur Entspannung, aber auch für eine bessere Konzentration sind zum Beispiel Yoga und Meditation – wenn man es regelmäßig praktiziert – geeignete Mittel. Mehr dazu lest ihr in den folgenden Artikeln: