Veränderte Wahrnehmung

Jugendlicher Leichtsinn – dafür gibt es eine Erklärung!

Ist euch das schon mal aufgefallen? Viele Jugendliche, auch solche, die möglicherweise als Kind eher ängstlich waren, neigen plötzlich zu Risikobereitschaft und werden leichtsinnig. Warum das so ist. 

Jugendliche Mädchen balancieren auf hoher Mauer.© iStock/SolStock
Viele Jugendliche werden in der Pubertät leichtsinnig und risikofreudig.

Jugendlicher Leichtsinn

Übrigens: Der Begriff "jugendlicher Leichtsinn" wird auch verwendet, um bei erwachsenen Menschen darauf hinzuweisen, dass sie unbedacht, unreflektiert, übertrieben mutig, spontan oder auch aus dem Affekt heraus gehandelt haben. Mitunter sagt man das auch mit einer gewissen Portion Selbstironie über die eigene Person. In diesem Artikel geht es aber um das Phänomen, warum Jugendliche – aufgrund ihrer Gehirnentwicklung – tatsächlich risikofreudiger und mitunter leichtsinnig werden.

Kinder und Jugendliche sind absolut zwei Paar Schuhe. Das wissen wir aus eigener Erfahrung. Hatten wir als Kind vielleicht noch mehr Ängste und fühlten uns oft unsicher, hat sich das in gewisser Hinsicht wohl geändert, als wir in die Pubertät kamen. Eine Unsicherheit besteht ohne Frage auch bei vielen Jugendlichen. Und natürlich sind auch gewisse Ängste weiterhin "normal". Doch bei vielen kommt dann noch etwas dazu: Die Risikofreude oder Leichtsinnigkeit. 

Das Gehirn ist "schuld"

Natürlich ist daran unser Gehirn "schuld" – das Gehirn in Verbindung mit unseren Hormonen. Was in der Pubertät im Gehirn passiert, lest ihr detailliert in unserem verlinkten Artikel. 

An dieser Stelle wollen wir lediglich auf den Aspekt eingehen, woher es kommt, dass Jugendliche sich oftmals überschätzen und – aus Augen der Erwachsenen unnötige – Risiken eingehen. 

Hirnareale reifen bei Jugendlichen unterschiedlich schnell

Das Gehirn, bzw. verschiedene Areale davon, reifen nämlich unterschiedlich schnell. Das erklärt auch, warum uns unsere Jugendlichen manchmal schon ganz erwachsen vorkommen und in anderen Bereichen eher "zurückgeblieben" erscheinen. Es erfolgt also ein regelrechter Umbau im Gehirn, aufgrund dessen wir uns nicht wundern müssten, dass er Auswirkungen auf das Empfinden und Verhalten von Jugendlichen in der Pubertät hat. 

Höhere Stimulanz nötig

Im limbischen System, das mit den Emotionen zusammenhängt, wird auch Dopamin ausgeschüttet, ein Botenstoff, der für Glücksgefühle sorgt. Auch Aufregung und Spannung kann zur Dopaminausschüttung führen und uns schließlich als angenehm wahrgenommene Gefühle bescheren. Wie die Süddeutsche Zeitung (online, Quelle siehe unten) berichtete, haben Jugendliche offenbar im Vergleich zu Erwachsenen noch eher wenige Dopaminrezeptoren. Das führe dazu, dass Jugendliche stärkere Reize bräuchten, um sich entsprechend stimuliert zu fühlen. 

Impulskontrolle entwickelt sich später

Ein weiterer Grund, weshalb Pubertierende oft leichtsinnig sind, ist die späte Ausreifung des Frontallappens im Gehirn, der mit der Impulskontrolle zusammenhängt, uns hilft, abzuwägen und ggf. erst mal vorsichtig zu sein. Dieses Ungleichgewicht im Gehirn von Jugendlichen bedeutet, dass viele ihrer Handlungen und Reaktionen mehr von Emotionen gesteuert als vom Verstand kontrolliert sind. Und sie können gar nichts dafür. 

Am besten gehen wir als Eltern also damit um, indem wir ihnen größtmögliches Verständnis entgegenbringen und immer wieder das Gespräch suchen.

Unser Buch-Tipp

In ihrem Buch "Puderzucker an der Waffel. Wie die Psyche im Gleichgewicht bleibt" klärt Autorin Jana Hauschild darüber auf, was uns seelisch gesund hält. Sie bricht dabei Tabus und baut Berührungsängste ab. Es geht auch darum, wie wir merken ob wir selbst oder andere Hilfe brauchen. Ein feinfühliges, aufschlussreiches Buch – auch für Eltern.