Nanny winkt mit Kleinkind der Mutter.© iStock/SolStock
Eine Nanny kann eine tolle Option für Familien sein.

Dieses Szenario ist für viele Familien Realität: Kleine Kinder daheim, kein spontaner Betreuungsersatz in Sicht und dazu die Unsicherheit, wie man den Alltag jetzt meistern soll.

Unsere Gastautorin ...
Marie-Christin Kamann

... Marie-Christin Kamann ist CEO von "quitt", einem Start-up-Unternehmen, das Haushaltshilfen, Nannys und Co anmeldet und sich um deren Versicherung, Lohnabrechnung etc. kümmert.

Kita-Notstand macht Alternativen notwendig

Seit zehn Jahren gibt es in Deutschland das Recht auf einen Kita-Platz. In der Theorie klingt das gut – die Realität sieht aber anders aus. 2024 fehlten fast 400.000 Kita-Plätze. Dazu kommen der Fachkräftemangel, Kitas, die wegen Krankheit schließen müssen, und aktuell auch noch Streiks. Für berufstätige Eltern ist das purer Stress. Immer mehr Familien schauen sich deshalb nach Alternativen um. Eine privat angestellte Nanny scheint auf den ersten Blick eine Luxuslösung zu sein. Aber ist das wirklich so unerschwinglich?

Private Kinderbetreuung: die Nanny 

Basierend auf dem aktuellen Mindestlohn von 12,41 Euro pro Stunde kostet eine Nanny in Teilzeit (36 Stunden pro Woche) rund 2.600 Euro im Monat – inklusive aller Sozialabgaben und Versicherungen. Zwei Drittel der Betreuungskosten können dann als Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden. Familien können pro Kind unter 14 Jahren jährlich bis zu 6.000 Euro Betreuungskosten absetzen, und so pro Jahr bis zu 4.000 Euro über die Steuer zurück bekommen.

Zwar liegen die Kosten für einen Kita-Platz in der Regel darunter, doch in privaten Kitas können die Gebühren pro Kind schnell auf bis zu 1.200 Euro pro Monat steigen. Ab zwei Kindern schmilzt der Unterschied zu den Nanny-Kosten also deutlich.

Und: Man kann eine Nanny auch zeitlich flexibel und mit weniger Stunden beschäftigen. Tatsächlich werden nur 15 Prozent der Nannys in der privaten Kinderbetreuung als Vollzeitkräfte beschäftigt. Ein beliebtes Modell ist das Kombimodell, bei dem die Nanny den Nachwuchs nach der regulären Kita-Betreuung abholt, meist gegen 16 Uhr, und dann bis zu zwei oder drei Stunden täglich übernimmt, bis die Eltern nach Hause kommen. 

Private Tagesmutter oder Nanny – die Vor- und Nachteile

Eine Tagesmutter betreut im Vergleich oft mehrere Kinder gleichzeitig, was die Kosten geringer hält. Gehen wir von einem durchschnittlichen Stundenpreis von 12 Euro pro Kind aus, belaufen sich die monatlichen Kosten bei einer vergleichbaren 36-Stunden Betreuung ebenso auf ca. 1.850 Euro – bei zwei Kindern würde sich das aber verdoppeln.

Der wesentliche Unterschied zwischen Nanny und Tagesmutter liegt in der Betreuungssituation. Eine Nanny betreut die Kinder im Haushalt der Familie, während eine Tagesmutter meist bei sich daheim betreut. Beide Modelle haben also Vor- und Nachteile, doch ab zwei Kindern relativieren sich die Kosten.

Neben der Kostenfrage gibt es aber natürlich noch andere Aspekte. Der vielleicht größte Pluspunkt einer Nanny: Sie kann ganz individuell auf die Bedürfnisse der Familie eingehen. Die Betreuung ist flexibler, und sie wird oft zu einer wichtigen Vertrauensperson für die Kinder. Manche Nannys sprechen sogar eine zweite Sprache – ein echter Bonus, wenn man möchte, dass die Kinder früh eine Fremdsprache lernen.

Im Rahmen der privaten Anstellung kann man individuelle Vereinbarungen treffen, Betreuung bei Krankheit eines Kindes ist in der Regel gewährleistet und das tägliche, oft nervenaufreibende Hinbringen und Abholen von der Kita entfällt. Im Idealfall kann eine Nanny während ihrer Arbeitszeit auch mal einkaufen und das Abendessen vorbereiten.

Nanny anstellen: Darauf müsst ihr achten

Wer mit dem Gedanken spielt, eine Nanny anzustellen, sollte vor allem eines beachten: Wichtig ist, dass das Arbeitsverhältnis korrekt angemeldet wird. Das ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern sichert auch die Rechte der Nanny, wie Renten-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung. Eine legale Anstellung zeigt zudem Wertschätzung und schützt die Familie im Falle eines Unfalls oder Krankheit. Damit die Administration stressfrei läuft, gibt es Firmen, die die komplette Verwaltung übernehmen – von der Anmeldung bis zur monatlichen Lohnabrechnung. Ansonsten kann auch ein Steuerberater helfen. Das lohnt sich, denn: Wer dabei erwischt wird, eine Haushaltshilfe oder eine Nanny schwarz zu beschäftigen, riskiert eine vierstellige Geldstrafe. 

Zu wem passt eine Nanny?

Ja, eine Nanny kostet Geld, aber in bestimmten Situationen – vor allem bei mehreren Kindern – kann sie eine realistische und sogar attraktive Alternative sein. Neben der finanziellen Kalkulation spielen auch der Stressfaktor und die Flexibilität eine große Rolle. Wer also dem nächsten Kita-Streik gelassen entgegensehen möchte, für den könnte eine Nanny eine echte Option sein.