Fissurenversiegelung

Zahnversiegelung bei Kindern: Was Eltern dazu wissen müssen

Wenn die bleibenden Zähne beim Nachwuchs durchbrechen, kann eine Versiegelung Karies verhindern. Eine Kinderzahnärztin klärt über die Details zur sogenannten Fissurenversiegelung auf.

Ein kleines Mädchen auf dem Zahnarztstuhl© Pexels/MM Dental
Ab zum Zahnarzt, um die Fissuren versiegeln zu lassen – oder nicht?

Johanna Kant ist Vorsitzende des Bundesverbands der Kinderzahnärzte. Sie führt eine Kinderzahnarztpraxis in Oldenburg und hat selbst drei Töchter. Zum Thema Zähne versiegeln beantwortet sie uns hier die wichtigsten Fragen.

Welche Zähne werden potenziell bei Kindern versiegelt?

Meistens werden die Grübchen (Fissuren) in den bleibenden Backenzähnen versiegelt, die an 6er- und 7er-Stelle ganz hinten in der Zahnreihe stehen. Wenn die Grübchen besonders tief sind oder bereits Karies aufgetreten ist, kann auch die Versiegelung von Milchbackenzähnen oder von den kleinen bleibenden Backenzähnen, sogar von den Grübchen auf der Rückseite der Schneidezähne sinnvoll sein. 

Ab welchem Altern sollten Eltern mit einer Fissurenversiegelung bei Kindern rechnen?

Die ersten großen bleibenden Backenzähne werden in etwa im Alter von sechs Jahren im Mund sichtbar. 

Was genau passiert bei einer Zahnversiegelung?

Der Zahn wird gesäubert, getrocknet, der Zahnschmelz wird lokal angeraut, auf der angerauten Stelle wird ein dünner fließender Kunststoff aufgetragen und dieser wird mit einem speziellen Licht ausgehärtet. In manchen Fällen (das Kind ist noch sehr klein, der Zahn noch nicht ganz durchgebrochen) kann eine Versiegelung zunächst mit einem dünnflüssigen Zement gemacht werden. 

Kann eine Zahnversiegelung bei Kindern auch schädlich sein? 

Bei Kindern mit Neigung zu Allergien, die keine Karies hatten bzw. ein geringes Kariesrisiko haben, rate ich persönlich von einer Versiegelung davon ab. Auch wenn die Kinder das Trocknen des Zahns nicht zulassen, sollte eine andere Methode gewählt werden. 

Karies unter der Versiegelung – sofern diese gut gemacht wurde und schön dicht ist – wird nicht als Komplikation gesehen. Eventuelle Kariesbakterien bekommen dort weder Nahrung noch Sauerstoff und stellen so ihre Aktivität ein. 

In einigen Schulen wird vom jugendzahnärztlichen Dienst Fluoridlack aufgetragen. Das ist keine Versiegelung, sondern eine 'Starkmachcreme' mit Fluorid für die Zähne, die viele Mineralien auf die Zahnoberfläche bringt. 

drs. Johanna Kant, Vorsitzende des Bundesverbands der Kinderzahnärzte

Kann Zähne versiegeln ungesund für Kinder sein? 

Eine Nebenwirkung kann eine Reaktion auf den Kunststoff sein, die ich persönlich noch nicht erlebt habe. Wenn bereits Karies aufgetreten ist, muss der Zahn auch mit irgendetwas gefüllt werden. Da ist in meinen Augen die vorbeugende Versiegelung die bessere Alternative. 

Wie lange hält eine Versiegelung? Muss man sie erneuern?

Sie kann verschleißen oder mal verloren gehen – und kann dann erneuert werden. Gut gemachte Versiegelungen können sehr lange halten. Manchmal ist der Zahn weiter herausgewachsen und ein weiteres Grübchen wird sichtbar, welches nachversiegelt wird. 

Übernimmt die Krankenkasse bei Kindern die Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen die Versiegelungen der großen bleibenden Backenzähne. Die Versiegelung der anderen Zähnen wird je nach Praxis mit einem Betrag von 15 bis 50 Euro pro Zahn abgerechnet. 

Ist eine Versiegelung auch noch für Erwachsene ratsam?

Erwachsene haben meistens keine Probleme mit einer neugebildeten Karies. Deshalb gibt es nur wenige Erwachsene, bei denen eine Versiegelung sinnvoll ist. Erwachsene sollten den Fokus vor allem auf gesundes Zahnfleisch legen. 

Für Kinder wie Erwachsene gilt: Unsere Zähne bleiben lange gesund bei einer (Zahn-)gesunden Ernährung, gründlicher Zahnpflege mit fluoridierter Zahnpasta und regelmäßiger Vorsorge/Prophylaxe in der Zahnarztpraxis. 

drs. Johanna Kant