Kluge Köpfe

Wissenschaftler und zweifacher Opa: "So fördere ich die Intelligenz meiner Enkelkinder"

Frederic Friedel ist Wissenschaftler, Schach-Experte und zweifacher Opa. Er ist überzeugt: Rätsel sind wichtig für Kinder – und stärken sogar die Großvater-Enkel-Bindung.

Großvater spielt mit seinem Enkel Auto.© iStock/GrapeImages
Durch gemeinsames Rätseln fördern Großeltern die Intelligenz der Enkel.

"Erzähl doch mal, Opa!" So leicht macht es Frederic Friedel seinen Enkeln nicht. Statt ihnen Geschichten von früher aufzutischen, fordert er ihr Denkvermögen heraus. Der Wissenschaftler und Schach-Experte hat sich sein ganzes Leben lang mit Logik beschäftigt – und diese Leidenschaft möchte er an seine Kinder und Enkel weitergeben.

Frederic Friedel ist davon überzeugt, dass Großeltern geradezu prädestiniert dafür sind, mit ihrem Enkel zu rätseln – und damit ihren Grips zu trainieren.

"Großeltern können nicht so gut rennen und springen wie jüngere Familienmitglieder, aber sie können mit Kindern geistig herumtoben und Spaß haben", erklärt der 78-Jährige. 

Gemeinsames Rätseln stärkt die Bindung

Die Denksportaufgaben zahlen nicht nur auf die Intelligenzentwicklung der Kinder ein – sondern auch auf das Verhältnis zu den Großeltern. "Mir ist aufgefallen, dass die Enkelkinder nach den ersten Monaten des Rätsellösens plötzlich viel anhänglicher zu mir wurden. Es hatte sich nichts geändert: Wir holten sie von der Kita oder der Schule ab, gingen auf dieselben Spielplätze, kauften ihnen dasselbe Eis ... Alles war wie vorher, nur dass sie logische Rätsel bekamen. Das führte eindeutig zu einem Anstieg ihrer Zuneigung", so der Fachmann für Computer-Schach. 

Doch wie gelingt es Großeltern, das Rätsel-Fieber bei ihrem Enkel zu entfachen?

"Man hat etwa 40 Sekunden Zeit, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen und zu behalten. Wenn das gelingt, kann man erleben, dass sie bis zu zehn volle Minuten intensiv über ein Puzzle nachdenken. Und es macht ihnen offensichtlich Spaß", weiß Frederic Friedel. "Ich glaube, dass dies auf den Dopaminrausch zurückzuführen ist. Dabei handelt es sich um ein intensives Gefühl der Freude oder Erregung, das durch die Freisetzung eines Neurotransmitters im Gehirn hervorgerufen wird. Die Kinder erleben eine Art Rausch und wollen immer mehr davon."

Bessere Schulnoten dank Denksportaufgaben

Frederic Friedel ist überzeugt, dass Kinder, die regelmäßig rätseln, auch besser in der Schule sind. "Ich habe diese Erfahrung mit meinen beiden Söhnen gemacht, und jetzt mit meinen beiden Enkeln. Sie sind sehr klug. Vielleicht waren sie ohnehin klug, aber die logischen Rätsel, die sie während ihrer gesamten Kindheit bekamen, haben ihrer geistigen Schärfe sicherlich keinen Abbruch getan. Möglicherweise haben sie sogar dazu beigetragen, ihre Fähigkeiten besser zu entwickeln."

Ist das Rätsel-Fieber einmal erwacht, gibt es kein Halten mehr. "Ich habe nie eine Situation erlebt, in der sie nicht interessiert waren. Gelegentlich bekamen sie ein Problem auf einem Abenteuerspielplatz und sagten: 'Jetzt nicht, später ...' Sie rennen, springen, klettern und jagen dann weiter. Aber sie kommen alle zehn oder fünfzehn Minuten mit einer möglichen Lösung des Rätsels zu mir. Sie denken weiter darüber nach, während sie spielen." Fürs Rätseln sind Kinder seiner Erfahrung auch nie zu alt. "Die Enkel sind jetzt zehn und elf Jahre alt, und sie kommen immer wieder zurück, um neue Rätsel zu bekommen."

Einfache Aufgaben können auch junge Kinder lösen

Ab dem sechsten Geburtstag sind die meisten Kinder dazu in der Lage, einfache Rätsel zu lösen. Sein Rat an alle Großeltern: "Geben Sie ihnen mindestens ein oder zwei Aufgaben pro Woche, und geben Sie ihnen die Lösung nicht, wenn sie sie nicht sofort finden können. Ich habe schon mal nach einigen Tagen Anrufe von den Enkelkindern erhalten, die triumphierend sagten: 'Ich hab’s!'"

Das Lieblingsrätsel seiner Enkel

Frederic Friedels Enkel haben inzwischen weit über hundert Rätsel gelöst. Eines ist ihnen jedoch besonders in Erinnerung geblieben: das Wiegeproblem. Wie oft muss man Münzen wiegen, um die etwas schwerere unter drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn und schließlich 27 Münzen zu finden? Jedoch muss er immer wieder aufs Neue kreativ werden. "Ich kann keine der Rätsel wiederholen: Sobald ich anfange, sagen sie mir sofort die Lösung – sie haben alle in Erinnerung."