Kita-Start

Kita-Eingewöhnung: Diese 6 Fehler sollten Eltern vermeiden

Damit der Start in den neuen Lebensabschnitt nicht in Tränen und Trennungsschmerz ausufert, sollten Eltern ein paar Fettnäpfchen vermeiden.

Mädchen mit Kita-Rucksack an der Hand ihrer Mama© iStock/miniseries
Für einen gelungenen Kita-Start gilt es ein paar Fehler zu vermeiden.

Der erste Kita-Tag. Die Eltern nervös, das Kind voll freudiger Aufregung. Alles ist neu und spannend und wartet nur darauf, entdeckt zu werden. Doch oftmals verwandelt sich die Vorfreude in Tränen und Trennungsschmerz – wenn die Eingewöhnung nicht so läuft, wie sie sollte.

"Es gibt viele kleine Fehler, die große, ungünstige Auswirkungen haben können, aber nicht zwangsläufig problematisch werden müssen", erklärt Stefanie von Brück, Pädagogin und Autorin ("Auf ins Kita-Abenteuer: Wie du dein Kind sicher und entspannt durch die Eingewöhnung begleitest"). "Je qualitativ besser die pädagogischen Fachkräfte arbeiten und je mehr das eigene Kind gerne und freiwillig in der Eingewöhnung mitmacht, umso weniger fallen diese Fehler auf."

Eltern sollten sich also nicht unter Druck setzen: Es geht bei der Eingewöhnung nicht um Perfektion, sondern darum, in angemessenem Tempo eine Bindung zu den Erziehern aufzubauen. "Wenn der Start in Krippe, Kindergarten oder Kindertagespflege insgesamt gut läuft, sind kleine Fehler kein Hindernis", so die Expertin. "Aber die gleichen kleinen Fehler können den Eingewöhnungsprozess richtig erschweren, wenn die Rundum-Bedingungen nicht so leicht sind. Zum Beispiel wenn die Fachkräfte die Eingewöhnung nicht gut begleiten oder wenn es dem eigenen Kind echt schwerfällt, sich zu lösen."

Typische Fehler, die viele Eltern bei der Eingewöhnung machen:

Zeitdruck

"Wenn Eltern nicht genug Zeit(puffer) für die Eingewöhnung einplanen, dann wird es super stressig und oft schmerzhaft: Weil dann das Kind schnell getrennt werden muss, obwohl es noch nicht bereit und sicher genug ist", weiß Stefanie von Brück.

Naivität

"Viele Eltern – und pädagogische Fachkräfte auch – unterschätzen die Tragweite der Eingewöhnung und wie viel Beziehungsarbeit darin steckt. Eingewöhnung passiert nicht 'mal eben so'. Und auch der Gedanke 'Die Fachkräfte wissen schon, was sie tun' ist riskant. Denn leider ist das nicht immer der Fall. Das mag erschüttern, aber die Qualität der Kinderbetreuung ist nicht überall gut."

Schwierige Kommunikation 

"Manche Eltern reden leider zu wenig und andere reden viel zu viel mit ihren Kindern und/oder den Fachkräften. Es ist wichtig, dass Eltern Kritik äußern können ohne den Fachkräften 'auf den Schlips zu treten', denn viele trauen sich gar nicht, etwas zu sagen und schlucken ihre Zweifel und Sorgen runter. Oder sie reden auf ihr Kind ein und versuchen es davon zu überzeugen, wie toll Kita doch ist und verpassen dabei den eigentlich wirklich wichtigen Punkt, dass es um Gefühle und Bedürfnisse und nicht um Argumente geht."

Keine Klarheit über die Gefühle 

"Gefühle zu haben macht uns menschlich, und verschiedene Gefühle zu spüren, ist bei der Eingewöhnung auch völlig normal: Da sind Freude, Zuversicht, Aufregung, vielleicht auch etwas Unsicherheit gleichzeitig in uns. Wichtig ist, dass sich Eltern um ihre Gefühle kümmern, vor allem dann, wenn sie das Loslassen ihres Kindes beeinträchtigen."

Pauschaldenken 

"'Weinen gehört dazu.' Aber auch: 'Ich geb mein Kind niemals weinend ab.' Beides sind pauschale Aussagen, die negative Auswirkungen auf die Eingewöhnung haben können. Ersteres führt dazu, dass viel zu oft ein weinendes Kind als normal akzeptiert und bagatellisiert wird, obwohl es ihm nicht gut geht. Letzteres führt dazu, dass Eltern oft Angst vor dem Trennungsmoment haben oder nicht unterscheiden können, ob das kindliche Weinen okay oder nicht mehr okay ist."

Eingewöhnung zu früh beenden

"Kinder erleben die ersten Tage und Wochen in der Kita oft wie in einem Rausch. Alles ist neu, aufregend, spaßig. Doch irgendwann verfliegt diese immense Begeisterung und die Kinder erkennen: 'Das ist jetzt mein neuer Job.' Die Betreuungszeit wird länger, die emotionale Herausforderung, ohne Mama und Papa zu sein und das Mitlaufen und Kooperieren mit einer Kindergruppe ist echt anstrengend. Eltern und Fachkräfte unterschätzen das oft, wenn sie in ihren normalen Alltagstrubel übergehen, die To-Do-Liste im Nacken haben und nicht mehr so ganz bei der Sache sind wie am Anfang. Da hilft nur: Druck raus. Nicht einfach weitermachen, sondern Stress und Hektik runterfahren. Bei der Abgabe morgens präsent – also wirklich DA sein – das Kind in Ruhe übergeben und empfangen und richtig trösten. Das gilt für Eltern und Fachkraft ganz genauso. Falls das nicht hilft, muss weitergesucht werden, dann ist es eventuell ein Kita-Problem an sich."

Was keine negativen Auswirkungen auf die Eingewöhnung hat

Rund um das Thema Eingewöhnung kursieren einige falsche Behauptungen, mit denen Stefanie von Brück aufräumen möchte: 

Eine enge Bindung zwischen Eltern und Kind oder auch das Kind noch zu stillen, sind keine Fehler in der Eingewöhnung! Das wird leider oft suggeriert und ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält, aber schlichtweg falsch ist.

Genauso wenig stimmt es, dass die Eingewöhnung besser läuft, wenn der Vater sie übernimmt. "Das ist ein weit verbreiteter Mythos, der zutreffen kann, aber nicht muss", so die Expertin. "Gefühle und Bedürfnisse sind universal, das Geschlecht der Eltern bei der Eingewöhnung ist egal. Vielmehr spielen hier gewisse Vorurteile eine Rolle: Mütter können nicht gut loslassen, Väter haben keine so enge Bindung zum Kind und deswegen fällt es ihnen leichter sich vom Kind zu trennen. Eine bittere Botschaft an beide Elternteile." 

Wie viele Tränen sind normal?

Gerade am Anfang sind Tränen keine Seltenheit. Nicht immer ist es ein Alarmsignal, wenn Kinder beim Abschied weinen, dennoch sollten Eltern und Erzieher aufmerksam hinschauen. "Tränen sind immer ein Signal und es ist unsere Aufgabe als Eltern – und auch die der pädagogischen Fachkräfte –, die Botschaft des Kindes zu entschlüsseln", so Stefanie von Brück. "Wenn sich ein Kind in der Betreuungseinrichtung sicher fühlt, wenn es zur neuen Bezugsperson Vertrauen gefasst hat, dann hat es keinen Grund zu weinen."

Wichtig ist, keine Abwärtsspirale entstehen zu lassen. "Erst weint das Kind ein bisschen beim Abschied, aber dann doller und dann schon beim Anblick der Fachkraft oder sobald Mama oder Papa aufsteht um zu gehen oder bereits in der Garderobe oder auf dem Weg zur Kita. Viele Kinder zeigen auch schon zu Hause ein 'Ich will nicht in die Kita' oder wachen nachts schreiend auf. Bevor sich die Lage so zuspitzt, sind Eltern und Fachkräfte in der Pflicht, die Eingewöhnung an das Tempo des Kindes anzupassen und beziehungsstärkend und bindungssicher weiterzumachen."