Frau mit zwei Kindern in New York.© iStock/Orbon Alija
Knochenjob Kindermädchen: Wer für Superreiche arbeitet, erlebt viele skurrile Situationen.

Es sind unglaubliche Einblicke in eine Welt, die den Normalsterblichen ansonsten verwehrt bleiben: Kindermädchen, die in Familien von Multi-Millionären oder sogar Milliardären arbeiten, sprechen (anonym) über das, was sie bei den Schönen und Reichen erlebt haben und teilen ihre bizarrsten Erfahrungen.

Geschenke ohne Ende

Dass den Kindern von Superreichen jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird, ist kaum eine Überraschung. Eine Nanny, die bereits in mehreren Millionärs-Familien gearbeitet hat, verrät, wie sich Kinder entwickeln, die mit Geschenken überhäuft werden: "Das Auffälligste, was ich in manchen Familien erlebt habe, ist die kurzlebige Freude, die die Kinder empfinden, wenn sie Geschenke, Ausflüge oder Geld bekommen, und das liegt daran, dass sie diese Dinge jeden Tag bekommen! Für sie ist das normal und wird erwartet. Es ist schwer, diese Kinder für gutes Benehmen zu belohnen, wenn sie die ganze Zeit belohnt werden."

Personal für die Kinder

Ein eigener Koch für ein Kleinkind? In gut betuchten Familien haben die Kinder nicht nur Nannys, sondern direkt eine ganze Reihe an Personal, das sich um sie kümmert: "Alle Kinder wurden von mehreren Hausmädchen bedient. Die Eltern wiesen mich an, sie nur aus Sicherheitsgründen zu 'beaufsichtigen' da die Hausmädchen und der Koch sich um alle ihre Bedürfnisse kümmern würden."

Kreditkarte für Kinder

Wenn Geld keine Rolle spielt, können auch die Kleinsten nach Lust und Laune shoppen gehen. "Das Unglaublichste war die Kindermädchen-Kreditkarte, die ich bekam", erzählt eine Nanny. "Die Kinder hatten damit jede Woche eine riesige Rechnung. In einer meiner ersten Wochen mit ihnen gaben wir an einem Tag über 1.000 Dollar in einem Laden aus."

Probleme mit Geld lösen

Auch eine andere Nanny berichtet davon, was für ein verschwenderischer Umgang mit Geld Kindern vorgelebt wird: "Ein 500-Dollar-Schaukelstuhl hat den falschen Orangeton? Wirf ihn einfach in den Müll und kauf dir einen neuen. Die Töchter streiten sich untereinander um ihre Barbie-Traumhäuser? Beruhige sie, indem du mit ihnen ins Geschäft gehst, um neue Puppen zu kaufen."

Keine Zeit für die Kinder

Eine Frau, deren Schwester als Kindermädchen arbeitet, berichtet über die Schattenseiten des Aufwachens im Luxus: "Das Baby wurde Anfang Oktober geboren und am Ende des Monats verbrachte meine Schwester bereits über 80 Stunden pro Woche mit ihr. Der Ehemann war nur einen Tag zu Hause, seit sie für sie arbeitet, und die Ehefrau ist jeden Tag von 6 bis 21 Uhr weg.“

Kein Kontakt zu den Eltern

Eine Nanny ist für die Kinder oft eine wichtige Bezugsperson – und deshalb sollten eigentlich auch Eltern Interesse an einem guten Vertrauensverhältnis haben. Das sehen jedoch offenbar nicht alle Familien so: "Meine Cousine arbeitete für eine Familie mit einem Vierjährigen und einem sechs Monate alten Kind. Beide Eltern waren hochrangige Führungskräfte und Multimillionäre. Sie sprach kein einziges Mal mit dem Vater oder sah ihn auch nur, und die Mutter sprach und sah sie nur während des Vorstellungsgesprächs, bei dem die Assistentin der Mutter praktisch die ganze Zeit alleine redete. Danach durfte sie die Eltern nicht mehr ansehen oder mit ihnen sprechen, nur die Assistentin. Sie sollte pünktlich um 6 Uhr eintreffen und im Wohnzimmer warten. Die Assistentin informierte sie, wenn die Eltern aus dem Haus waren und sie mit der Arbeit mit den Kindern beginnen solle."

Essen aus der Mikrowelle

Bei den Superreichen gibt es nur das allerbeste Essen für die Kinder? Von wegen! "Es war schrecklich", erinnert sich eine Nanny. "Die Kinder wurden total verwöhnt. Was immer sie wollten, bekamen sie. Zu Hause wurde nie Essen zubereitet. Sie hatten immer Mikrowellengerichte. Ich habe ihnen einmal eine Mahlzeit zubereitet, aber die Kinder wollten sie nicht, weil sie nicht aus der Mikrowelle kam."

Ausschließlich Markenklamotten

Alle Eltern wissen: Kinder passen manchmal nur wenige Wochen in ihre Klamotten, bevor sie schon wieder rausgewachsen sind. Das hält manche Familien nicht davon ab, ein kleines Vermögen in Kinderkleidung zu investieren: "Die Mädchen besitzen zahlreiche Markenkleidungsstücke: Burberry, Ralph Lauren, Vineyard Vines, Lilly Pulitzer usw. Der Rucksack der Sechsjährigen hat 85 Dollar gekostet. Ich verstehe, dass man möchte, dass die Kinder schöne Sachen zum Anziehen haben, aber sie wachsen schnell, und das Zeug ist teuer. Die Dreijährige ist letztes Jahr aus ihrer Garderobe herausgewachsen; sie wurde durch dieselben teuren Sachen ersetzt."

Keine Zeit zum Spielen

Wenn die Eltern es im Job weit gebracht haben, wünschen sie sich oft, dass ihre Kinder in ihre Fußstapfen treten – doch das hat seinen Preis, wie eine Nanny verrät: "Sie möchten, dass ihre Kinder Erfolg haben, und ich verstehe das. Aber jeden Tag gibt es etwas: Klavier, Ballett, Tennis, Chinesischunterricht und Squash. Sie haben keine Zeit zum Spielen."

Nanny als Ersatz-Mama

Zur traurigen Realität in manchen Familien gehört auch, dass sich die Eltern kaum für ihre Kinder interessieren und es kaum eine Verbindung zwischen ihnen gibt. "Die Mutter weiß zum Beispiel nicht, wann Ballett und Tennis sind; ich weiß es", so ein Kindermädchen. "Sie kennt auch die Sorgen oder Ängste ihrer Kinder nicht. Sie vertrauen sich mir an, und wenn ich es bei der Mutter anspreche, ist sie überrascht, dass sie nicht immer glücklich sind, weil sie doch schöne Dinge haben. Da fehlt definitiv etwas, und das merkt man. Der Dreijährige verplappert sich ständig und nennt mich Mama, was mir das Herz bricht."