
"Warum bist du nicht im Bett?"
"Warum hast du dem anderen Kind die Schaufel weggenommen?"
"Warum willst du das Gemüse denn nicht mal probieren?"
Nicht nur Kinder durchleben die Warum-Phase – sondern auch für Eltern ist es oft gefühlt das Fragewort Nummer eins.
Nur: Die ständigen Warum-Fragen bereiten oft mehr Stress als dass wir durch sie irgendwelche nützlichen Informationen bekommen würden. Denn ganz ehrlich: Wann hat denn jemals ein Kind auf das Warum seiner Eltern eine logische Erklärung geliefert? Selbst wenn der Tonfall dabei freundlich bleibt, ist es beinahe nie eine sinnvolle Frage. Die Antwort des Kindes wird in den allermeisten Fällen nicht den wahren Grund für sein Verhalten ans Licht bringen.
Es lohnt sich zu hinterfragen: Erwarten wir auf diese Fragen wirklich eine Antwort – oder geht es nicht eher darum, unserem Frust Ausdruck zu verleihen und einen Vorwurf auszusprechen?
Denn in Wirklichkeit kennen wir die Antwort in den meisten Fällen schon selbst. Ehrlicher und konstruktiver wäre es, dem Kind zu vermitteln, dass man es versteht – auch wenn das nicht bedeutet, dass man einverstanden mit seinem Verhalten ist.
Rhetorische Fragen verunsichern Kinder
Oftmals sind Kinder gar nicht in der Lage, ihre Handlungen oder Gefühle zu erklären. Entsprechend ist es wichtig, dass Eltern für sie quasi als Dolmetscher fungieren und ihnen helfen, die richtigen Worte zu finden. Ist dieser Schritt erstmal geschafft, kann gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden.
Wenn Eltern aus einer verständnisvollen Perspektive heraus mit ihren Kindern sprechen, schafft das Verbindung und Vertrauen. Kinder fühlen sich dadurch gesehen und nicht verurteilt. Oftmals sind sie dann viel eher bereit, sich zu öffnen und auf einen Kompromiss einzugehen.
Was Eltern stattdessen sagen können:
- "Ich weiß, warum du nicht im Bett bist. Komm, ich helfe dir, einzuschlafen."
- "Du hast dem anderen Kind die Schaufel weggenommen hast, weil du wütend bist. Wir geben die Schaufel jetzt zurück und suchen ein anderes Spielzeug."
- "Heute hast du keine Lust auf Gemüse und willst nur Nudeln essen. Wir probieren es morgen wieder."
Rhetorische Fragen stellt wohl jeder hin und wieder, es ist quasi ein Automatismus und im Prinzip auch nicht weiter dramatisch. Dennoch ist es sinnvoll, hin und wieder zu überlegen, ob es nicht doch zielführendere Alternativen gibt – vor allem im Gespräch mit unseren Kindern.
Was sich verbessert, wenn Eltern auf Warum-Fragen verzichten
Passiv-aggressive Dynamik lässt nach
Selbst wenn Eltern freundlich nach dem Warum fragen, schwingt dennoch immer ein unausgesprochener Vorwurf mit. Kinder haben feine Antennen für die Botschaft zwischen den Zeilen, und die lautet bei Warum-Fragen in aller Regel: "Ich bin nicht zufrieden mit deinem Verhalten." Wenn wir also stattdessen Tacheles reden und erklären, was uns stört, können Kinder besser damit umgehen und die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein konstruktives Gespräch ergibt, wird deutlich größer.
Mehr echte Verbundenheit
Indem Eltern ihren Kindern helfen, ihre eigenen Handlungen und Gefühle zu verstehen und einzuordnen, stärken sie die Bindung. Und das gelingt nur, wenn Eltern klar sprechen und ihren Unmut nicht hinter rhetorischen Fragen verstecken.
Weniger Frust
Wenn Eltern auf ihre Warum-Fragen gar keine Antwort oder nur Ausflüchte bekommen, führt das letztlich nur zu Frustration und schlechter Stimmung – bei allen Beteiligten. Damit sich die Fronten gar nicht erst verhärten, ist es also sinnvoll, direkt authentisch mit der Sprache herauszurücken. Diese Art zu kommunizieren dient letztlich auch unseren Kindern als Vorbild.