Kleines Mädchen schaut verärgert.© iStock/Photographer and Illustrator
Wenn Kinder schmollen, ist es für viele Eltern schwer, bei ihrem Nein zu bleiben.

"Will noch ein Eis!" - "Nein, du hattest schon eins." 3, 2, 1 – Wutausbruch ...

In dem Gefühlssturm, den ein solcher Dialog bei Kindern auslösen kann, sollten Eltern der Fels in der Brandung sein. Nur manchmal weht er uns doch um. Der Tag war lang, die Müdigkeit ist groß – und aus einem klipp und klaren "Nein" wird dann doch ein "Na gut" …

Klar, als Eltern sollten wir die Führung übernehmen und Grenzen setzen. Und manchmal halten wir uns dann selbst nicht an unsere Regeln. Das ist ja auch nur halb so wild – wenn es eine Ausnahme bleibt. Kritisch wird es, sobald Eltern grundsätzliche Schwierigkeiten damit haben, ihren Kindern einen Wunsch abzuschlagen oder ihnen Einhalt zu gebieten. Oft steckt das Phänomen des "People Pleasing" dahinter.

"People Pleaser" sind Menschen, die es anderen ständig recht machen wollen und nur schwer nein sagen können. Das an sich ist schon problematisch, weil die eigenen Wünsche und Bedürfnisse so oft in den Hintergrund geraten. Wenn Kinder ins Spiel kommen, nimmt das "People Pleasing" regelrecht schädliche Auswüchse an. Denn ein Kind braucht klare Grenzen und Eltern, die für sich selbst einstehen können – und keine Fähnchen im Wind.

Als Eltern nicht einknicken

"People Pleaser" jedoch haben Angst, dass die Beziehung zu ihrem Kind leiden könnte, wenn sie ihm Dinge verbieten. Einfach ausgedrückt: Sie wollen sich nicht unbeliebt machen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es gerade bei der bedürfnisorientierten Erziehung vielen Eltern schwerfällt, Wunsch von Bedürfnis zu trennen. Nicht alles, was ein Kind jetzt-sofort-auf-der-Stelle haben will, ist etwas, was es wirklich braucht oder ihm guttut.

Es ist an den Eltern, die Führung zu übernehmen und auch mal eine Bitte abzuschlagen – auch wenn es manchmal schwerfällt, den Gefühlsstürmen standzuhalten, die so ein Nein auslösen kann.

4 Verhaltensweisen, durch die People Pleasing in der Erziehung schadet:

1. Keine Grenzen setzen

Eltern dürfen (und müssen!) liebevoll die Führung übernehmen – selbst wenn das beim Kind zu Frustration führt. Dazu gehört auch, Bitten abzuschlagen und dann bei seiner Entscheidung zu bleiben.

2. Gefühle werden nicht begleitet

Es ist falsch verstandene Fürsorge, Kindern negative Gefühle wie Frust oder Ärger ersparen zu wollen. Vielmehr gilt es, diese Gefühle zu begleiten und ihnen zu helfen, sie zu regulieren – denn so lernen Kinder, mit ihren Emotionen umzugehen. 

3. Jeder Wunsch wird erfüllt

Wer ständig nur auf Friede, Freude, Eierkuchen bedacht ist und in permanenter Angst vor Eskalation lebt, tut seinen Kindern keinen Gefallen – und sich selbst langfristig auch nicht. Denn wenn Eltern laufend ihre eigenen Bedürfnisse übergehen, um es ihren Kindern recht zu machen, fügt das dem Familienleben auf Dauer Schaden zu. Alle Eltern wünschen sich zudem Kinder, die für sich einstehen können – und das lernen sie am besten durch unser Vorbild.

4. Wut wird nur schwer ausgehalten

Wer nein sagt, löst bei Kindern oft heftige Reaktionen aus – von Weinen, Schlagen, Treten bis hin zu Ausrufen wie "Doofe Mama". Klar: Schön ist das nicht. Kinder haben jedoch oft keine anderen Möglichkeiten, ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen. Wenn ein Kind wütend wird, bedeutet das nicht, dass die Bindung darunter leidet.